Lebensmittel in Österreich um 13 Prozent teurer als in Deutschland

Lebensmittel in Österreich um 13 Prozent teurer als in Deutschland
Eine Erhebung der Europäischen Zentralbank (EZB) zeigt erhebliche Preisunterschiede bei identischen Produkten.

"Das 'Gesetz des einheitlichen Preises' besagt, dass in einer reibungslosen Welt der Preise eines in zwei Ländern verkauften Produkts gleich sein sollte", heißt es in einer aktuellen Erhebung der Europäischen Zentralbank (EZB) vom 20.April. In einem Forschungsbulletin haben sich drei Ökonomen und Ökonominnen die Preisunterschiede in den Grenzregionen zwischen Österreich und Deutschland genauer angesehen.

Das ernüchternde Ergebnis: Die Supermarktpreise sind - bei identischen Produkten - auf österreichischer Seite um durchschnittlich 13 Prozent teurer.

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Die drei Studienautoren Teresa Messner, Fabio Rumler und Georg Strasser haben sich bewusst eine Region herausgepickt, in der die Preisbildung in unterschiedlichen Staaten nicht durch Zölle oder Ähnliches verzerrt ist.

Klassische Handelsbarrieren

Zwischen Österreich und Deutschland "sollten klassische Handelsbarrieren, Wechselkurse und Distanzen die Preisentscheidungen der Einzelhändler nicht beeinflussen", heißt es in der Studie. Es sollte also in einer so eng vernetzten Region keine Preisunterschiede nahe der Grenze geben.

Und trotzdem, so resümieren die Studienautoren: "legt unsere Studie nahe, dass Einzelhändler gegenüber Verbrauchern über beträchtliche Marktmacht verfügen, wobei der Grenzeffekt darauf hindeutet, dass Einzelhändler sich für eine Preisdifferenzierung auf der Grundlage bestehender Vertriebsnetze entscheiden."

Doch wie kommt es, dass sich die Preise in den Supermärkten zwischen Österreich und Deutschland so stark unterscheiden?

Die Tageszeitung Der Standard hat zu dem Thema mit der Konzernsprecherin der Spar-Gruppe, Nicole Berkmann, gesprochen. Sie sagt, Österreich sei für große internationale Markenkonzerne ein kleiner Markt. Händler erhielten in der Folge hierzulande nicht die gleichen Einstandspreise wie in Deutschland, wo das oft zehnfache Volumen an Lebensmitteln und Drogeriewaren bewegt werde.

Der Standard sprach des weiteren mit dem Rewe-Konzernsprecher Paul Pöttschacher. Für ihn wiegen unterschiedliche Steuersätze in beiden Ländern ebenso schwer wie andere Lohnkosten. Außerdem, so schreibt es Der Standard, ist in Deutschland lediglich ein Drittel der Gehälter im Handel über den Kollektivvertrag geregelt.

In Österreich ließ Sozialminister Johannes Rauch bereits vergangene Woche über die Medien ausrichten, dass die hohen Lebensmittelpreise nicht mehr allein mit der Inflation begründbar seien. In einem Interview in der ZIB 2 erklärte er, dass er gemeinsam mit Vizekanzler Werner Kogler auf den Lebensmittelhandel zugehen möchte, um den teils zu hohen Preisen auf die Spuren zu gehen.

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