Mehr Nachfrage nach Bio, aber keine neuen Bio-Bauern

Fresh healthy bio fruits and vegetables on market
Grund dafür ist das Ende von Umstiegsprämien. Bio-Pionier fordert „mehr Ehrlichkeit“

Der Verkauf von Bio-Lebensmitteln hat im Vorjahr um knapp 60 Prozent mehr Geld in die Kassen der Supermärkte und Diskonter gespült als noch im Jahr 2016. Das geht aus den Zahlen der RollAma hervor. Ein Ende des Höhenflugs ist nicht in Sicht (siehe Grafik). „Themen wie die Klimakrise sind im Bewusstsein der Konsumenten angekommen“, sagt Gertraud Grabmann, Obfrau von Bio-Austria. Anders formuliert: Bio ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Mitunter auch, was den Preis angeht.

Von Kostenwahrheit könne schon lange keine Rede mehr sein, sagt Gerhard Zoubek, Öko-Pionier und Gründer des Adamah Biohofs. Würde es Kostenwahrheit über die Wertschöpfungskette hinweg geben, müssten konventionelle Lebensmittel aufgrund der verursachten Umweltschäden und den damit verbundenen Kosten für die gesamte Gesellschaft deutlich teurer sein als jene aus biologischer Erzeugung, argumentiert Zoubek. Und fordert: „Wir brauchen endlich mehr Ehrlichkeit, wenn es um die Herkunft der Rohstoffe und den Ort ihrer Verarbeitung geht.“

Aus seiner Sicht also auch mehr regionale Wertschöpfung. Dagegen würden aktuell etwa Bio-Teigwaren in den Supermarktregalen stehen, die im Ausland aus billigem Hartweizen gefertigt wurden, der wiederum aus ehemaligen Ostblockländern angeliefert wird. Bio ist ein weltumspannendes Milliardengeschäft. „Es ist ja jeder zusätzliche Quadratmeter Acker, der biologisch bearbeitet wird, erfreulich. Aber wir müssen schon auch darauf achten, dass auch die Werte aufrecht erhalten werden und nicht nur das Geldverdienen im Fokus ist“, warnt Zoubek. Und meint damit keineswegs nur Betriebe jenseits der Landesgrenzen.

Weniger „Neo-Ökos“

Bleibt die Frage, ob mit der Nachfrage auch die Zahl der Bio-Betriebe in Österreich steigt. Tut sie nicht. Grund für die 2019 eingesetzte Stagnation ist das Auslaufen der Umstiegsprämien. Insgesamt wirtschaften derzeit 24.480 Höfe unter dem Bio-Siegel. Aus Sicht von Grabmann geht eine Schere zwischen Angebot und Nachfrage auf: „Man muss gegensteuern, ansonsten droht ein Wertschöpfungsverlust.“ Auch weil in anderen Ländern die Zahl der Bio-Betriebe weiter steigt.

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