Mafia macht die Wirtschaft tot

Mafiaboss Luigi Cimmino bei seiner Verhaftung in Neapel im Juli diesen Jahres.
In Regionen, die von Mafia-Clans kontrolliert werden, schrumpft die Wirtschaftsleistung beträchtlich.

Die wirtschaftliche Lage im Süden Italiens ist verheerend, die Kluft im Land wächst (mehr dazu hier). Ein möglicher Grund dafür: Mafiöse Machenschaften - und die gibt es im Süden bekanntlich zuhauf - haben verheerende Folgen auf die Wirtschaftsleistung.

Wenn sich ein Mafia-Clan in einer Region niederlässt, kann das Bruttoinlandsprodukt einer lokalen Wirtschaft innerhalb von drei Jahrzehnten um bis zu 20 Prozent schrumpfen. Dies geht aus einer Serie an wissenschaftlichen Artikeln hervor, die in der aktuellen Ausgabe des Economic Journal veröffentlicht wurde.

Paolo Pinotti von der Universität Bocconi in Mailand hat sich bei seiner Arbeit auf Apulien und Basilikata im Süden Italiens konzentriert. Bis in die 1970er-Jahre zählten beide zu den wachstumsstärksten Regionen Italiens mit einer sehr niedrigen Kriminalitätsrate. Doch das änderte sich, als Ableger der Camorra und 'Ndrangheta Apulien und Basilikata für sich entdeckten und ihre Machenschaften dorthin ausdehnten - darunter Drogenhandel, Schutzgeldforderungen, Prostitution, Schlepperei, Erpressung, Auftragsmorde und vieles mehr.

"Die berechneten Einbußen beim Bruttoinlandsprodukt betragen bis hin zu 20 Prozent."

Mit dem Einsickern der Mafia kühlte das Wirtschaftswachstum deutlich ab und beförderte beide Regionen von ihrer landesweiten Spitzenposition an das untere Ende. "Die berechneten Einbußen beim Bruttoinlandsprodukt betragen in den meisten Fällen rund 16 Prozent bis hin zu 20 Prozent je länger der Beobachtungszeitraum ist", zitiert der britische "Guardian" Pinotti. In der gleichen Periode hat in Apulien und Basilikata auch die Kriminalität spürbar zugenommen und kletterte von einem Mord pro 100.000 Einwohner auf über vier Mordfälle.

Den Grund für den nennenswerten Einbruch der Wirtschaftsleistung sieht Pinotti im Rückgang der privaten Investitionen. Die Gewalt der organisierten Kriminalität schreckt Investoren ab und schüchtert Politiker ein. Durch die Einflussnahme auf Mandatsträger sichert sich die Mafia den Zugang zu öffentlichen Geldern, die über die Hintertür in kriminelle Netzwerke fließen.

Politiker in Mafia-Hochburgen weniger gebildet

Anhand der Daten von italienischen Kommunen zwischen 1985 und 2011 haben die beiden Ökonomen Gianmarco Daniele und Benny Geys sogar herausgefunden, dass die Präsenz von organisierter Kriminalität zu formal weniger gebildeten Politikern führt. Im Schnitt sind Politiker in mafiafreien Städten um 18 Prozent besser ausgebildet, so deren Forschungsergebnis. Den Grund dafür sehen die Experten in den Repressalien der Mafia, die Politiker besticht und bedroht. Besser ausgebildete Politiker würden sich daher nach anderen Betätigungsumfeldern umsehen.

Bilder: Die Gesichter der Mafia

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