Metaller wollen deutlich mehr Lohn

Metaller wollen deutlich mehr Lohn
Nach Reallohnverlusten will die Gewerkschaft heuer kräftiger zulangen.

"Die Voraussetzungen sind so gut. Das Wirtschaftswachstum ist auf einem so hohen Niveau wie schon lange nicht. Das ist gut für uns." Rainer Wimmer, Chef der Metallergewerkschaft Proge und Lohnrunden-Chefverhandler für rund 180.000 Beschäftigte der heimischen Metallindustrie, will sich heuer ein größeres Stück vom Kuchen abschneiden als in den vergangenen Jahren. Nach den eher mageren Abschlüssen der Jahre 2015 und 2016 wollen die Gewerkschaften – gemeinsam mit der Proge verhandelt die Angestelltengewerkschaft GPA – bei der Ist-Lohn-Erhöhung deutlich mehr als zwei Prozent Plus erreichen.

Inflation frisst Plus

Vor allem auch wegen der seit dem Abschluss im vergangenen Oktober deutlich gestiegenen Inflation. Denn der nach Einkommenshöhe gestaffelte Abschluss von 1,2 bis 2,0 Prozent (siehe Grafik) bedeutet für viele einen Reallohnverlust. Die durchschnittliche Lohnerhöhung von 1,68 Prozent wird zur Gänze von der für heuer prognostizierten Inflation von 1,8 (WIFO) bzw. 2,0 Prozent (IHS) aufgefressen. Im Mai etwa betrug die Teuerungsrate bereits 1,9 Prozent.

Schuld daran ist der Mechanismus, mit dem die Inflation bei den Verhandlungen berücksichtigt wird. Traditionell einigen sich Arbeitgeber und Gewerkschaften auf die Teuerungsrate zwischen letztem Abschluss und Verhandlungsbeginn, im Vorjahr war diese mit 0,8 Prozent nicht einmal halb so hoch wie die tatsächliche derzeitige Inflation.

Hohe Forderung?

Ob die Gewerkschaft wie im Vorjahr am 20. September mit einer konkreten Forderung in die erste Runde mit dem größten Fachverband Metalltechnische Industrie (MTI) geht, sagt Wimmer nicht: "Wir haben noch nicht entschieden, ob wir mit einem Prozentsatz oder offen in die Verhandlungen gehen." Gibt es eine konkrete Forderung, wird sich diese, glauben Insider, jenseits der 4-Prozent-Grenze bewegen. Wimmer hält sich bedeckt, aber: "Die Voraussetzungen sind so gut, dass die Arbeitnehmer das Geldtaschl weit aufmachen müssen."

Im Vorjahr hatten die Metaller 3,0 Prozent höhere Ist- und Mindestlöhne gefordert, was für beträchtliche Verärgerung bei den Arbeitgebern sorgte. MTI-Obmann Christian Knill hatte den 3-Prozent-Wunsch damals als "völlig realitätsfremd" und als "Jobkiller" kritisiert.

Arbeitszeit

Eine kräftigere Lohnerhöhung – ein Prozent kostet gut 60 Millionen Euro – könnte die Branche durchaus verkraften. Zwar gab es 2016 leichte Rückgänge bei Produktionswert (35,5 Milliarden Euro) und Export (31,5 Milliarden), heuer werden aber wieder Zuwächse erwartet.

Offen lässt Knill, ob "sein" Fachverband nach dem Ärger über die gescheiterten Sozialpartnerverhandlungen – der KURIER berichtete – eine weitere Arbeitszeit-Flexibilisierung fordern wird. Die Metallindustrie hat 2016 ein mit 2019 befristetes Modell vereinbart, das je nach Auftragslage das Sammeln von Plus- und Minusstunden mit langen Durchrechnungszeiträumen erlaubt. Das Interesse der Firmen ist allerdings gering, laut Proge gibt es "ungefähr zehn Betriebsvereinbarungen". Weitere Verhandlungen blockt Wimmer ab: "Wir können schon darüber reden, aber dann setzen wir das Modell gleich wieder aus."

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