Lenzing bekommt neuen Chef

Lenzing hat mit niedrigen Preisen zu kämpfen
Doboczky verzichtete auf Verlängerung. Aufsichtsrat Cord Prinzhorn übernimmt interimistisch.

Stefan Doboczky (54) verlässt nach gut sechs Jahren den Chefsessel des oberösterreichischen Faserherstellers Lenzing. Er habe seinen bis Ende 2022 laufenden Vertrag nicht verlängern wollen. Der Aufsichtsrat habe daraufhin eine rasche Trennung mit Ende des dritten Quartals 2021 vorgeschlagen, teilte der Aufsichtsrat des Unternehmens am Dienstagabend mit. Seine Stelle übernimmt Aufsichtsrat Cord Prinzhorn, bis eine langfristige Lösung gefunden wird.

Um keine Unsicherheiten aufkommen zu lassen, haben man eine zügige Trennung beschlossen und Cord Prinzhorn interimistisch bestellt, so Aufsichtsratschef Peter Edelmann: "So können wir nun in Ruhe und mit der erforderlichen Sorgfalt die Suche nach einem guten Nachfolger gestalten."

Edelmann nimmt laut Aussendung den Abschied Doboczkys mit großem Bedauern zur Kenntnis. "Ich möchte mich bei Stefan Doboczky für seine herausragenden Leistungen für Lenzing ganz herzlich bedanken. Gerade bei der Transformation zu einem globalen Spezialfaserunternehmen und Nachhaltigkeitschampion war Doboczky die treibende Kraft in führender Stellung", schreibt er.

Persönliche Gründe

Doboczky, der seit Juni 2015 die Lenzing führt, sagte, es seien sehr personliche Gründe gewesen, die ihn zu diesem Schritt bewogen hätten. "Im Wesentlichen geht es um die Gestaltung des letzten Dezenniums meiner sehr aktiven beruflichen Laufbahn. Es war eine klare Entscheidung zu treffen: wenn ich mich noch einer neuen Herausforderung stellen will, dann jetzt oder gar nicht mehr." Und weiter: "Es wartet eine spannende Aufgabe auf mich. Ich ersuche Sie aber um Verständnis, dass ich mich dazu jetzt noch nicht äußern kann." Seine Funktion als OMV-Aufsichtsrat werde er behalten.

Die Situation bei der Hygiene Austria sei für ihn kein Faktor bei seiner Entscheidung gewesen. "Das Kapitel war für mich bereits abgeschlossen", so Doboczky. Das Joint Venture mit Palmers zur Produktion von Schutzmasken hatte einräumen müssen, dass die als österreichische Produktion beworbenen Masken teilweise in China eingekauft wurden. Auch gab es heftige Kritik an den Arbeitsbedingungen. Lenzing stieg aus dem Joint Venture aus, die Maskenproduktion wurde schließlich verkauft.

Für ihn sei jetzt ein sehr guter Zeitpunkt für den Wechsel, er übergebe ein Unternehmen, das dafür aufgestellt sei, bis 2050 klimaneutral zu werden. Die dafür nötige Transformation sei abgeschlossen. "Ich kann einen Weltmarktführer mit großem Potenzial als wohlbestelltes Unternehmen übergeben", so Doboczky. Die Lenzing werde noch viele Jahrzehnte in Österreich produzieren, da sie "ein überaus innovatives Unternehmen mit einer nachhaltigen Strategie" sei. Außerdem sei Lenzing auch ein Forschungsstandort und "ohne Produktion gibt es keine Forschung".

Klimaschutz

Doboczky plädiert für eine CO2-Steuer. "Man muss aber Mechanismen finden, dass der Industriestandort Europa nicht gefährdet wird", grenzt er ein. Das gelte etwa für die Einhebung von CO2-Steuern beim Import von Gütern. "Höhere CO2-Abgaben in Europa werden Innovation vorantreiben, viele Prozesse beschleunigen und mehr Arbeitsplätze bringen", erwartet Doboczky, auch Lenzing habe bei gleichzeitiger Absenkung des CO2-Ausstoßes die Zahl der Jobs gesteigert. Österreich müsse sich in der EU als Klimavorreiter positionieren, ohne Alleingänge zu machen und müsse auch eine starke und treibende Kraft sein, um den Green Deal voranzutreiben.

Ein internationaler Konzern mit globalen Lieferketten wie Lenzing sei noch zeitgemäß, ist Doboczky überzeugt. Die Industrie sei gefordert, an der besseren Transparenz des ökologischen Fußabdrucks zu arbeiten und die Konsumenten, diese viel stärker zu hinterfragen.

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