Lebensmittelkennzeichnung: Küchengeheimnisse sollen gelüftet werden

Halibut Entree
Jedes zweite servierte Schnitzel wurde importiert. Vielen ist das nicht bewusst. Doch das soll sich 2021 ändern

Großküchen – also etwa Kantinen in Krankenhäusern, Heimen oder Schulen – sollen künftig ausweisen, woher das Fleisch und die Eier, die auf dem Teller landen, kommen. Das sieht ein Verordnungsentwurf vor, den noch Rudolf Anschober als Gesundheitsminister vorgelegt hat. Bauernbund-Präsident Georg Strasser und der Weinviertler Gastronom Harald Pollak zur verpflichtenden Herkunftskennzeichnung im KURIER-Gespräch.

KURIER: Herr Strasser, sind Sie mit dem Verordnungsentwurf zufrieden?

Georg Strasser: Ja, er bildet ab, was im Regierungsprogramm steht. Großküchen sind ein wichtiger Teil der Verpflegung. Laut Statistik werden täglich vier Millionen Mittagsmenüs außer Haus verzehrt, 20 Prozent davon Großküchen – also in diversen Kantinen – und 25 Prozent in der Gastronomie.

Die nun – geht es nach den Bauernvertretern – vor allem in Österreich einkaufen soll. Kann die heimische Landwirtschaft überhaupt so viel liefern? Kommt nicht jedes zweite Kalbsschnitzel, das in Österreich serviert wird, aus den Niederlanden?

Strasser: Das stimmt leider, weil Holland viel günstiger produziert. Vor Jahrzehnten hatten wir eine gute Eigenversorgung bei Kalbfleisch, doch dann hat holländische Ware immer mehr österreichische verdrängt (Anmerkung: 140 Prozent Selbstversorgungsgrad beim EU-Beitritt, aktuell rund 50 Prozent). Grund dafür sind die Haltungsbedingungen in den Niederlanden, die aus tierschutzrechtlichen Gründen bei uns gar nicht möglich wären. Wir haben jetzt über die ARGE Rind Programme, die Österreichs Bauern wieder motivieren sollen, Kälber hier aufzuziehen. Zur Größenordnung: Derzeit werden 60.000 Kälber im Jahr ins Ausland transportiert, nach Holland, Spanien und Italien.

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