Stierhoden und Apfelstrudelsaft

Essen wird oft rund um den Globus geschickt, bevor es auf dem Teller landet. Auf der Sial wollen 6000 Firmen ins Geschäft kommen.
Was Österreich auf der Lebensmittelmesse in Paris für globale Esser zu bieten hat.

Sehnen, Penisse und Hoden sind typische Produkte für Asien", erklärt Roland Rainer von der Osi Austria Foodworks mit Sitz in Enns. Vor sich hat er ein Verkaufsprospekt mit Bildern der angepriesenen Ware ausgebreitet. Er tippt auf die Abbildung "Hinterbeine gebrüht". "Ein typischer Afrika-Artikel", sagt er.

Österreich präsentiert bei der Lebensmittelmesse Sial in Paris auch Überraschendes. Hummus von der Firma deli dip etwa. Hinter dem Start-up steht die gebürtige Pariserin Fanny Schreiber, die unter anderem Guacamole und Hummus in Budapest produziert. "Alle Produkte werden in Wien entwickelt", betont sie. Auf der Messe will sie vor allem Kontakte nach Skandinavien knüpfen, weil die Menschen dort "sehr offen für diesen Geschmack" sind, meint sie.

Globaler Markt

Die Lebensmittelproduktion kennt keine Grenzen mehr. Fleischproduzent Johann Gierlinger hält Regionalität für "quitschi-quatschi". Damit meint er, dass "das Tier aus der Region genauso gemästet wird, wie woanders auch". Gierlingers Firma hat ihren Sitz in Oberösterreich, produziert aber in Ungarn und Rumänien. "Wir sind in der komfortablen Situation, im Osten zu produzieren und im Westen zu verkaufen", sagt er. Wobei das Bauchfleisch, das er in Rumänien zu Speck verarbeitet, teils zuvor aus Deutschland importiert und letztlich auch wieder dorthin exportiert wird. Etwa an Fast-Food-Ketten wie KFC oder Burger King. Gierlinger, der von Geschäfts wegen nichts von Regionalität hält und sich über die niedrigen Transportkosten freut, wünscht sich aber "mehr Europa in Europa". Vor allem in der Gastronomie, die fast nur noch Hühnerbrust aus Thailand, fallweise Brasilien, auftische. Gierlingers Bruder und Geschäftspartner Thomas pflichtet ihm bei. Er war 20 Jahre in der Gastronomie tätig. "Ich weiß gar nicht genau, um wie viel billiger die Ware aus Thailand war. Es gab ja nicht einmal Hühnerbrust aus Österreich", sagt er.

Am Stand des Tiroler Energy-Drink-Herstellers Rox kommt Geschäftsführer Michael Pammer kaum mit dem Nachschenken von Kostproben nach. Er macht 80 Prozent des Umsatzes in Afrika. "In Afrika gibt es viele junge Leute, die westlich ausgerichtet sind. Aber wir Europäer verschlafen die Entwicklung total", findet er. Die aktuellen Krisenherde machen allerdings auch seinem Energy Drink zu schaffen, vor allem in einem seiner Hauptmärkte, Liberia. "Wir sind dort stark in der Gastronomie vertreten. Im dritten Quartal hat man schon gesehen, dass die Leute dort gerade andere Sorgen haben", verweist er auf die Ebola-Epidemie.

Mike Reiter ist zum ersten Mal auf der Sial – mit "Omis Apfelstrudel". Einem Getränk, das – wie der Name sagt – nach Apfelstrudel schmeckt und "Omis Apfelstrudel" heißt, weil es unter "Omas Apfelstrudel" bereits mehr als 32.000 Treffer im Internet gibt. Einen Treffer hat das erst vor acht Monaten gegründete Leobener Unternehmen auch bei einer Messe in New York gelandet. "Ein Journalist des Wall Street Journal hat uns als eine der bizarrsten Ideen vorgestellt", erzählt Mike. In der Folge sind die ersten Apfelstrudel-Liter im Trump-Tower in Chicago geflossen. "Wir sind eine durchgeknallte Truppe, aber wir arbeiten auch sehr viel", sagt der 32-Jährige. Bis sie den richtigen Geschmack in der Flasche hatten, hatten sie 30.000 Liter Apfelsaft verpanscht. Das Geld dafür kam nicht von einem Investor, sondern von der Werbeagentur, die die junge Truppe betreibt, betont er.

Tropfenweiser Export

Ähnlich die Situation bei Styrian Drop, einem Start-Up, das Kürbiskernöl in 10 Milliliter-Fläschchen abfüllt. "Auf der Messe hatten wir viele Anfragen aus Asien, zumindest ein paar scheinen ernst zu sein", sagt Geschäftsführer Christoph Kovacic. Schon jetzt liefert er monatlich 15.000 Fläschchen nach Taiwan. Geschäft sei das noch keines. Sein Geld verdient er noch mit der Herstellung von Elektrokomponenten.

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