Lenzing wechselt Chef aus und forciert den Sparkurs
Mit neuer Spitze und Forcierung des eingeschlagenen Kostensenkungsprogrammes will sich der börsennotierte Faserhersteller Lenzing selbst aus der Krise manövrieren. Wie bereits Anfang Juli angekündigt, wird der bisherige Vorstandsvorsitzende Stephan Sielaff spätestens im März 2025 das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlassen. Ihm folgt der studierte Ökonom und international erfahrende Manager in der Textil- und Chemieindustrie, Rohit Aggarwal, nach. Aggerwal rückt schon im Herbst als Verantwortlicher für das Fasergeschäft in den Lenzing-Vorstand auf.
"Es gibt nicht einen Grund, sondern eine Vielzahl von Abwägungen, die mich zu dem Entschluss gebracht haben", kommentierte Sielaff am Mittwoch seinen Abgang. Er hätte sich zuvor mit seiner Familie beraten. "Es war eine tolle Zeit bei Lenzing".
Ganz so toll verlief es in den vergangenen Monaten freilich nicht. Der Faserhersteller leidet unter der flauen Konjunktur und hohen Kosten, was die Bilanz zuletzt tiefrot färbte. Der Ende des Jahres eingeschlagene, rigide Sparkurs samt angekündigten Abbau von rund 500 Stellen, zeigt nun erste Erfolge, weshalb Sielaff wieder etwas optimistischer in die Zukunft blickt.
Stabilisisierung dank Kosteneinsparungen
Im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres 2024 konnte der Verlust etwas verringert werden. Unterm Strich stand ein Ergebnis nach Steuern von minus 65,4 Mio. Euro, nach einem Minus von 65,8 Mio. Euro in der Vorjahresperiode. Der Umsatz stieg dank höherer Faserumsätze von 1,25 Mrd. auf 1,31 Mrd. Euro.
Auch operativ stand Lenzing im ersten Halbjahr wieder besser da. Das Betriebsergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) kletterte von 136,5 Mio. Euro in der Vergleichsperiode des Vorjahres auf 164,4 Mio. Euro. "Die Geschäftsentwicklung der Lenzing-Gruppe zeigt weiter in die richtige Richtung, auch ohne wesentliche Erholung in den relevanten Märkten", kommentierte Sielaff die Zahlen. Man sei aber mit dem Ergebnis "selbstverständlich nicht zufrieden und wir müssen daher unsere operative Performance weiter verbessern". Anders ausgedrückt: Der Sparkurs wird weiter forciert, um im Gesamtjahr ein besseres Ergebnis zu erzielen.
Weitere Einschnitte nicht ausgeschlossen
Walter Bickel, der seit April als "Chief Transformation Officer" dem Lenzing-Vorstand angehört, schloss auf Nachfrage des KURIER weitere Personaleinschnitte nicht aus. "Wir sehen die Personalkosten global, sind derzeit aber noch nicht in der Lage zu sagen, wo wir welche Schnitte haben werden", so Bickel. Bis September werde es aber Klarheit geben, welche Standorte betroffen sein werden, auch in Österreich. Die Lenzing-Gruppe beschäftigte Ende des ersten Halbjahres 7.778 Mitarbeiter, um 140 weniger als vor einem Jahr.
Synergien mit Suzano noch unklar
Im Juni wurde bekannt gegeben, dass der brasilianische Zellstoffkonzern Suzano als neuer Kernaktionär bei Lenzing einsteigt und zunächst einen 15-Prozent-Anteil erwirbt. Bis Ende 2028 kann Suzano weitere 15 Prozent erwerben. Über mögliche Synergien mit Suzano konnte das Management am Mittwoch noch nichts sagen. Noch sei das Closing des Deals nicht erfolgt. Der Hauptstandort Lenzing werde aber natürlich weiterhin strategisch wichtig bleiben, hieß es.
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