Keine Alternative: Alukonzern AMAG ist vom russischen Gas abhängig

Die börsennotierte AMAG Austria Metall AG, der größte Aluminiumproduzent Österreichs, ist absatzmäßig von den Russland-Sanktionen und dem Krieg in der Ukraine so gut wie nicht betroffen. Auf den Konzern könnte aber ein indirektes Risiko zukommen. Die Lieferkettenprobleme bei Kunden zum Beispiel aus der Autoindustrie könnten am Ende auch auf die AMAG durchschlagen, weil die Kunden dann auch weniger Produkte von den Ranshofenern benötigen würden.
„Dieses Risiko ist da, und mich würde es wundern, wenn es uns nicht einmal in den nächsten Wochen treffen würde“, sagt Gerald Mayer, AMAG-Vorstandschef zum KURIER. „Das größte Risiko für die AMAG ist das Thema Energie.“ Die Alu-Produktion ist generell sehr energieintensiv. In Ranshofen wird recycelt, es wird 80 Prozent Alu-Schrott eingesetzt, der aus Europa stammt. Von Russland gibt es keine Abhängigkeit.
Gießereien und Walzwerke
„Wesentliche Energieverbraucher am Produktionsstandort Ranshofen sind die Gießereien und Walzwerke. In den Gießereien wird Erdgas zum Schmelzen und Temperieren von Aluminium verwendet“, heißt es im Geschäftsbericht 2021.
Die AMAG (1,259 Milliarden Euro Umsatz, 2.148 Mitarbeiter) hatte im Vorjahr einen enormen Energiebedarf von 747 Gigawattstunden, davon entfielen etwa 500 Gigawattstunden auf Gas und der Rest auf Strom. Was den Energiebedarf betrifft, deckt sich die AMAG mit Gas und Strom mittelfristig ein.

Schmelzen Schrotte mit Gas
„Die Energiepreis-Geschichte trifft uns definitiv. Wir haben in den Jahren normal Energiekosten von 20 Millionen Euro pro Jahr, die sich vervielfachen werden“, sagt Mayer. „Wenn wir das Thema nicht wegkriegen, hat das enorme Auswirkungen auf unsere Kosten, die wir weitergeben müssen.“ Am Ende werden sich diese Kosten auf Endverbraucherpreise niederschlagen, beim Auto, bei Flugzeugtickets, bei Ski, Fahrrädern oder Beleuchtungskörpern. Also überall dort, wo diese Metalle drinnen sind. Das allergrößte Risiko ist aber die Versorgungssicherheit.
„Wir sind vom russischen Gas abhängig. Wenn wir kein Gas mehr haben, hören wir mit dem Produzieren in Ranshofen auf. Das wäre ein Drama“, sagt der Top-Manager. „Wir schmelzen Schrotte mit Gas ein, dazu gibt es keine Alternative, auch technologisch noch nicht.“ Es werde zwar geforscht, aber es gebe bis jetzt keine anderen Verbrenner, die ein Vormaterial erzeugen, wie es die AMAG braucht.
Weiterer Forschungsbedarf
Laut Mayer gibt es kurzfristig keine Alternative zum russischen Gas. Zum Vergleich: Europa bräuchte die Hälfte der weltweiten Flüssiggasproduktion, um sich ohne russisches Gas versorgen zu können. Das Gas bei der Alu-Produktion durch Wasserstoff zu ersetzen, werde noch jahrelanger Forschungen bedürfen.
Die hohen Energiekosten und die Alu-Verknappung sind ein Preistreiber. Die russische Rusal, der zweitgrößte Primäraluminium-Produzent der Welt, hat in der Ukraine eine Tonerde-Raffinerie, die seit zwei Wochen stillsteht.
„Das treibt die Preise nach oben, wir haben Preise von 3.700 Dollar die Tonne, Ende 2020 waren wir bei 2.000 Dollar“, sagt Mayer. „Wir fahren auf Sicht und schauen, dass wir solange es geht stark produzieren. Aber wir stellen uns schon auf eine Bremsung ein.“
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