Krypto-Betrug: WKStA macht Beschuldigten zum Kronzeugen

Im Ermittlungsverfahren der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) rund um den mutmaßlichen Kryptobetrugsfall Paraiba und die Nachfolgeplattform Trillant, durch die rund 65.000 Anleger zumindest 400 Millionen Euro verloren haben sollen, kommt es zu einer spannenden Entwicklung. Denn die WKStA hat dem Beschuldigten Waldemar S. den Kronzeugenstatus zuerkannt.
„Da Sie ein reumütiges Geständnis über ihren Tatbeitrag abgelegt haben, die von ihnen offenbarten Tatsachen aus Sicht der WKStA die umfassende Aufklärung der Straftaten fördern, die Wissensoffenbarung rechtzeitig und freiwillig erfolgte (…) unterbreitet die WKStA das Angebot das Ermittlungsverfahren gegen Zahlung von 17.200 Euro unter Vorbehalt der späteren Verfolgung einzustellen“, heißt es im Strafakt.
Der 38-jährige S. muss aber weiter „allfällige Beweismittel vorlegen“ und darf keine Informationen über strafbare Handlungen, an denen er beteiligt war, zurückhalten. Außerdem muss er im Strafprozess als Belastungszeuge gegen andere Beschuldigte aussagen.
Hohe Rendite versprochen
Wie der KURIER berichtete, ermittelt die WKStA wegen des Verdachts des schweren gewerbsmäßigen Betruges gegen sechs mutmaßliche Haupt-Drahtzieher. Sie sollen seit 2019 Tausende Anleger getäuscht und sich dabei bereichert haben. Zu den Opfern soll auch der Fußballklub DSV Leoben zählen, dem Sponsorgelder in Millionenhöhe zugesagt wurden, die er aber nicht erhalten hat.
Die Paraiba-Macher hatten behauptet, dass die investierten Gelder der Krypto-Tradingplattform Paraiba und ihrer Nachfolgerin Trillant – über ein Konto bei der Unique Private Bank in Litauen – gutgeschrieben und „professionellen Kryptotradern zur Veranlagung überlassen“ werden. Den Anlegern wurden 0,3 bis 0,5 Prozent Rendite pro Tag versprochen. Bereits im Februar 2020 hat die Finanzmarktaufsicht (FMA) vor Geschäften mit Paraiba gewarnt.
Später sollen die Paraiba-Drahtzieher weitere Investoren-Gelder dadurch entzogen haben, dass sie diese in noch unbekannter Höhe in dubiose Strukturvertriebe fließen ließen. Etwa für Produkte wie den Energydrink KAIF.
Verdacht der Geldwäscherei
Im Zusammenhang mit dem DSV Leoben besteht auch er Verdacht der Geldwäscherei. „Von zahlreichen (ehemaligen) Verantwortlichen des DSV Leoben wurden Vermögensbestandteile, die aus dem Paraiba/Trillant/KAIF-System als krimineller Tätigkeit herrühren, verheimlicht und verschleiert, indem Spieler und Funktionäre des Vereins in Bitcoin und anderen Kryptowährungen bezahlt wurden“, schreibt die Anklagebehörde.
Auch über die Schweizer Zero One AG und die Migom Bank AG mit angeblichen Sitz in Wien sollen Gelder weiter transferiert und in anderen Wertgegenständen veranlagt worden sein.“ Auch hier besteht der Verdacht der Geldwäscherei.
Weiteres Betrugssystem
Kronzeuge Waldemar S. hat der WKStA auch offenbart, dass das Paraiba/Trillant-System in einem weiteren Betrugssystem namens „Richbot“ aufgegangen sein soll. Und: Dass vier beschuldigte Drahtzieher „Amtsträger in Sierra Leone mit insgesamt 400.000 Euro“ geschmiert haben sollen, damit diese rechtswidrig Diplomatenpässe ausstellen.
Akribische Ermittlungen
„Dank der Aussage des Kronzeugen und der akribischen Ermittlungsarbeit des Landeskriminalamts Wien unter Leitung von Christian Rottenschlager konnte einer der größten Betrugsfälle bereits weitgehend aufgeklärt werden“, sagt Anwalt Jörg Zarbl, der 700 Geschädigte vertritt.
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