Das bedeutet auf der anderen Seite also, dass es nicht den einen großen Hebel gibt, um Lebensmittelverschwendung in der Landwirtschaft zu verhindern?
Cornelia Diesenreiter: Nein, es braucht ein Portfolio an Lösungen. Es muss für jede Menge der passende Absatzmarkt gefunden werden. Also sowohl für die fünf Tonnen Marillen als auch für die 15 Tonnen. Die Frage ist immer, welcher Kanal für welchen Überschuss am meisten Sinn ergibt.
Andreas Diesenreiter: Es geht darum, was man daraus machen kann, ohne, dass es für den Konsumenten zu teuer wird. Die Produkte im Supermarkt sind deshalb so günstig, weil sie in großen Mengen durchgeplant sind. Derzeit ist es billiger, überzuproduzieren und wegzuwerfen, als kleinere Mengen zu verarbeiten.
Und das trotz Teuerung bei Düngemitteln und Pflanzenschutz?
Cornelia Diesenreiter: Was sich die Landwirte noch weniger leisten können, ist nicht zu liefern. Außerdem kann man die Natur nicht genau planen. Eine Marillenplantage zum Beispiel braucht Jahre, bis sie ergiebig ist. Da kann der Landwirt nicht einfach sagen, dieses Jahr baue ich weniger an.
Andreas Diesenreiter: Die Überschüsse werden eher mehr. Also Pufferproduktionen, damit es zu keinen Lieferengpässen kommt. Und was den Bauern übrig bleibt, ist meist zu viel, um es am Wochenmarkt in kleinen Einheiten zu verkaufen. Dafür wäre der Aufwand zu groß.
Bis jetzt haben wir nur von Überschüssen gesprochen. Aber welche Rolle spielt Ausschussware – also Karotten, die zu krumm, oder Erdäpfel, die zu klein für den Verkauf sind?
Cornelia Diesenreiter: Wir bekommen hauptsächlich Ware in A-Qualität, die man genau so im Supermarkt verkaufen könnte.
Andreas Diesenreiter: Sie macht geschätzt nur zehn Prozent aus. Der größte Teil ist nicht Ausschuss, sondern Überschuss.
Wie kommen überschüssiges Obst und Gemüse bei "Unverschwendet" ins Glas?
Andreas Diesenreiter: Die ersten zwei Jahre haben wir selbst geerntet und eingekocht. Dann haben wir begonnen auszulagern. Das war quasi der Übergang vom romantischen Selberernten zum administrativen Bürojob.
Cornelia Diesenreiter: Heute bereiten wird die Überschüsse so auf, dass sie Industriebetriebe zum Endprodukt verarbeiten können.
Was steht als nächstes auf dem Plan?
Cornelia Diesenreiter: Das größte Problem ist, dass die Überschüsse am Markt nicht sichtbar sind. Deshalb wollen wir eine Datenbank aufbauen, wo diese gesammelt werden, um sie besser planbar zu machen. Wenn man weiß, wie viele Überschüsse Tomaten jährlich anfallen, kann ich sie besser in der Wertschöpfungskette halten.
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