Die 3-D-Modelle gehen laut Klima bis ins kleinste Detail, jede Steckdose sei darin enthalten. Damit könnten die Gebäude im Notfall originalgetreu wiederaufgebaut werden. Bisher gab es in Österreich so etwas nur für den Stephansdom, sagt Klima.
Eine besonders schöne Neuerung gibt es auch für Pensionisten – allerdings nicht für menschliche. „Wir haben in Piber einen Seniorenstall gebaut“, erzählt die Hausherrin. So kommen die Pferde, die für Aufführungen zu alt geworden sind, an ihren Geburtsort zurück und können dort ihren Lebensabend in schönster Umgebung verbringen – auf 500 Hektar Wald und Wiesen sowie auf zwei Almen.
Die Pferde kommen mit knapp vier Jahren in die Hofreitschule zur Musterung, jene die genommen werden, werden bis zum neunten Lebensjahr ausgebildet, ehe sie die große Bühne der hohen Reitkunst betreten dürfen. „Im Durchschnitt sind die Pferde bis zum 25. Lebensjahr im Einsatz“, sagt Klima, die sich besonders dem Tierwohl verschrieben hat. Danach können die Ruheständler nicht selten noch ein langes Leben genießen, bis zu 40 Jahre werden Lipizzaner alt.
Befreiungsschläge
Die Kunststücke, die die Pferde vollbringen können, sind nicht aus Jux und Tollerei entstanden, merkt Klima an. Tatsächlich handelt es sich dabei um eine Nahkampftechnik, die angewendet wird, wenn der Reiter von feindlichen Fußsoldaten bedrängt wird und im wahrsten Sinn des Wortes einen „Befreiungsschlag“ braucht.
Eingeführt wurde sie in Österreich vor 455 Jahren von den Habsburgern. Verwendet werden dafür nur Hengste. Ihnen liegen wegen ihres rivalisierenden Verhaltens die Sprünge und Ausschläge im Blut. In Piber wird extra ein Museum errichtet, in der sich eine Ausstellung dem Thema widmet.
An der Reitkunst erfreuen sich übrigens nicht in erster Linie Asiaten, wie viele glauben, sagt Klima, sondern Europäer. Die meisten Gäste kommen aus Deutschland, England, Russland und den USA, freilich seien auch viele Chinesen und Japaner dabei. Um die Lipizzaner bewundern zu können, muss man jedoch nicht zwangsläufig nach Österreich kommen, die Hofreitschule macht immer wieder Tourneen, um ihre Bekanntheit im Ausland zu steigern und Gäste anzulocken.
Familienpferde
Die Tourneen an sich sind auch ein lukratives Geschäft. Rund 30 Pferde werde mitgenommen und in Boxen in riesigen Frachtflugzeugen untergebracht. Nur innerhalb Europas werden Lkw verwendet. „Das Fliegen vertragen die Pferde gut, sie spüren eher die Klimaveränderungen“, sagt die Geschäftsführerin.
Wer einem Lipizzaner noch näher sein will, kann sogar einen erstehen. Da nicht alle Tiere für die Aufführungen und die Zucht benötigt werden, werden die Pferde auch verkauft. Ein „rohes Pferd“ – also ein noch nicht ausgebildetes – gibt es ab 10.000 Euro, bei ausgebildeten Pferden ist der Preis nach oben hin offen.
„Das sind wunderbare Familienpferde, einzigartig im Umgang“, schwärmt Klima. Die Pferde würden in einer einmaligen Umgebung aufwachsen und sehr gut behandelt werden, weshalb sie keine problematischen Züge hätten. Die Nachfrage sei groß, es gebe sogar eine Warteliste für den Pferdeverkauf. Lipizzaner sind zwar relativ kleine Pferde, jedoch sehr kräftig und trittsicher.
Großes Augenmerk legt Klima auch auf die Bereiter. „Das sind wahre Künstler. Wer die hohe Reitkunst beherrscht, ist etwas Besonderes.“ 17 Bereiter und Bereiterinnen sind in der Hofreitschule tätig, 15 aus Österreich, zwei aus Deutschland, die jedoch schon lange in Wien leben. Da solche Könner nicht leicht zu finden sind, bildet die Hofreitschule sie selber aus.
An der klassischen Reitkunst wird sich auch in Zukunft nichts ändern, wohl aber an dem Rundherum, meint Klima. Das Besucherzentrum in der Hofreitschule wurde erneuert sowie ein modernes Museum eingerichtet, es werden Apps angeboten, auch in den sozialen Medien ist die Hofreitschule seit Kurzem stark vertreten. Die jungen Fohlen und die Filme, die zeigen wie sie aufwachsen, kommen gut an.
Der Vertrag von Klima, die 2019 die Geschäftsführung übernahm, läuft noch zwei Jahre. Die Pferdeliebhaberin hofft auf eine Verlängerung um weitere vier Jahre. „Wir haben so viele Projekte offen und noch viel vor, ich hoffe, all das noch beenden zu können. Ich glaube, dass wir noch viel erreichen können.“
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