Großküchen – also etwa Kantinen in Krankenhäusern, Heimen oder Schulen – sollen künftig ausweisen, woher das Fleisch und die Eier, die auf dem Teller landen, kommen. Das sieht ein Verordnungsentwurf vor, den noch Rudolf Anschober als Gesundheitsminister vorgelegt hat. Bauernbund-Präsident Georg Strasser und der Weinviertler Gastronom Harald Pollak zur verpflichtenden Herkunftskennzeichnung im KURIER-Gespräch.
KURIER: Herr Strasser, sind Sie mit dem Verordnungsentwurf zufrieden?
Georg Strasser: Ja, er bildet ab, was im Regierungsprogramm steht. Großküchen sind ein wichtiger Teil der Verpflegung. Laut Statistik werden täglich vier Millionen Mittagsmenüs außer Haus verzehrt, 20 Prozent davon Großküchen – also in diversen Kantinen – und 25 Prozent in der Gastronomie.
Die nun – geht es nach den Bauernvertretern – vor allem in Österreich einkaufen soll. Kann die heimische Landwirtschaft überhaupt so viel liefern? Kommt nicht jedes zweite Kalbsschnitzel, das in Österreich serviert wird, aus den Niederlanden?
Strasser: Das stimmt leider, weil Holland viel günstiger produziert. Vor Jahrzehnten hatten wir eine gute Eigenversorgung bei Kalbfleisch, doch dann hat holländische Ware immer mehr österreichische verdrängt (Anmerkung: 140 Prozent Selbstversorgungsgrad beim EU-Beitritt, aktuell rund 50 Prozent). Grund dafür sind die Haltungsbedingungen in den Niederlanden, die aus tierschutzrechtlichen Gründen bei uns gar nicht möglich wären. Wir haben jetzt über die ARGE Rind Programme, die Österreichs Bauern wieder motivieren sollen, Kälber hier aufzuziehen. Zur Größenordnung: Derzeit werden 60.000 Kälber im Jahr ins Ausland transportiert, nach Holland, Spanien und Italien.
Herr Pollak, Sie führen ein Restaurant mit zwei Hauben im Weinviertel. Fragen Ihre Gäste, woher das Fleisch auf dem Teller kommt?
Harald Pollak: Immer öfter. Ich glaube, Corona wird diesen Trend sogar noch verschärfen. Wir kaufen das Fleisch bei einem Fleischhauer, der von Bauern in der Region bezieht.
Auf Ihrer Webseite preisen Sie „Schnitzel vom Hausschwein mit Erdäpfelsalat“ um 7,90 Euro an. Wer verdient da noch etwas? Sie? Der Bauer? Niemand?
Pollak: Naja, diesen Preis haben wir einmal in der Woche, am Donnerstag ist bei uns Schnitzeltag. Wir stehen auch letztlich im Wettbewerb mit anderen Gasthäusern in der Region. Wir müssen also mitspielen, um unter der Woche Frequenz ins Haus zu bringen. Und nicht jeder Gast, der dann zu uns kommt, isst auch ein Schnitzel. Außerdem haben wir noch den Getränkeumsatz. Somit ist diese Aktion auf alle Fälle wirtschaftlich tragbar.
Wie groß ist der Preisaufschlag für Schnitzel „Made in Austria“ wirklich?
Pollak: Im Vergleich zu polnischer Ware haben Sie im Großhandel oft einen Preisaufschlag von 100 Prozent bei Putenschnitzeln.
Herr Strasser, Großküchen – etwa in Heimen – kalkulieren oft mit weniger als 3,50 Euro pro Person und Tag. Wie soll sich das ausgehen mit Ware „Made in Austria“?
Strasser: Hier wird es sicher den einen oder anderen Euro mehr im Einkaufsbudget brauchen, wenn wir wollen, dass mehr österreichische Qualität, Tierwohl und Klimaschutz auf den Teller kommt. Das ist eine ganz klare politische Verantwortung.
Die verpflichtende Herkunftskennzeichnung ist derzeit noch nicht viel mehr als ein Verordnungsentwurf. Wann rechnen Sie mit der Umsetzung?
Strasser: Die technischen und juristischen Vorbereitungen sind schon sehr weit fortgeschritten. Die Umsetzung 2021 ist das Ziel.
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