Lufthansa: Heute und morgen wird weitergestreikt

München
Der Streik wird weitergeführt - ohne Enddatum wie es von Seiten der Piloten-Gewerkschaft heißt. Auch für Freitag sollen 830 Flüge gestrichen worden sein, darunter alle 22 Verbindungen mit Wien.

Auch am Freitag kommt es zu Flugausfällen bei der Lufthansa: Reisende der deutschen Airline müssen wegen des verlängerten Streiks der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) erneut mit Hunderten Flugausfällen zurechtkommen. Betroffen seien alle innerdeutschen und Europaflüge sowie mehr als 100.000 Reisende, teilte Lufthansa am Donnerstag mit. Insgesamt würden 830 Flüge gestrichen, darunter alle 22 Verbindungen mit Wien. Die Langstreckenflüge würden hingegen "nahezu planmäßig" starten, so die Fluggesellschaft. Vereinzelt könnten aber noch Verbindungen wegen des vorherigen Streiktages ausfallen. Flüge der Billigtöchter Eurowings und Germanwings sowie der Konzerngesellschaften AUA, Swiss, Brussels und Air Dolomiti würden nicht bestreikt.

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Enddatum unbekannt

Streiken ohne Ende scheint die Devise zu sein: "Es gibt kein vorher festgelegtes Enddatum für den Streik", sagte der Sprecher der Vereinigung Cockpit (VC), Jörg Handwerg, der Deutschen Presse-Agentur in Frankfurt. Erklärtes Streikziel sei es, von der Lufthansa ein verhandlungsfähiges Angebot zu erhalten. Sobald dies vorliege, könne der am Mittwoch begonnene Arbeitskampf beendet werden. Dies sei Konsens unter den Gewerkschaftsmitgliedern. "Die Kollegen erwarten, dass wir die Lufthansa nicht mit Samthandschuhen anfassen." Handwerg bestätigte, dass die VC für den kommenden Mittwoch (30. November) eine Demonstration am Frankfurter Flughafen angemeldet hat. Das sei vorsorglich geschehen. Es gebe den Wunsch der Mitglieder, Einigkeit zu demonstrieren, wenn das zu diesem Zeitpunkt noch notwendig sein sollte. Ob bis zum Mittwoch gestreikt werde, stehe nicht fest, sondern hänge vom weiteren Verhalten der Lufthansa ab.

Die VC-Piloten seien auch während des Streiks in den Flughafen-Terminals unterwegs, um insbesondere zum hochbelasteten Bodenpersonal Kontakt zu halten, sagte der Sprecher auf Kritik, dass keine sichtbaren Streikposten zu finden seien. Die Piloten träten aber nicht mehr in Uniform auf, weil sie in der Vergangenheit schnell von Dritten ausgegrenzt und abgekanzelt worden seien.

Streik für Samstag geplant

Auch am Samstag wollen die Piloten demnach streiken. Es seien alle Langstreckenverbindungen betroffen, die in dieser Zeit aus Deutschland abfliegen sollen, teilte die Gewerkschaft am Donnerstagabend mit.

Sonderflugplan für Freitag

Für Freitag, den dritten Tag der Arbeitsniederlegung, stellte Lufthansa erneut einen Sonderflugplan auf. 2170 von 3000 Flügen könnten am Freitag wie geplant abheben. Insgesamt seien an den drei Streiktagen mehr als 315.000 Passagiere von 2618 Flugausfällen betroffen.

Die Lufthansa forderte die Piloten erneut zu einer Schlichtung auf. Schon jetzt zahle die Airline ihren Piloten mehr als bei anderen Fluggesellschaften üblich. Das Management sei für mehr als 120.000 Mitarbeiter verantwortlich und wolle den Konzern zukunftsfähig aufstellen, sagte Vorstandsmitglied Harry Hohmeister. "Das wird mit einer Forderung von 20 Prozent mehr Lohn nicht möglich sein."

Jeder Streiktag koste Lufthansa rund zehn Millionen Euro, erklärte er. Dazu komme ein Imageschaden, der nicht genau zu beziffern sei. "Wir merken das aber in unseren mittelfristigen Buchungszahlen."

Konfliktpunkte

Im bis April 2014 zurückreichenden Tarifkonflikt hatte Lufthansa den Piloten zuletzt ein Lohnplus von 2,5 Prozent bis Ende 2018 angeboten. Die Vereinigung Cockpit lehnt das ab. Sie verlangt Tariferhöhungen von insgesamt 22 Prozent für die Zeit bis einschließlich April 2017.

VC verteidigt das eigene Vorgehen damit, dass das Lufthansa-Management weiter keinerlei Bewegung zeige und kein verhandlungsfähiges Angebot übermittelt habe. Sprecher Jörg Handwerk warf dem Vorstand eine "kompromisslose Unternehmenspolitik" vor. Die Piloten lehnen eine Schlichtung bisher ab.

Für eine Verhandlungslösung plädierte unterdessen der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier, in dessen Bundesland die Lufthansa-Zentrale Frankfurt/Main liegt. In dem langen Tarifkonflikt sei es an der Zeit, mit Hilfe eines neutralen Schlichters zu versuchen, "die unversöhnliche Haltung beider Seiten aufzulösen", sagte der CDU-Politiker in Wiesbaden.

Hunderte Flüge bereits gestrichen

Bereits am Donnerstag wurden wegen des Streiks 912 Verbindungen gestrichen, am Mittwoch waren 876 gewesen. Reisende können sich weiter über die Internetseite Lufthansa.com informieren, ob ihre Verbindung unter den gestrichenen Flügen ist.

Der mehrtägige Streik lastet der Branche zufolge vor allem Hotels in der Nähe des Frankfurter Flughafens und in der Innenstadt aus. "Die Umsätze, die hier generiert werden, sind allerdings kein Grund zum Jubeln. Uns wäre es lieber, der Ausstand fände nicht statt", sagte der Hauptgeschäftsführer des Hotel- und Gastronomieverbandes Dehoga Hessen, Julius Wagner, der Deutschen Presse-Agentur. Die Lufthansa hat für gestrandete Kunden nach eigenen Angaben im Rhein-Main-Gebiet sowie im Raum München vorsorglich fast 4000 Hotelzimmer reserviert.

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