Lebensversicherungen: Was Sie darüber wissen sollten

Stornierung und Prämienfreistellung führen oft zu saftigen Verlusten.
Die vorzeitige Kündigung von Polizzen führt meist zu hohen Verlusten - bis zur Hälfte der eingezahlten Prämien.

Der KURIER-Bericht über die fehlerhafte Belehrung von Konsumenten beim Abschluss von Lebensversicherungen in den Jahren 1994 bis 2012 hat viel Staub aufgewirbelt. Laut Urteilen des EuGH und OGH können betroffene Konsumenten vom Vertrag zurücktreten und die eingezahlten Prämien samt vier Prozent Zinsen pro Jahr zurückfordern. Wer diese Option nicht hat, kann andere Möglichkeiten prüfen.

Welche Lebensversicherungen gibt es?

Die klassische Er- und Ablebensversicherung besteht aus einer Ansparkomponente und einer Risikovorsorge für einen etwaigen Todesfall. Sie beinhaltet meist einen unverbindlichen Gewinnanteil, der sich am Veranlagungsertrag des Versicherers orientiert. Seit der Finanzkrise 2008 und auf Grund der Nullzins-Politik der Europäischen Zentralbank sind die Gewinne geschmolzen. Die Polizzen werden am Ende der Laufzeit auf einmal oder monatlich – steuerlich günstiger – als Rente ausgezahlt. Außerdem gibt es fondsgebundene Polizzen.

Warum sind fondsgebundene Polizzen riskant?

Bei fondsgebundenen Polizzen kann das Veranlagungsrisiko heftig durchschlagen. Die eingezahlten Prämien werden in Fondsanteile investiert. Entwickeln sich diese ausgewählten Fonds schlecht, hat der Kunde oft das Nachsehen. Ist keine Garantieleistung mit dem Versicherer vereinbart, trägt ausschließlich der Kunde das Veranlagungsrisiko.

Wie hoch ist heute im Schnitt die Verzinsung in der klassischen LV?

Laut Günter Geyer, Präsident des Versicherungsverbandes, beträgt die Verzinsung im Schnitt 2,6 Prozent des veranlagten Kapitals. Die Versicherer dürfen höchstens ein Prozent Verzinsung garantieren. Hinzu kommt die Gewinnbeteiligung.

Wie viel Provision kassieren die Makler?

Dem KURIER liegen Maklerverträge namhafter Versicherungen vor. Nach diesen Unterlagen werden bei klassischen Lebensversicherungen bis zu 14 Monats-Nettoprämien als Abschlussprovision an den Vermittler bezahlt, bei fondsgebundenen Polizzen sogar bis zu 18 Monatsprämien. Diese Kosten werden auf die ersten fünf Jahre der vertraglichen Laufzeit aufgeteilt.

Kann man Polizzen vor Vertragsende kündigen?

Ja. Der Auflösungswert, den der Kunde erhält, wird als Rückkaufswert bezeichnet. In der Regel werden bei der Kündigung die Vertriebskosten (Provisionen), die Ableben-Risikoprämie, Verwaltungsgebühren und ein Stornierungsabschlag abgezogen.

Fallen bei Vertragsstornierungen Verluste an?

Ja, eine vorzeitige Beendigung des Vertrages kann zu herben Verlusten führen. Je kürzer die Laufzeit der Polizze, desto höher sind die Verluste. Das heißt: Der Kunde erhält deutlich weniger zurück, als er an Prämien eingezahlt hat; in einzelnen Fällen sogar weniger als die Hälfte.

Wie wird der Rückkaufswert berechnet?

Die Berechnung dieses Werts ist zum Teil auch für Experten nicht immer nachvollziehbar. Die Versicherungen lassen sich dabei nicht in die Karten schauen. Sie legen den Polizzen aber in der Regel eine Rückkaufswert-Tabelle für die gesamte Laufzeit bei.

Kann eine Prämienfreistellung sinnvoll sein?

Alles ist besser als eine Kündigung der Polizze. Aber auch die Aussetzung der Prämienzahlung bis zum Laufzeitende kann zu Verlusten führen; vor allem bei fondsgebundenen Polizzen kann eine Prämienfreistellung weiter Kapital vernichten.

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