Trauer, täglich
Dass Melanie Wachter in diesem Job gelandet ist, das Wiener Tierkrematorium leitet, ist Zufall. Vor 16 Jahren hat sie bei der Firma Reiwag Facility Service begonnen. Deren Inhaber Viktor Wagner ist nicht nur ein umtriebiger Geschäftsmann, sondern auch ein Tierfreund. Als er selbst 1992 in die Situation kam, sich von seinem Hund verabschieden zu müssen, stieß er auf das Tierkrematorium – und übernahm es kurzerhand.
Heute ist das Wiener Tierkrematorium das Einzige seiner Art in Wien, gehört immer noch der Reiwag, aber auch zu 49 Prozent der Stadt Wien (Friedhöfe). Melanie Wachter ist 2012 als Vertretung quasi in die Geschäftsführung hineingerutscht. Heute sind es sie und drei weitere Damen, die hier, im Alberner Hafen, für die letzte Ruhe verstorbener Haustiere sorgen.
„Bis zum größten Hund kremieren wir die Tiere. Es werden (große) Spinnen, Ratten, Hasen, Schlangen gebracht – die Mehrheit, 90 Prozent, sind aber Hunde und Katzen“, erklärt Wachter. Sie kremiere auch selbst, es sei „eine anspruchsvolle Arbeit, die viel Feingefühl braucht“.
Viele Fälle würden ihr sehr nahegehen, besonders, wenn Kinder und ältere Menschen, die alleine leben, um ihr Haustier trauern. „Alle Mitarbeiterinnen hier haben selbst ein Haustier und können sich in den Tierbesitzer reinfühlen. Durch die tägliche Arbeit sind wir es aber gewohnt, mit dem Thema umzugehen. Das Leben hat ein Ende, auch für unsere Haustiere. Es soll ein schönes Ende sein, ein schöner letzter Weg“, erklärt Wachter. Die Dankbarkeit der Kunden zeigt sich in zahlreichen Fotos, Bildcollagen, Briefen, die die Trauernden an den Wänden im Krematorium hinterlassen.
Demnächst wird das Tierkrematorium vergrößert, ein Zubau und ein dritter Ofen sollen die Engpässe vermeiden. „Wir sind mit den Kapazitäten am Anschlag, derzeit so ausgelastet, dass es für die Kremation ein bis zwei Wochen Wartezeit gibt“. Der große Bedarf füllt die Kassa – ab rund 300 Euro kostet eine Kremierung – und zeige, wie sehr Haustiere zum Familienmitglied geworden sind.
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