Zur Lage der Studierenden

Zur Lage der Studierenden
Sie arbeiten viel, verdienen das Gros ihres Budgets selbst, sind gestresst und beantragen weniger Studienbeihilfe.

Er hat die Matura in Österreich gemacht, wendet 31,2 Stunden pro Woche fürs Studium auf und geht 12,4 Stunden arbeiten. Er wohnt im eigenen Haushalt, zahlt fürs Wohnen rund 350 Euro und ist in einer Beziehung. 1000 Euro hat der Studierende pro Monat zur Verfügung. Einen Teil davon, 42 Prozent, verdient er selbst mit Erwerbstätigkeit, acht Prozent stammen aus der Studienförderung.  So sieht das Leben eines durchschnittlichen Studierenden einer österreichischen Hochschule aus – laut Studie.

Gestern wurden die Ergebnisse der jüngsten Studierenden-Sozialerhebung, durchgeführt vom Institut für Höhere Studien, vorgestellt. Mehr als 44.000 Studierende  von öffentlichen Universitäten, Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen haben an der Online-Befragung im Sommersemester 2011 teilgenommen. Die wichtigsten Ergebnisse:

Studienbeihilfe Im Studienjahr 2010/’11 betrug die durchschnittliche Studienbeihilfe 4230 Euro jährlich für Studierende an Unis – um zwölf Prozent mehr als im  Studienjahr 2008/2009. Die Zahl der Bewilligungen ist jedoch zurückgegangen. Knapp 15  Prozent der Bildungsinländer  (Studienberechtigung in Österreich z. B. Matura) erhielten eine konventionelle Studienbeihilfe, um 3,5 Prozentpunkte weniger als 2009. Das Ministerium begründet den Rückgang unter anderem  mit der faktischen Abschaffung der Studienbeiträge an den Universitäten. An den FH, an denen  Studienbeiträge bezahlt werden, war hingegen eine Steigerung zu  verzeichnen.  

Zeitbudget Studierende wenden nach eigenen Angaben im Schnitt 31,2 Stunden pro Woche für ihr Studium auf, davon verbringen sie 12,5 Stunden in Lehrveranstaltungen. 12,4 Stunden wenden sie für Erwerbstätigkeit auf.   Das Gesamtarbeitspensum pro Woche beträgt 43,6   Stunden.

Erwerbstätigkeit 63 Prozent der Studierenden waren während des Sommersemesters 2011 erwerbstätig. Zehn Prozent der Studierenden sind durchgehend  über 35 Stunden pro Woche erwerbstätig, ein  Viertel  bis zu zehn Stunden pro Woche.

Finanzen Im Sommersemester 2011 standen den Studierenden rund 1000 Euro zur Verfügung.Ein Drittel verfügt über maximal 700 Euro pro Monat. Kaufkraftbereinigt verringerte sich das studentische Budget in den vergangenen zwei Jahren um zwei Prozent. Die Kosten der Studierenden nahmen dagegen um gut drei Prozent zu.  

Vereinbarkeit 29 Prozent der Studierenden haben Schwierigkeiten mit der   Vereinbarkeit von  Studium und Job. 37 Prozent würden ihre Erwerbstätigkeit gerne reduzieren.

Gesundheit 45 Prozent der Befragten konnten von psychischen Beschwerden   erzählen, von Leistungsdruck oder Versagensangst.

Bundesminister Karlheinz Töchterle nennt die soziale Absicherung von Studierenden als ein zentrales Anliegen. "Niemand darf aus finanziellen Gründen von einem Studium abgehalten werden", sagt er. Martin Schott, Vorsitzender der ÖH-Bundesvertretung, gibt ihm recht. Doch stellt er klar: "Studierende müssen immer mehr arbeiten. Die Erwerbsquote steigt seit Jahren. Das Ministerium meint, dass Studierende immer inaktiver werden. Das verwenden sie als Argument um Zugangsbeschränkungen einzuführen. Doch bleibt ihnen nichts anderes übrig als zu arbeiten, dadurch bleibt weniger Zeit fürs Studium."

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