Das Geschäft mit den digitalen Parkscheinen

Frau im Auto
Im vergangenen Herbst löste EasyPark-App das von A1 betriebene Angebot "Handyparken" in acht Bundesländern ab. Die Umstellung sei sehr gut gelaufen, sagt Markus Heingärtner, Österreich-Chef on Easypark. Dass nach einer Umstellungsphase die Gebühren für frühere "Handyparken"-Nutzer gestiegen sind, hätten die meisten Kunden akzeptiert.
Statt davor 18 Cent pro Parkvorgang zahlen sie jetzt 15 Prozent der Parkgebühr oder mindestens 20 bis 49 Cent pro digitalem Parkschein. Für Vielparker gibt es eine monatliche Pauschale, die knapp vier Euro beträgt. Es habe zwar einige Anrufe gegeben, sagt Heingärtner. "Die Leute parken jetzt aber mehr über die App."
Easypark ermöglicht das Bezahlen von öffentlichen Parkgebühren über das Handy und ist in Österreich mittlerweile in mehr als 140 Gemeinden und Städten vertreten. Mit rund einer Million Nutzerinnen und Nutzer, ist die Tochter der seit kurzem unter der neuen Dachmarke Arrive firmierenden schwedischen Easypark-Gruppe hierzulande Marktführer.
Der Markt sei vor allem in größeren Städten umkämpft, sagt der Easypark-Geschäftsführer. In größeren Städten wie Salzburg oder Graz sind drei bis vier Anbieter am Start. In Wien ist auch die A1-App "Handyparken" nach wie vor aktiv.
Easypark will vor allem mit flächendeckender Verfügbarkeit punkten. Die App kann nicht nur in einer Stadt, sondern österreichweit etwa auch an Seen oder in Skigebieten, in allen Nachbarländern und auch international in rund 90 Ländern genutzt werden. Viele Nutzer hätten sie im Urlaub, beispielsweise in Italien, zum ersten Mal ausprobiert und sie dann hierzulande weiter verwendet, erzählt der Easypark-Geschäftsführer.

Easypark-Österreich-Geschäftsführer Markus Heingärtner
Bei dem Geschäft mit den elektronischen Parkscheinen gehe es darum Gewohnheiten zu brechen. Wenn es nicht schnell gehe und die Registrierung zu lange dauere, bleiben Nutzer beim Parkschein oder Parkautomaten, sagt Heingärtner: "Wenn man anfangen muss, die Adresse einzutippen ist es aus. Es muss einfach gehen."
Die Gebühr falle nicht so sehr ins Gewicht, weil die Convenience (Anm.: Komfort) wichtig sei, sagt der Easypark-Geschäftsführer. Ein Vorteil gegenüber den Parkscheinen aus den Automaten oder Trafik sei jedenfalls auch die minutengenau Abrechnung, die außerhalb Wiens fast überall möglich sei.
Anteil digitaler Parkscheine steigt
Mittlerweile lösen österreichweit zwischen 25 und 28 Prozent der Autofahrerinnen und Autofahrer ihre Parkscheine digital. Tendenz steigend. Haingärtner geht davon aus, dass die Quote in zwei Jahren bereits 50 Prozent betragen wird. In Innsbruck, wo an den Parkscheinautomaten keine Kartenzahlung möglich ist, sind es bereits 45 Prozent. In Wien, wo es gar keine Parkscheinautomaten für städtische Parkplätze gibt und Parkscheine nur in der Trafik gekauft werden können, beträgt die Quote schon heute über 60 Prozent.
Im internationalen Vergleich gibt es beim Parken mit einer App noch Luft nach oben. In Ländern wie der Schweiz, Italien oder Spanien bezahlen bereits mehr als die Hälfte der Autofahrerinenn und Autofahrer ihre Parkscheine mit dem Handy. In Skandinavien seien es mehr als 90 Prozent, sagt Heingärtner: "Da parkt fast niemand mehr mit Parkscheinautomat."
Easypark wurde 2001 in Stockholm gegründet. Damals umfasste das Angebot neun Parkplätze. Heute ist man in 20.000 Städten in mehr als 90 Ländern aktiv.
Zu der Easypark-Gruppe, die vor Kurzem in Arrive umbenannt wurde, zählen neben den Park-Apps Easypark, Ringgo und Parkmobile auch Flowbird und die Parkplatzdatenbank Parkopedia. Der Gruppenumsatz beträgt rund 860 Mio. Euro, die Mitarbeiterzahl 4.000.
Angebot in Garagen und Parkhäusern wächst
Wachstumsmöglichkeiten sieht Heingärtner hierzulande auch im sogenannten "Off-Street-Parken", also beim Parken in Garagen oder Parkhäusern. Mit rund 50 Partnergaragen ist das Angebot des Unternehmens in Österreich noch überschaubar. Es soll aber in den nächsten Jahren stark wachsen. Voraussetzung dafür sei, dass die Parkhäuser mit Kameras zur Kennzeichenerkennung ausgestattet sind, sagt der Easypark-Geschäftsführer.
Geld verdient das Unternehmen aber nicht nur mit der Servicegebühr für digitale Parkscheine, sondern auch mit Parkplatzdaten. Vor allem in den USA, aber auch in einigen europäischen Ländern sei das Interesse hoch. In Österreich stehe das Geschäft noch am Anfang. Mit zwei Städten in Österreich sei man derzeit im Gespräch. Die Daten würden den Kommunen dabei helfen, ihre Parkraumbewirtschaftung zu verbessern, sagt Heingärtner.
Anfang des Jahres hat die schwedische Muttergesellschaft auch das Unternehmen Parkopedia übernommen. Das Untenrehmen liefert Informationen zu über 100 Mio. Parkplätzen in mehr als 90 Ländern und ist auch in viele Navigations- und Infotainmentsysteme von Autoherstellern eingebunden. Darunter etwa Audi, BMW, Mercedes, Toyota, VW, Ford oder Hyundai. In Zukunft könnten Parkgebühren vollautomatisiert abgebucht werden. "Man muss dann gar nichts mehr machen", sagt Heingärntner.
Was aber, wenn die App ausfällt, wie das etwa vergangene Woche beim Konkurrenten "Handyparken" in Wien der Fall war? "Das ist natürlich eine unangenehme Situation. Unsere Plattform ist jedenfalls x-fach abgesichert", sagt Heingärtner. Ausfälle gebe es höchsten ein paar Minuten im Jahr: "Das Ding muss rennen. Es ist unser Brot-und-Butter-Geschäft."
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