Vorgetäuschte Arbeit: Was "performative Work" ist und warum sie entsteht

Vorgetäuschte Arbeit: Was "performative Work" ist und warum sie entsteht
Fake Work, Productivity Paranoia und nun auch performative Work: Der Trend der falschen Arbeit geht weiter

Arbeiten vortäuschen, um fleißig zu wirken ist ein Arbeitsphänomenen, das nun auch einen (englischen) Namen hat: “performative Work”. Übersetzt also performative Arbeit. Nicht zu verwechseln mit „Fake Work". Darunter versteht man nämlich jene Aufgaben im Job, die wie Arbeit aussehen – und sich auch wie Arbeit anfühlen – aber eigentlich nur Zeitverschwendung sind. Anders als bei "Fake Work" ist “performative Work” jedoch eine bewusste Entscheidung.

Dem Thema widmen das Tochterunternehmen von Salesforce, „Slack“ und das Forschungsunternehmen Qualtrics sogar eine globale Umfrage. Derek Laney, Slacks „Technologie-Evangelist“ (ein Vollzeit-Job) versteht unter performativer Arbeit: „viel Zeit in Meetings zu verbringen, in denen ‚Team ihre Erfolge präsentieren‘, anstatt Entscheidungen zu treffen oder Probleme anzusprechen“, schreibt CNBC.

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Wie es zu "performative Work" kommt

Eine Erklärung für dieses Phänomen liefert die „Productivity Paranoia“ der Chefs. Laut einer Microsoft-Studie glauben etwa nur zwölf Prozent der Chefs, dass ihre Mitarbeiter im Homeoffice produktiv sind. Nick Hedderman, Senior Director bei Microsoft UK, sagte der BBC: „Die meisten Manager neigen immer noch dazu, bei der Beurteilung der Produktivität nach alten visuellen Hinweisen zu suchen.“ Sie glauben ‚sehen‘ zu können, wer hart arbeitet – und wer nicht.

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Auch Derek Laney sagt: „Führungskräfte beurteilen Produktivität am ehesten anhand sichtbarer Aktivitäten, anstatt sich auf das Erreichen von Ergebnissen zu konzentrieren.”

Das führe wiederum zur performativen Arbeit seitens der Mitarbeiter. Denn laut der Slack-Studie wird global immer noch “sichtbare Aktivität” als produktive Arbeit bewertet. Darunter fallen etwa die Anzahl der „online“ verbrachten Stunden im Homeoffice oder die Menge an versendeten E-Mails. 27 Prozent der befragten Führungskräfte nutzen solche Kennzahlen zur Messung der Produktivität, heißt es in der Studie.

Deswegen fühlen sich Mitarbeiter unter Druck gesetzt, „länger zu arbeiten, sofort auf E-Mails zu antworten oder an jedem Meeting teilzunehmen.“ Laut Slack versuchen 63 Prozent der Befragten ihren Status online als „aktiv“ markiert zu halten, auch wenn sie nicht arbeiten. Was wiederum ihre Produktivität beeinflussen könnte.

Global gesehen liegt der “performative Work”-Durchschnitt (also der Prozentsatz der Zeit, die für performative Arbeit gebraucht wird) bei 32 Prozent. Auf Platz eins steht Indien mit 43 Prozent. Dahinter Japan mit 37 Prozent und Singapur mit 36 Prozent. Frankreich belegt mit 31 Prozent Platz 4 und das Vereinigte Königreich Platz 5 (30 Prozent). Deutschland steht mit 29 Prozent auf Platz 7.

Die Lösung

Laut den befragten Mitarbeitern wären andere Methoden zur Messung der Produktivität angebrachter. Etwa anhand von Leistungsindikatoren, durch Gespräche mit ihren Managern oder durch Berücksichtigung „der Stunden, die für bestimmte Arten von Arbeit aufgewendet werden.“

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