Luxusgüter: Krieg und Krise für Reiche kein Thema

COVID-19 outbreak in Shanghai
Starkes High-End-Geschäft in Europa und den USA, China leidet unter Corona-Maßnahmen. Tech-Trends werden für Edelmarken immer wichtiger.

Mit der Coronapandemie 2020 erlebte die Luxusgüterindustrie einen massiven Einbruch. Die Branche habe sich jedoch im darauffolgenden Jahr schon wieder erholt, wie eine Studie der Unternehmensberatung Bain & Company mit dem italienischen Luxusgüterverband Fondazione Altagamma in ihrer "Luxury Goods Worldwide Market Study" herausgefunden hat.

Der Untersuchung zufolge sei der weltweite Industrie Markt für persönliche Luxusgüter, zu denen unter anderem hochwertige Kleidung, Schuhe, Lederwaren und Schmuck zählen, mit rund 288 Mrd. Euro wieder über Vor-Corona-Niveau gewesen. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine und die steigende Inflation würden sich kaum auf die Edelmarken auswirken. Währungsbereinigt stieg der Branchenumsatz im ersten Quartal 2022 im Vergleich zum Vorjahresquartal um 13 bis 15 Prozent.

Luxusgüter: Krieg und Krise für Reiche kein Thema

Hohe Resilienz

Auch in den nächsten Jahren dürfte die Branche wachsen, vermuten die Studienautoren. So ist, je nach Konjunkturentwicklung, mit einem Marktvolumen von bis zu 380 Mrd. Euro zu rechnen. "Die Luxusgüterindustrie zeigt einmal mehr hohe Resilienz, was Krisen angeht", so Bain-Partnerin und Branchenexpertin Marie-Therese Marek. "Trotz der aktuellen wirtschaftlichen und geopolitischen Herausforderungen dürfte die positive Marktentwicklung anhalten.

Chanel Fall-Winter 2022/2023 collection at Paris Fashion Week

Bis Ende 2022 könnte ein Plus von 5 bis 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr erreicht und damit ein Gesamtumsatz von bis zu 320 Mrd. Euro gemacht werden. Bleibe es bei der derzeit starken Dynamik, seien in einem optimistischen Szenario sogar bis zu 330 Milliarden Euro möglich. Zu spüren war eine stärkere Nachfrage an hochwertigeren Waren in Europa bereits im Weihnachtsgeschäft 2021. Durch die aktuelle Reiselust auch am eigenen Kontinent könnte der Luxusmarkt in Europa schon Ende 2022 wieder das Vor-Corona-Niveau erreichen.

Der Markt in Russland macht für die Branche 2 bis 3 Prozent aus. Sanktionen, Rubelabwertung und Reisebeschränkungen wirkten sich bislang vor allem auf den Konsums der Mittelklasse aus. Dagegen versuchen die reichen Menschen im Land, mit gezielten Luxusgüterkäufen ihr Vermögen zu sichern. Die von der EU auferlegten Beschränkungen erschweren den russischen Banken allerdings den Zugang zum internationalen Zahlungssystem.

Luxusgüter: Krieg und Krise für Reiche kein Thema

In den USA wachse der Markt stärker denn je. High-End-Anbieter schaffen es dort zunehmend, das Potenzial aller Käufersegmente voll auszuschöpfen – dort wachse der Marktanteil der jüngeren Generation und der Luxuskonsum verlagere sich auch in kleinere Städte. Vermehrt in den Mittelpunkt rückt das Thema Diversität in den USA. "Die Top-Marken beziehen verstärkt unterschiedliche Ethnien, Altersklassen und Kundenbedürfnisse ein", so Marek. "Auf diese Weise erweitern sie noch einmal ihre Kundenbasis."

Corona Maßnahmen schwächen Geschäft

Zunehmend Bedeutung für den Markt gewinn Südkorea. Das begründet die Studie mit einem „stark markenverliebten Mittelstand“. In China zeigt sich eine hohe Nachfrage zuletzt während des Neujahrsfestes bis März 2022. Die dortigen Coronabeschränkungen bremsen das Geschäft jedoch merklich. Dem Wunsch nach Luxus tut dies in der Volksrepublik allerdings keinen Abbruch, sodass sich das Chinageschäft gegen Ende 2022 oder Anfang 2023 erholen könnte.

Tech-Trends und Nachhaltigkeit

Durch Tech-Trends wie das Metaverse, Social Media oder Gaming ergeben sich für Luxusmarken neue Absatzmöglichkeiten außerhalb der traditionellen Kanäle. "Der Verkauf digitaler Produkte in der virtuellen Welt wird für Brands in Zukunft immer wichtiger werden", so Bain-Partner Miltiadis Athanassiou, der die Praxisgruppe Konsumgüter und Handel in Europa, im Mittleren Osten und in Afrika (EMEA) leitet. Tatsächlich könnten Digital Assets und das Metaverse im Luxusgütermarkt bis Ende 2030 auf einen Umsatzanteil von 5 bis 10 Prozent kommen. "Die Unternehmen sollten deshalb schon heute damit beginnen, die virtuelle Welt kreativ mitzugestalten.“

High-End-Anbieter müssen gleichzeitig verstärkt dem anhaltenden Bedürfnis der Kundschaft nach mehr Nachhaltigkeit nachkommen. Noch mangelt es aber in der Branche an klaren Umwelt- und Sozialstandards. "Die Krisen der vergangenen Monate haben die Luxusanbieter gezwungen, sich zum Teil neu zu orientieren", so Bain-Partner Athanassiou. "Den erfolgreichen Marktplayern ist dies gelungen. Sie haben sich schnell sowohl auf die geopolitischen als auch auf die kulturellen Veränderungen eingestellt." Und: "Branchen-Champions nutzen die Chancen der virtuellen Welt, leben wahre Nachhaltigkeit und tragen den Vorlieben der jüngeren Generationen Rechnung."

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