Kostenbremse für voestalpine: Vorerst keine Kurzarbeit
Der Linzer Stahl- und Technologiekonzern Voestalpine hat im ersten Geschäftshalbjahr einen massiven Gewinneinbruch erlitten. "Die Zahlen waren schon prickelnder", drückte es Voest-Vorstandsmitglied Franz Kainersdorfer aus. "Wir bereiten uns auf ein weiteres schwieriges Jahr vor", sagte CEO Herbert Eibensteiner bei der Präsentation der Zahlen. Im ersten Halbjahr fiel der Nettogewinn von 320 Millionen Euro auf 115 Millionen - ein Minus von 64 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Besserung scheint auch länger nicht in Sicht: Auch für 2020/21 erwarten die Linzer keine Verbesserung. Notwendige Folge: Der Sparkurs wird verschärft. Konkret sollen Überstundenabbau, Reduzieren von Schichten, Reduktion des Leasingpersonals und Nicht-Nachbesetzen von freiwerdenden Stellen helfen.
Kurzarbeit - also eine vorübergehende Reduzierung der Normalarbeitszeit - ist laut Kainersdorfer noch kein Thema, aber für das erste Quartal 2020 nicht auszuschließen. Sollte es zu Kurzarbeit kommen, könne damit aber weiterer Personalabbau verhindert werden.
Der Voestalpine machen externe Faktoren zu schaffen wie die nachlassende Konjunktur, der internationale Handelsstreit mit den US-Strafzöllen auf Stahlimporte, die ins Schleudern geratene Nachfrage in der Autoindustrie sowie höhere Rohstoffpreise. Aber auch intern sind Fehler passiert – hausgemacht sozusagen: "'Cartersville' zum Beispiel", sagte Eibensteiner. Mit dem amerikanischen Automotive-Werk werden angesichts hoher Anlaufkosten infolge von Managementfehlern seit zwei Jahren Verluste geschrieben.
Im Bereich Automotive, der zuletzt rund ein Drittel zum Umsatz und auch zum Ertrag des Konzerns beisteuerte, krankt es gleich an mehreren Fronten. Die Branche leidet nicht nur an der schwächeren Konjunktur, sondern auch an einer gewissen Orientierungslosigkeit, in welche Richtung es technologisch von den Antrieben her letztlich wirklich gehen wird. "Die Zeichen in der Automobilkonjunktur deuten darauf hin, dass es nicht zu einer raschen Erholung kommt", sagte der voestalpine-Chef.
Eine Milliarde Euro für E-Öfen
Trotz eingebrochenen Gewinns stehen dem Stahlkonzern Investitionen ins Haus. So will die Voestalpine, verschärften Klimaschutzvorgaben folgend, drei seiner fünf Hochöfen in Österreich durch Elektro-Öfen ersetzen. Investitionsvolumen: eine Milliarde Euro. Zeitlich könnte das "Hybrid-Stahlwerk" im Jahr 2013 Wirklichkeit sein.
Mit der Maßnahme könnte der Stahlerzeuger seinen Kohlenstoffdioxid-Ausstoß um ein Drittel, also um drei bis vier Millionen Tonnen pro Jahr, senken, so Konzernchef Herbert Eibensteiner. Derzeit ist die Voestalpine für die Hälfte der CO2-Emissionen der heimischen Industrie und somit für rund 10 Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes in Österreich verantwortlich.
"Technisch ist das alles möglich, uns geht es jetzt nur um das Wirtschaftliche", hieß es aus dem Konzern zur APA. Bis zum Ende des laufenden Geschäftsjahres 2019/20 soll das Projekt fertig durchgerechnet sein.
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