Analystin nach kritischer Aktien-Bewertung anonym bedroht

Analystin nach kritischer Aktien-Bewertung anonym bedroht
Aus Furcht vor Repressalien gibt Kepler-Cheuvreux-Analystin Fabienne Caron Bereich an Kollegen ab.

Das Analysehaus Kepler Cheuvreux ist von einem Kriminalfall betroffen. Wie die französische Tageszeitung Le Monde und das Handelsblatt berichten, ist die Kepler-Analystin Fabienne Caron anonym bedroht worden. Die Kepler-Analystin hatte an ihrem Wohnort in Frankfurt einen anonymen Brief erhalten, in dem erklärt wurde, dass sie ihre Meinung über den Aktienkurs der beiden Unternehmen Casino und Metro nicht mehr mitteilen solle, weil sie zu negativ sei.

Kepler Cheuvreux informierte daraufhin die Polizei und die Finanzmarktaufsicht AMF und zog Caron aus Sicherheitsgründen von der Bearbeitung der beiden Aktien ab. Sie werde nicht mehr die französische Supermarktkette Casino und die deutsche Metro bearbeiten, teilte das Unternehmen seinen Kunden mit. Ein Kollege werde den Bereich übernehmen.  

Kritische Analysen

Kepler hatte laut Handelsblatt unter anderem die Strategie von Casino „kurzfristig“ genannt und auf kritische finanzielle Situation des finanziell angeschlagenen Unternehmens hingewiesen, was zu einem Fall des Aktienkurses auf den niedrigsten Wert seit Jahrzehnten geführt hatte. Das Rating wurde auf "Reduzieren" gesetzt. Die Analystin ist mit dem Sektor gut vertraut, da sie selbst seit Jahren im Bereich der Nahrungsmittel gearbeitet hatte.

„Wir haben selbstverständlich nichts mit den Einschüchterungen zu tun, die in der Notiz erwähnt werden“, erklärte ein Sprecher der Gruppe Casino gegenüber dem Handelsblatt. „Wir verurteilen mit größtem Nachdruck diese Praktiken.“ Aufregung wegen der Kursturbulenzen gibt es bei Casino schon länger, der Titel ist an der Börse zum Spekulationsobjekt geworden.  Mehrheitsaktionär Jean-Charles Naouri erstattete bereits 2018 Anzeige wegen vermuteter Kursmanipulation, weil er Absprachen zwischen Analysten und Investoren vermutete. 

Die Bewertung für Metro hatte Caron zuletzt auf „Halten" gesetzt, was einen neutralen Ausblick bedeutet. Auch Metro verurteilte alle Einschüchterungsversuche und erklärt in einer Stellungnahme solidarisch mit Fabienne Caron.  Man kenne die Analystin seit vielen Jahren und schätze die „stets gute und konstruktive Zusammenarbeit mit ihr und Kepler Cheuvreux".  

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