Match der Park-Apps: "Römer gegen Gallier"

Parktickets für Kurzparkzonen in österreichischen Städten und Gemeinden per App zu kaufen hat Vorteile. Will man das Auto länger stehen lassen, muss man nicht zum Wagen oder zum Parkautomaten zurück, um einen neuen Parkschein zu lösen oder zu hinterlegen. Die Parkzeit kann innerhalb der Höchstparkdauer über das Smartphone verlängert werden. Außerhalb von Wien ist auch die minutengenaue Abrechnung möglich.
Beherrscht wird der Markt von Easypark, das zur schwedischen Arrive-Gruppe gehört und hierzulande in 140 Städten und Gemeinden aktiv ist. Aber auch kleinere Anbieter wie Presto-Parking und Park and More wollen mitmischen und sind ebenfalls in zahlreichen Städten und Gemeinden vertreten. Auch das schwedische Parkster kämpft hierzulande um Marktanteile.
Bei den Transaktionsgebühren, die meist zu den jeweiligen Gebühren für das Parken dazukommen, gibt es große Unterschiede. Das Spektrum reicht von 0 bis 55 Cent pro Parkvorgang. Für Vielparker und Firmenkunden haben die meisten Anbieter Abos oder spezielle Angebote. Während Marktführer Easypark auf seine breite Verfügbarkeit verweist, versuchen kleinere Anbieter über den Preis, aber auch mit Zusatzservices zu punkten.
Marktkonzentration
Sie beklagen auch die zunehmende Marktkonzentration. Der Marktführer Easypark sei in den vergangenen Jahren durch Zukäufe stark gewachsen. Nach Parkme und ParkNow wurde zuletzt das Geschäft der früheren A1-App Handyparken in den Bundesländern übernommen. Dadurch sei auch das Preisniveau stark angehoben worden, heißt es etwa aus der Firma Vendaro, die die App Presto-Parking anbietet.
Das von Thomas Tampier gegründete Unternehmen zählt zu den Pionieren beim Handyparken in Österreich. Vor mehr als 20 Jahren startete Vendaro in Tulln und fünf weiteren Städten Angebote für elektronische Parkscheine. Nachdem man in Wien keinen Zuschlag bekam, gab man das Park-App-Geschäft in Österreich auf und orientierte sich im Ausland neu. In Spanien ist man nach wie vor erfolgreich aktiv.
2023 beschloss man, auf den österreichischen Markt zurückzukehren. Auf Graz folgten u. a. bald Baden, Klagenfurt, Linz und Salzburg. Auch in Wien verkauft man seit Kurzem wieder elektronische Parkscheine. In vielen weiteren Städten sei man auf der Zielgeraden, heißt es aus dem Unternehmen, das nach eigenen Angaben hierzulande rund 30.000 Nutzer zählt.
Ansprechen will man bei den Kunden vor allem die Preissensibilität. Die ersten fünf Tickets sind kostenlos. Mit 0,05 Euro für jede weitere Transaktion ist man vielerorts der günstigste Anbieter.
Viele haben Handtuch geworfen
„Es gibt Römer, aber wir sind die Gallier“, sagt Johannes Hainzl vom steirischen Anbieter Park and More unter Anspielung auf die Asterix-Comics und den Marktführer Easypark. Viele Anbieter hätten bereits das Handtuch geworfen: „Wir können punkten, weil das Kundenservice gut funktioniert“, sagt Hainzl, dessen App in zehn Städten, darunter Graz, Innsbruck, Linz und Salzburg verfügbar ist.
Hilfreich sei auch, dass man vom nicht nur vom Parken lebe, sondern auch andere mobile Applikationen und Bau-Software anbiete, so der steirische Unternehmer. Wie auch Presto-Parking versucht man auch über Lösungen für Firmenkunden Marktanteile zu gewinnen.

Parksheriffs überprüfen, ob für das Parken bezahlt wurde.
Als Mitte Juni die von der Stadt Wien mit A1 betriebene App „Handyparken“ ausfiel, mussten App-Nutzer, die in dem Zeitraum ihr Fahrzeug in einer gebührenpflichtigen Kurzparkzone geparkt hatten und über keinen gültigen Parkschein verfügten, dennoch Strafe zahlen. Es wäre jederzeit möglich gewesen, einen analogen Parkschein zu erwerben oder einen elektronischen Parkschein auch per SMS zu lösen, hieß es seitens der Stadt als Begründung.
Auch wenn beim elektronischen Lösen eines Parkscheins etwas schief geht, werden Nutzer bei Parkstrafen in der Regel zur Kasse gebeten. Wenn etwa irrtümlich die falsche Uhrzeit, der falsche Ort oder das falsche Kennzeichen angegeben werden. Aber auch wenn technische Fehler passieren. „Wenn ich mich einer App, also eines technischen Hilfsmittels bediene, passiert das auf mein Risiko“, sagt Martin Hoffer, Chefjurist beim Mobilitätsclub ÖAMTC.
Bestätigung abwarten
Wenn der Parkschein zwar in der App gebucht wird, aber erst Minuten später oder gar nicht bestätigt wird, kann es ebenfalls zu Strafen kommen. Hoffer rät deshalb dazu, unbedingt beim Auto zu warten, bis eine Bestätigung vorliegt. Denn erst ab dann gilt die Parkzeit. „Wir kennen viele Fälle, bei denen Leute vom Fahrzeug weggehen, aber die Parkwächter bereits lauern“, erzählt der ÖAMTC-Rechtsexperte.
Er empfiehlt, Buchungsbestätigungen zumindest ein bis zwei Monate aufzuheben und nicht zu löschen. Wenn erst später eine Anzeige komme, habe man etwas in der Hand, um sie anfechten zu können, sagt Hoffer. Für den Fall, dass keine Bestätigung komme, müsse ein Papierparkschein im Fahrzeug hinterlegt werden. Deshalb sei es ratsam, immer auch analoge Parkscheine zur Verfügung zu haben.
Denkbar sei auch, dass zwar App-Nutzer eine Bestätigung erhalten, sie aber in den Systemen der Stadtverwaltung nicht aufscheint. Liege eine Bestätigung vor, könnten Nutzer zumindest nachweisen, dass sie kein Verschulden treffe, sagt Hoffer. Rechtlich seien sie dann in einer guten Ausgangsposition. Der ÖAMTC bietet in solchen Fällen Unterstützung bei Verfahren an. Park-App-Betreiber stellen zwar im begrenzten Rahmen Hilfestellungen in Aussicht, verweisen aber auch darauf, dass Parkverstöße zwischen dem Kunden und der betreffenden Behörde zu lösen seien.
In dem Geschäft müsse man viel ausprobieren, sagt man bei Presto-Parking. Es sei „Trial and Error“. In Städten, in denen auf Parkscheinautomaten nicht auf die App verwiesen werde, müsse man andere Wege finden, um von den Kunden wahrgenommen zu werden.
Sache der Gemeinden
Wer in welcher Stadt oder Gemeinde eine Park-App anbieten darf, entscheiden die Kommunen. Jede Stadt sei ein eigenes Königreich, sagt ein Branchenkenner. In Linz, Graz, Salzburg, Innsbruck und anderen größeren Städten gibt es Mehranbietermodelle. Dort bieten bis zu fünf Firmen Park-Apps an. Einige Städte wollen nur einen Betreiber, andere betreiben die App wiederum selbst.
Das ist in Wien mit „Handyparken“ der Fall. Der frühere Betreiber A1 fungiert heute als Dienstleister für die Stadt. Transaktionsgebühren für die Nutzung der App oder Parkscheine via SMS werden keine mehr verrechnet. Auch Anbieter wie Presto-Parking oder Easypark kaufen über Schnittstellen von der Stadt Kontingente und geben sie an ihre Kunden weiter.
Bei Presto-Parking fokussiert man auf die weitere Expansion in Österreich. Dazu versucht man in weiteren Städten zum Zug zu kommen und Gemeindevertreter dazu zu bewegen, mehrere Park-App-Anbieter zuzulassen. Das würde Bürgern hohe Einsparungen ermöglichen, heißt es.
Durch bestehende „elegante Zugangsbeschränkungen“ in vielen Kommunen sei eine flächendeckende Verfügbarkeit sonst nicht zu erreichen.
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