Kurz & Co. greifen bei der Telekom durch

Kurz & Co. greifen bei der Telekom durch
Der ÖVP-nahe IT-Manager Thomas Arnoldner löst Plater ab, künftig mehr Frauen im Aufsichtsrat

von andrea hodoschekDie personellen Umbesetzungen bei der teilstaatlichen Telekom Austria ließen mit der neuen Regierung nicht lange auf sich warten. Konzernboss und Holding-CEO Alejandro Plater wird voraussichtlich mit 1. September auf ein einfaches Vorstandsmandat als Chief Operating Officer (COO) zurückgestutzt. Neuer Telekom-Chef wird, wie berichtet, der Österreicher Thomas Arnoldner.

Der 40-Jährige kommt aus der Branche, gilt als sehr guter Manager mit steiler Karriere und als einer der Vertrauten von ÖVP-Chef Sebastian Kurz. Er und Arnoldner kennen einander bereits aus der Jungen ÖVP, Ehefrau Bernadette Arnoldner ist Geschäftsführerin der Wiener ÖVP, in der Kurz groß wurde.

Damit steht wieder ein Österreicher an der Spitze der Telekom Austria. Der Argentinier Plater ist der Statthalter des mexikanischen Mehrheitseigentümers America Movil.

Finanzminister Hartwig Löger (ÖVP), der für die Beteiligung der Republik an der Telekom (28,4 Prozent) zuständig ist, hat die Karte der Republik Österreich gezogen, den CEO zu bestellen. Dieses Recht ist der Staatsholding ÖBIB im Syndikatsvertrag mit America Movil garantiert. Arnoldner hat de facto trotzdem nicht das Sagen. Denn neben Plater sitzt Finanzvorstand Siegfried Mayrhofer ebenfalls auf einem Ticket der Mexikaner, die 51 Prozent an der Telekom halten.

In der Vergangenheit war freilich immer wieder kritisiert worden, dass die Republik auf ihr Nominierungsrecht für den Telekom-CEO verzichtet und der Bestellung von Plater zugestimmt hatte.

Arnoldner hat eine Top-Karriere in der IKT-Branche hingelegt und hat viel Erfahrung mit Kunden. Er studierte Betriebswirtschaft an der Wirtschaftsuni Wien und der Stockholm School of Economics und stieg 2013 zum Vorstandsvorsitzenden von Alcatel-Lucent Austria auf. Mit der Übernahme durch Nokia war er für den Vertrieb für die wichtigsten internationalen Kunden zuständig. Im März 2017 wechselte er in die Geschäftsführung von T-Systems Austria, der Österreich-Tochter der Deutschen Telekom. Dort leitete er den Bereich Sales & Services.

Löger streut dem künftigen Telekom-Chef Rosen, Arnoldner sei ein ausgewiesener Experte der Branche mit langjähriger Erfahrung. America Movil erklärte, man unterstütze die Nominierung.

Noch nicht entschieden ist allerdings, wer Chef von A1 wird, der wichtigsten Konzerntochter und Cash-Cow der Telekom. In der A1 ist das Österreich-Geschäft gebündelt. Marcus Grausam ist bis dato nur interimistisch bestellt.

Neue Aufsichtsräte

Arnoldner wird erst vom neuen Aufsichtsrat bestellt, der auf der Telekom-Hauptversammlung am 30. Mai gewählt wird. Aufsichtsratschef Wolfgang Ruttenstorfer kündigte auf der Sitzung am Donnerstag seinen Rücktritt zum Stichtag der Hauptversammlung an. Das Mandat des ehemaligen SPÖ-Politikers und OMV-Chef wäre erst 2020 abgelaufen, doch das Klima zwischen Ruttenstorfer und dem Finanzministerium ist schon seit geraumer Zeit nicht mehr sehr freundlich.

Neue Aufsichtsratschefin wird, wie der Sonntags-KURIER als erstes Medium berichtete, die Top-Wirtschaftsanwältin Edith Hlawati. Ebenfalls neu in den Aufsichtsrat kommt Bettina Glatz-Kremsner, im Vorstand der Casinos Austria und Vize-Vorsitzende der ÖVP. Ebenfalls neu in den Aufsichtsrat wird Daniela Lecuona bestellt, Chefin Investor Relations von America Movil. Zwei Vertreter der Mexikaner gehen aus dem Gremium hinaus.

Die Frauenquote, mit der America Movil ein Problem hatte, wird somit erfüllt. Die Industrielle Karin Exner-Wöhrer, die ursprünglich auf einem Ticket der heimischen Staatsholding saß, wird auf ein Mandat der Mexikaner übersiedeln. Damit sind unter den zehn Kapitalvertretern der Telekom künftig vier Frauen.

Hlawati, die bereits in der Vergangenheit Vize-Vorsitzende des Telekom-Aufsichtsrates war, wird voraussichtlich zur neuen Präsidentin gewählt. Die Juristin steht auch an der Spitze des Kontrollgremiums der mehrheitlich staatlichen Post. Österreich hat laut dem Syndikatsvertrag neben dem CEO auch das Anrecht auf die Aufsichtsratsspitze der Telekom.

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