Libro bleibt mit neuem Filialkonzept stationärem Handel treu
Österreichs Buchläden sind in Bedrängnis. In den vergangenen zehn Jahren musste fast ein Drittel schließen. Dass weniger Menschen zum Buch greifen, kann Günter Herzog zumindest für seine Geschäfte so nicht bestätigen. „Das Geschäft mit Büchern ist nicht weniger geworden, man kann durchaus von einer stabilen positiven Entwicklung sprechen“, sagt der Chef der Einzelhandelskette Libro.
Dabei wird auf Kaufempfehlungen auf digitalen Plattformen Rücksicht genommen. „Wir haben diesen Trend mit einem eigenen #Booktok-Regal direkt in unsere Filialen gebracht“, berichtet Herzog im KURIER-Gespräch. „Besonders bei durch #Booktok empfohlenen Büchern und Lernhilfen verzeichnen wir signifikante Steigerungen.“ Zudem könnten im Libro-Onlineshop mehr als 300.000 Bücher bestellt werden.
Dennoch sind Bücher bei Libro in den Filialen eher ein Randthema geworden, vor allem bei Standorten mit einem direkten Mitbewerber in der Nähe. Das betrifft auch jene 26 Filialen, die mit einem neuen Konzept modernisiert wurden, wie ein Besuch im Geschäft im Wiener Aufhofcenter zeigt, wo ebenfalls in nächster Nähe zwei Mitbewerber logieren.
Geschenkkörbe
Der Fokus in den neu gestalteten Filialen liegt, wie auch Herzog bestätigt, auf einem stark erweiterten Partysortiment (bis zu 15 Regalmeter) gleich im Eingangsbereich. „Es gibt wirklich alles rund um das Thema Party zu allen möglichen Anlässen, seien es Dekorationen, Glückwunschkarten, Verpackungen oder kleine Geschenke. Und wir gestalten je nach Anlass Geschenkkörbe.“ Dazu gibt es in jeder Filiale drei Monitore, auf denen das Gezeigte die Kunden auf Geschenksideen und das erweiterte Onlineangebot hinweisen.
Des Weiteren wird neuen Sortimenten wie Notizbüchern und höherwertigem Schreibzubehör (wie etwa von Parker oder Pelikan, abgesperrt in Glasvitrinen) Raum gegeben. „Es gibt einen Trend hin zu schöner Schreiben“, meint Schuster. Verabschiedet hat sich Libro hingegen von den Bereichen Mobiltelefon und Musik, die zuletzt kaum noch Erträge eingebracht hätten.
Ein zentraler Fokus bei Libro bleibt weiterhin auf dem Thema Schule, wo sich die Kette als Marktführer sieht. „Die Bereiche Schule und Office leisten einen relevanten Beitrag zum Umsatz“, so Herzog. Knapp mehr als 10 Prozent des Gesamtumsatzes werde damit in den Monaten August und September erwirtschaftet.
Libro ist Teil der MTH Retail Group mit den weiteren Marken Pagro, Mäc Geiz und Pfennigpfeiffer in Deutschland und der Office World Group in der Schweiz mit insgesamt mehr als 770 Filialen und knapp 5.000 Mitarbeitern (davon 1.800 in Österreich). Über Umsatz und Gewinn von Libro mit 700 Mitarbeitern gibt der seit 2021 amtierende Geschäftsführer Günter Herzog keine Auskunft.
Eigentümer
Die Management Trust Holding (MTH) gehört dem Industriellen Josef Taus. Libro wurde 1978 als Tochter von Billa von Karl Wlaschek gegründet und war zunächst ein Buchdiscounter. Nach einem Management-Buyout ging Libro 2002 Pleite und wurde dann von Taus übernommen.
Das Segment wurde Herzog zufolge weiter ausgebaut, vor allem was Artikel der Eigenmarke novooo betrifft. „Bei Schulartikeln legen Eltern und Schüler nach wie vor großen Wert auf Qualität und zu einem großen Teil auf Markenartikel“, sagt der Libro-Chef. „Hier haben wir trotz der Teuerung noch keine wirkliche Kaufzurückhaltung gespürt.“
Eigenmarke
Generell aber würden Kunden vermehrt zur Eigenmarke novooo mit ihren insgesamt rund 800 Artikeln greifen, um zu sparen. Gleichzeitig ortet Herzog einen klaren Trend zu mehr Nachhaltigkeit.
Aktuell betreibt Libro 177 Filialen. „Eine laufende Evaluierung des Filialnetzes und damit verbundene Verlegungen, Eröffnungen, aber auch Schließungen, gehören zum Daily Business“, so Herzog. Das Onlinegeschäft ergänze dabei das Angebot in den Filialen. „Das Filialteam bestellt zum Beispiel auf Wunsch Bücher und Druckerpatronen, die in der Filiale nicht lagernd sind, über den Onlineshop, die innerhalb kürzester Zeit abgeholt werden können.“
Aber auch daheim könne über das Click & Collect-Service Ware bestellt und in der Filiale abgeholt werden. Auch Schullistenservice, Downloads von Stundenplänen-Formulare oder Arbeitsblätter würden angeboten. Seit 2023 gebe es auch ein Online-Flugblatt. „Das Online-Geschäft ist für uns sehr wichtig geworden“, stellt Herzog fest. Der Umsatzanteil liege im mittleren einstelligen Prozentbereich, wobei es Schwankungen wie Verkaufsaktionen oder saisonale Trends gebe.
Und dennoch wurden im heurigen Frühjahr 1,4 Millionen Euro in die Filialoffensive investiert. Ziel sei der Umbau aller Filialen, einen Zeitplan gebe es dafür aber noch nicht. Apropos Zeit: Eine Sonntagsöffnung ist für Herzog derzeit nur ein Nischenthema. Ausgaben wie etwa für Personal würden überproportional steigen und ob die Öffnung zu mehr Umsatz führt, sei dahingestellt. Vorstellbar sei dies punktuell, etwa auf Bahnhöfen.
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