Konjunktur: Windstille entlang der Nulllinie

Konjunktur: Windstille entlang der Nulllinie
Österreichs BIP sank im 2. Quartal um 0,4 Prozent ab. Deutschlands Wirtschaft tritt auf der Stelle.

Die heimische Wirtschaftsleistung ist im zweiten Quartal gegenüber dem Vorquartal laut aktueller Wifo-Schnellschätzung preisbereinigt um 0,4 Prozent geschrumpft. Rückgänge in der Industrie und Bauwirtschaft sowie bei privaten Konsumausgaben und Bruttoanlageinvestitionen dämpften die Gesamtwirtschaft. Positiv lief es hingegen für einige Dienstleistungsbereiche.

Im Jahresvergleich sank das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal gegenüber der Vorjahresperiode um 0,3 Prozent. Nachdem Österreichs Wirtschaft bereits seit dem dritten Quartal des Vorjahres nicht so gut läuft, belasten vor allem die Rückgänge in der Industrie sowie Einbußen in der Bauwirtschaft die aktuelle gesamtwirtschaftliche Entwicklung, analysiert das WIFO in seiner am Freitag veröffentlichten Schnellschätzung.

Minus in der Industrie

Die schwache Industriekonjunktur drückte auch auf den Außenhandel. Insgesamt stiegen die Exporte nur noch um 0,6 Prozent.Für den Zeitraum 2023 bis 2027 wird nunmehr ein durchschnittliches BIP-Wachstum von 1,4 Prozent pro Jahr erwartet. Für heuer wird weiterhin eine Stagnation prognostiziert.

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Indes sieht das neueste Konjunkturbarometer der Industriellenvereinigung (IV) eine Winterrezession auf die Industrie zukommen. „Die Eintrübung der Konjunkturaussichten ist strukturell, nicht saisonal“, sagt IV-Chefökonom Christian Helmenstein. Das IV-Konjunkturbarometer steht jedenfalls genau auf null – beim Saldo der durchschnittlichen aktuellen Einschätzung der Geschäftslage und jener für die nächsten sechs Monate.

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Inflation bleibt hoch

Und wie geht es mit der Inflation weiter? Die dürfte den Angaben des Wifo zufolge heuer mit 7,5 Prozent weiter hoch bleiben. Mit der Entspannung der Lage bei den Lieferketten sowie dem Rückgang der Haushaltstarife für Gas und Strom könnte die Inflationsrate 2024 aber schon auf 3,8 Prozent zurückgehen und sich bis zum Ende des Prognosezeitraums dem 2-Prozent-Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) annähern.

Konjunkturelle Nachrichten gibt es auch aus Deutschland, Österreichs wichtigstem Handelspartner. Nach dem jüngsten Anstieg hat sich die Inflation dort im Juli wieder etwas abgeschwächt. Die Verbraucherpreise stiegen gegenüber dem Vorjahresmonat um 6,2 Prozent. Im Juni hatte die Jahresteuerungsrate noch bei 6,4 Prozent gelegen, nach 6,1 Prozent im Mai.

Flaute in Deutschland

Im zweiten Quartal hat die deutsche Wirtschaft übrigens aufgehört zu schrumpfen. Aber sie wächst auch nicht. Im Winterhalbjahr war die deutsche Wirtschaft mit zwei Minusquartalen in Folge in eine sogenannte technische, also kurzfristige, Rezession gerutscht. Nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds wird die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr insgesamt um 0,3 Prozent schrumpfen.red.

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