Kopftuch-Verbot: Abercrombie & Fitch muss zahlen

Abercrombie-Model-Verkäufer mit einem weiblichen Fan - Kopftuch ausnahmsweise gestattet.
Bei A & F dürfen nur schöne, möglichst unverhüllte Menschen arbeiten. Das kostet die Modekette nun Geld.

Abercrombie & Fitch durchlebt problematische Zeiten. Nun muss der US-Modekonzern nach seiner Niederlage im Streit um das Tragen eines Kopftuches insgesamt 71.000 Dollar (52.500 Euro) an zwei Musliminnen zahlen. Die Einigung folgte auf ein Gerichtsurteil in Kalifornien.

Eine Bundesrichterin hatte vor zwei Wochen entschieden, dass die Entlassung einer Mitarbeiterin, die bei der Arbeit einen Hijab-Schal auf dem Kopf trug, diskriminierend gewesen sei. Die Betroffene erhält nun 48.000 Dollar Schadenersatz. Einer weiteren Frau, die angegeben hatte, wegen ihres Hijab keinen Job bei Abercrombie & Fitch bekommen zu haben, werden 23.000 Dollar zugesprochen.

Niedergang in Schönheit

Abercrombie wird im Gefolge des Urteils auch sein Verbot von Kopfbedeckungen lockern. Das Unternehmen hat unter anderem Vorschriften über Farben und Modestile seiner Mitarbeiter – von denen gutes Aussehen verlangt wird. Männliche Verkäufer gehen ihrer Tätigkeit oft auch mit nacktem Oberkörper nach. Die Rekrutierung scheine auf "diskriminierenden Kriterien, unter anderem dem Aussehen" zu beruhen, monierte kürzlich eine Pariser Anti-Diskriminierungs-Behörde.

Kopftuch-Verbot: Abercrombie & Fitch muss zahlen
epa03014979 Male models strut their stuff as they pose for a photograph in front of the new Abercrombie & Fitch store on the Koenigsallee in Duesseldorf, Germany, 25 November 2011. The American clothing company opens its first German store on 01 December 2011. EPA/ROLF VENNENBERND
Firmenchef Mike Jeffries sagte einmal, es würden "schöne Menschen" eingestellt, weil diese "andere schöne Menschen" anziehen würden. Auf seiner Internetseite spricht Abercrombie & Fitch, wie auch die Untermarke Hollister, nicht von Verkäufern, sondern von "Models".

Für Kopfschütteln hatte Jeffries schon früher gesorgt, als er meinte, seine Marke sei nur für "coole, attraktive Menschen" gemacht, Sachen in XL oder darüber gibt es zumindest für Frauen nicht zu erwerben.

Seinen Status als "In"-Marke hat A & F anscheinend schon eingebüßt – von Quartal zu Quartal wird weniger verkauft. Besonders stark betroffen ist die größte Abercrombie-Kette Hollister. Experten zufolge ist der Abstieg nicht zuletzt der allzu einseitigen Ausrichtung auf Jugendlichkeit und Ästhetik geschuldet.

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