Ryanair-Chef Michael O’Leary, er gilt als der härteste Hund in Europas Luftfahrt, will Wien mit den Konzerntöchtern Buzz (Polen) und Malta Air Wien anfliegen. „Die haben keinen Kollektivvertrag und zahlen keine Steuern in Österreich. Damit eröffnet vida das Lohndumping in Wien“ (Gurgiser).
Genau das wirft die Gewerkschaft Ryanair vor und ging mit 1000 Euro Brutto-und 848 Euro Netto-Gehalt für die Flugbegleiter in die Öffentlichkeit. „Wir lassen nicht zu, dass die Mitarbeiter erpresst werden“, tönt vida-Chef Roman Hebenstreit. Vollzeit-Schichtarbeit und Unterschreiten der Armutsgrenze, das könne in Österreich nicht akzeptiert werden. vida bestehe auf einem monatlich garantierten Einkommen über der Armutsgrenze. Man könne zwar krisenbedingt vorübergehend davon abweichen, doch auch der letzte Vorschlag enthalte gesetzwidrige Passagen.
Laudamotion dagegen fühlt sich wochenlang hingehalten, erst nach acht Einladungen sei ein Gesprächstermin zustande gekommen. Im nächtlichen Verhandlungsmarathon besserte Ryanair tatsächlich nach, auf ein Einstiegsangebot für Flugbegleiter von mindestens 19.200 Euro im Jahr. Plus Zulagen. Das Vergleichsgehalt bei der AUA liegt bei 1700 Euro brutto monatlich, vor dem Sparpaket. Die Piloten halten bei mindestens 100.000 Euro Jahreseinkommen. Für sie würde der neue KV Gehaltseinbußen zwischen elf und 14 Prozent bringen, die Flugbegleiter würden nichts verlieren.
Die Luftfahrt ist einer der wenigen Sektoren ohne Branchen-KV. Nur AUA und Lauda haben solche Regelwerke, die von den Sozialpartnern vereinbart werden müssen. Der Lauda-KV wurde noch von Airline-Gründer Niki Lauda persönlich ausverhandelt.
Sozialpartner-Streit
Mit der türkis-grünen Regierung gewannen die Sozialpartner wieder an Bedeutung, auch untereinander schien sich das Klima deutlich verbessert zu haben. Der Fall Lauda jedoch entzweit. Er könne verstehen, „wenn um Prozente gestritten wird. Aber hier geht es um Existenzen und Arbeitsplätze“, sagt Manfred Handerek von der Berufsgruppe Luftfahrt in der WKÖ. „Ich bin erschüttert, dass vida in einer solchen Situation nicht einlenkt, aber wir können leider nichts tun“.
Arbeiterkammer-Chefin Renate Anderl wiederum wirft der WKÖ Vertragsbruch vor, die Kammer gehe unter den Mindest-KV.
Dass auf vida-Seite ein Betriebsrat der AUA und ein Vertreter der Billig-Airline Level (hat selbst keinen KV) mitverhandelten, empört Gurgiser besonders: „Mich hat die Gewerkschaft um 6:30 früh kontaktiert, ich solle daheim bleiben“. Er war dann doch dabei, im Boot der WKÖ. „Das sind demokratisch gewählte Funktionäre, die sind bei jeder KV-Verhandlung dabei“, kontert Hebenstreit.
Staatshilfe
Luftfahrt-Staatsskretär Magnus Brunner (ÖVP) führte am Freitag seitens der Regierung Gespräche mit der Lauda-Geschäftsführung. Auch Laudamotion stehe wie allen österreichischen Unternehmen die Möglichkeit offen, "staatliche Hilfen, wie Garantien oder Fixkostenzuschüsse zu beantragen", sagte Brunner anschließend. KV-Verhandlungen seien aber nicht Sacheder Regierung, Lösungen müssten die Sozialpartner finden. Beide Seiten müssten sich im Interesse der Mitarbeiter aufeinander zu bewegen.
"Absurd und obskur"
Die Neos brachten noch am Freitag im Parlament einen Entschließungsantrag auf einen Runden Tisch ein, um die Lauda-Jobs zu retten. Die Regierung bzw. die Arbeitsministerin mögen die betroffenen Unternehmen und die Sozialpartner einladen. Die Anwesenheit der Betriebsräte von AUA und Level im Verhandlungsteam erwecke den Anschein, das Scheitern der Gespräche könne auf das Eigeninteresse einzelner Gewerkschafter zurückzuführen sein. "Absurd und obskur", kritisiert Neos-Wirtschaftssprecher Sepp Schellhorn.
Wie geht’s weiter? „Unsere Hand ist ausgestreckt“, beteuert Hebenstreit. „Wir wollen eine Lösung“. Mal sehen, was O’Leary dazu meint.
Kommentare