Weltgrößter Bierbrauer will Nummer zwei schlucken

Bierabfüll-Anlage von SABMiller,der Nummer zwei auf dem Weltmarkt, in Alrode, Südafrika.
Anheuser-Busch InBev muss laut britischen Recht bis 14. Oktober "Übernahmeangebot" für SABMiller abgeben.

Auf dem globalen Biermarkt braut sich was zusammen: Der weltgrößte Brau-Konzern Anheuser-Busch InBev (bekannt durch seine Marken Beck‘s, Budweiser, Corona,Stella Artois) hat Durst auf seinen Mitbewerber SABMiller (Pilsner Urquell), die Nummer zwei der Branche. Am Mittwoch hat der belgisch-amerikanische Konzern bekannt gegeben, dass er mit dem britisch-südafrikanischen Konkurrenten Gespräche über eine Fusion bzw. ein Übernahmeangebot verhandeln wird.

Am Donnerstag bestätigte Anheuser-Busch InBev weiters, dass man mit dem Aufsichsrat von SABMiller "hinsichtlich der empfohlenen Transaktion zusammenarbeiten wird". Nach dem Übernahmerecht ("Takerover Code") der Londoner Börse "muss AB inBev spätestens bis 17.00 Uhr am 14. Oktober 2017 seine feste Absicht bekunden, dass ein Angebot für SABMiller gelegt wird oder AB InBev von dieser Übernahmeabsicht zurücktritt. Diese Frist kann nur mit Zustimmung von SABMiller und des britischen Übernahmegremiums verlängert werden. Am Donnerstagmittag legte der Kurs der SABMiller-Aktie, die an der Londoner Börse notiert, um rund zehn Prozent zu.

Nach der ersten Übernahme-Ankündigung am Mittwochvormittag hatte die Aktie des Weltmarktführers AB InBev, dessen Aktien an der Brüsseler Börse und dessen Zertifikate (ADRs) an der New Yorker Börse notieren, um fast acht Prozent zugelegt. Der Kurs der SABMiller-Aktie hatte sogar ein Rekordplus von mehr 20 Prozent erzielt. Offenbar sehen die Finanzmärkte in einem Zusammenschluss der zwei Bier-Riesen viel Fantasie. Der neue Mega-Konzern hätte eine außerordentliche Marktmacht und nach den aktuellen Börsenkursen einen Marktwert von umgerechnet 238,5 Milliarden Euro.

Der Wunsch nach einer Hochzeit auf dem Bier-Weltmarkt ist nicht neu: Bereits vor einem Jahr wurde kolportiert, dass die Nummer eins den Branchenzweiten schlucken will. Damals berichtete das Wall Street Journal, dass Anheuser-Busch umgerechnet 108 Milliarden Euro für die Übernahme von SABMiller in die Hand nehmen wollte.

Die Vorgeschichte

Die belgisch-amerikanische InBev-Gruppe ist 2008 durch die Übernahme von Anheuser Busch zum Marktführer aufgestiegen. Später übernahm der Bierriese die mexikanische Modelo-Gruppe mit der Kultmarke "Corona". Seit damals dominiert AB InBev unangefochten den Markt in Südamerika. Das Osteuropa-Geschäft hat der Konzern Ende 2009 an den Finanzinvestor CVC verkauft.

Im Vorjahr setzte AB InBev mit 155.000 Mitarbeitern rund 41,6 Milliarden Euro um. Der Konzern braute 41,15 Milliarden Liter Bier, das entspricht einem Weltmarktanteil von gut 20 Prozent. 200 Biermarken gehören dem Konzern, in Deutschland unter anderem Löwenbräu und Spatenbräu.

Mitbewerber SABMiller ist deutlich kleiner. Er beschäftigt 69.000 Mitarbeiter, braut jährlich rund 24,6 Mrd. Liter Bier und erwirtschaftete zuletzt 23,2 Milliarden Euro Umsatz.

Sollte die Hochzeit tatsächlich stattfinden, muss der Bierriese mit harten Auflagen der Wettbewerbshüter rechnen. In den USA hat AB InBev fast 50 Prozent Marktanteil, SABMiller kommt auf 30 Prozent.

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