Microsoft kauft Nokia-Kerngeschäft

Nokia chief executive Stephen Elop (L) welcomes Microsoft chief executive Steve Ballmer with a handshake at a Nokia event in London in this February 11, 2011 file photograph. Microsoft Corp said on September 3, 2013 it would buy Nokia's mobile phone business for 5.44 billion euros ($7.2 billion), and the Finnish firm said its CEO Elop would join Microsoft when the transaction closed. REUTERS/Luke MacGregor/Files (BRITAIN - Tags: BUSINESS SCIENCE TECHNOLOGY TELECOMS)
Der Software-Gigant zahlt 5,44 Milliarden Euro. Man wolle nun das Beste aus beiden Welten vereinen.

Der Software-Riese Microsoft übernimmt das Kerngeschäft des Handy-Konzerns Nokia. Der Preis liegt bei insgesamt 5,44 Milliarden Euro, wie die Unternehmen am Dienstagmorgen mitteilten. Damit könnte auch ein Ersatz für den scheidenden Microsoft-Chef Steve Ballmer gefunden sein. Nokia-Lenker Stephen Elop, ein früherer Microsoft-Manager, wurde bereits als Ballmer-Nachfolger gehandelt.

Microsoft zahle 3,79 Milliarden Euro für das Geschäft mit Geräten und Diensten und gebe weitere 1,65 Milliarden Euro für Patentlizenzen aus, hieß es. Außerdem werde Microsoft auf Nokias Kartendienste zurückgreifen. Der Deal soll Anfang 2014 abgeschlossen werden. Rund 32.000 Mitarbeiter sollen zu Microsoft wechseln.

Nokia setzt künftig auf andere Sparten

Mit dem Deal wird sich der Nokia-Umsatz in etwa halbieren. Der finnische Konzern will sich künftig vor allem auf das Netzwerk-Geschäft und die Entwicklung seiner Kartendienste unter der Marke Here fokussieren. Der Konzern hatte jüngst den ursprünglich gemeinsam mit Siemens betriebenen Netzausrüster NSN komplett übernommen.

Über eine Nokia-Übernahme durch Microsoft war bereits seit einiger Zeit spekuliert worden. Die Unternehmen waren Anfang 2011 eine enge Partnerschaft eingegangen. Nokia ist der wichtigste Hersteller von Smartphones mit dem Microsoft-Betriebssystem Windows Phone.

Schwächelnde Giganten

Damit schließen sich zwei Giganten zusammen, denen massive Veränderungen in ihrem angestammten Geschäft zu schaffen machen. Der finnische Konzern war lange Zeit die dominierende Kraft im Handy-Markt, verlor aber mit dem Vormarsch der Smartphones wie des iPhone von Apple und Geräten mit dem Google-System Android massiv an Boden. Dank der starken Position bei günstigen Handys ist Nokia zwar immer noch der zweitgrößte Hersteller von Mobiltelefonen nach Samsung. Der Marktanteil von Nokias Lumia-Modellen bei den lukrativen Smartphones liegt aber im niedrigen einstelligen Prozentbereich.

Auch Microsoft hat derzeit mit einem Wandel in seinem Kerngeschäft zu kämpfen. Das Betriebssystem Windows und die Bürosoftware Office sind immer noch die wichtigsten Geldbringer des Konzerns - inzwischen werden aber immer weniger PCs verkauft, weil die Nutzer lieber zu Smartphones und Tablets greifen. Microsoft versucht, mithilfe von Windows Phone und Nokia auf diesen Zug aufzuspringen, die Marktanteile steigen aber nur langsam.

"Das Beste von Microsoft und das Beste von Nokia vereinen", Ballmer und Elop

Ballmer und Elop schrieben in einem gemeinsamen Brief, mit dem Zusammengehen der beiden Unternehmen werde man das volle Potenzial des Windows-Ökosystems entfalten können. Es werde neue Telefone und Dienste geben, "die das Beste von Microsoft und das Beste von Nokia vereinen".

Börsen reagieren positiv

Unter Börsianern sorgte der Schachzug für gute Stimmung. "Das ist ein gewaltiges, aber notwendiges Wagnis für Microsoft. Nach Jahren der Fehlschläge mit Windows Mobile schwenkt der Konzern jetzt um und übernimmt die Kontrolle über die Software und die Hardware", sagte Analyst Geoff Blaber von CCS Insight. "Falls es Zweifel gab, dass ein neuer Microsoft-Chef die Strategie von Geräten und Diensten zurücknehmen könnte, sind die nun zerstreut. Diese Aktion wird das Geschäft von Microsoft dauerhaft verändern." Am Aktienmarkt profitierten vor allem die Titel der Finnen. Die Nokia -Papiere kletterten im Frankfurter Handel um ein Fünftel, während die Microsoft-Anteil fast unverändert in den Parketthandel gingen.

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