Metaller: "Wenn es jemandem nicht passt, kann er ja zum Chef gehen"

Metaller: "Wenn es jemandem nicht passt, kann er ja zum Chef gehen"
Arbeitgebervertreter Knill ließ am Montag angesichts der Lohnverhandlungen mit kantigen Sagern aufhorchen.

Der Montagmorgen stand im Zeichen des Arbeitskampfes: Auf der Triesterstraße standen die Metaller zu einem Warnstreik und blockierten den Frühverkehr, im Ö1-"Morgenjournal" saß der Industrielle Christian Knill und ließ kantige Sager vom Stapel. Dieser Kontrast fasste die aktuelle Stimmung gut zusammen.

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Wie berichtet, verlangen die Gewerkschafter ein Gehaltsplus von 11,6 Prozent. Die Industrie will hingegen Einmalzahlungen, wie Knill betonte. Diese würden jetzt helfen, um die Kaufkraft zu stärken und gleichzeitig die Betriebe nicht dauerhaft schädigen. "Wir dürfen nicht vergessen, dass wir in einer Rezession sind, die noch länger anhalten, die die Betriebe auch mitnehmen müssen. Wir sehen erst frühestens Mitte 2024 wenn überhaupt zu einer Verbesserung kommen wird."

Die Gewerkschaftsposition

  • Pro-Ge und GPA fordern 11,6 Prozent für ein Jahr mehr Lohn.

Die Arbeitgeberposition

  • Das Angebot 1 der Arbeitgeber sah plus zehn Prozent - aufgeteilt auf zwei Jahre - plus zwei mal 750 Euro Einmalzahlungen vor.
  • Als Alternative (Angebot 2) dazu sei eine durchschnittliche Lohn- und Gehaltserhöhung von 8,42 Prozent angeboten worden. Diese bestehe aus einer Erhöhung der Entgelte um 2,5 Prozent zuzüglich eines monatlichen Fixbetrages von 100 Euro. Dazu käme eine Einmalzahlung von 1.050 Euro.

"Wer damit ein Problem hat..."

Auf den Einwand, dass damit in Hinkunft die Löhne automatisch sinken könnten, wurde Knill deutlich: „Wir verhandeln Mindestlöhne und Mindestgehälter. Wenn es jemandem nicht passt, kann er ja zum Chef gehen und mehr verlangen.“ Auch in  Deutschland und in skandinavischen Ländern habe es Einmalzahlungen gegeben. Auch gewisse skandinavische Länder – bei uns ist das nicht möglich".

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Ob es fair sei, dass die Pensionisten eine höhere Anpassung bekämen als die Arbeitskräfte der Metaller? Knill: "Die Pensionisten haben ja keinen Markt bitte. Wir exportieren 8 von 10 Euros ins Ausland. Wir müssen uns mit unseren ausländischen Mitbewerbern matchen und da gewinnt nur der erste. Uns mit Pensionisten zu vergleichen, hinkt komplett."

Usancen stehen zur Debatte

Als Grundlage für die Gehaltsverhandlungen gilt die so genannte Benya-Formel, die grob gesagt eine Abgeltung der Inflation plus Produktivitätszuwachs vorsieht. Knill stellte diese Usance in Frage: "Die gilt anscheinend auch für die Gewerkschaften nicht mehr. Denn die Benya-Formel sagt auch, dass die rollierende Inflation abgedeckt werden soll, sondern auch, dass ein Teil der gesamtwirtschaftlichen Produktivität abgedeckt werden soll. Und der ist negativ, aber das erwähnt die Gewerkschaft ja nie.“

Auch plädierte er für zweijährige Abschlüsse „Warum nicht? Vor 40 Jahren hat man mit der Benya-Formel eine Form eingeführt, die Zeiten haben sich deutlich geändert. In Deutschland gibt es ständig Mehrjahres-Abschlüsse, auch in anderen Branchen in Österreich ist es möglich. Warum soll es bei uns nicht auch möglich sein?“

 

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