Von Energie infiziert
Im Job verliebt man sich nicht. Oder zieht schnell die Konsequenz: Eveline Steinberger-Kern verließ 2007 nach neun Jahren im Verbund den Konzern, weil ihr Mann (heute ÖBB-Chef) damals Mitglied des Vorstandes wurde. Ohne Wehmut, ohne Blick zurück. „Mir war klar, dass ich gehen muss“, sagt sie nüchtern. Man glaubt ihr.
Die zurückhaltende, klar strukturierte Managerin lebt den Wandel, sie ist heute bei der Siemens AG für den Bereich Energie verantwortlich. „Sector Cluster Lead Energie“ heißt das in der Fachsprache, die Abteilung ist wichtig und groß und einflussreich: 19 Länder bis nach Aserbaidschan, 4000 Mitarbeiter und eine „grüne“ Energiewende, die sie konzernweit vorantreibt. Ein Change-Prozess mit dem Ziel, wegzukommen von konventionellen Energieformen. Ein Milliardengeschäft, das aber erst aufgebaut werden muss. Ein Kraftakt, aber: „Ich bin zierlich, eine freundliche Erscheinung. Man sieht mir nicht an, dass ich sehr konsequent und hart in der Sache sein kann.“
Treue
Den Energiesektor kennt sie wie keine andere in diesem Land. Der Grund, warum sie Siemens-Boss Hesoun geholt hat. Viele Jobs hat die heute 40-Jährige gemacht, der Energiebranche ist sie dabei stets treu geblieben. Das sei wesentlich, man müsse bei seiner Stärke bleiben. Und auch Hürden nehmen. Denn: „In solchen Jobs lebt man auf der Überholspur, klar, dass man nicht immer freie Fahrt hat.“ Da hilft ihr, dass sie eine gute Strategin ist, risikobereit und ein durchwegs positiver Mensch. Bildhaft spricht sie davon, das Glas immer halb voll zu sehen. Sie plage sich nicht mit Selbstzweifeln, habe einen großen Erfahrungsschatz. Der Rest sei „probieren und auch mal danebenliegen dürfen“.
Kurz gefragt
Als Kind wollte ich ... ... die Welt zerreißen.
Erfolg ist für mich ... ... keine Formel. Jedem gerecht zu werden führt sicher zu Misserfolg.
Die größte Herausforderung ... ...Chancen erkennen und nutzen.
Ein Fehler... ... es wäre ein Fehler, Angst zu haben, Fehler zu machen.
Mein Führungsstil ... ... kooperativ, geradlinig.
Mein Buch ... ... ich lese so viel, aktuell den Roman „Open City“ von Teju Cole.
Mein Luxus ... ... mit Familie und Freunden in unserem Haus am See Zeit zu verbringen.
KURIER: Wieso fasziniert Sie diese Branche?
Eveline Steinberger-Kern: Ich bin von der Energie infiziert. Als
junger Mensch kann man hier gut Karriere machen, weil es eine wirklich tolle Aufbruchstimmung gibt.
Sie waren zwischendurch auch Unternehmerin. Warum nur für zwei Jahre?
Ich würde das heute noch machen, wenn Siemens mich nicht geholt hätte. Als Unternehmerin liegen Verantwortung und Entscheidung zu 100 Prozent bei dir. Ich mochte das.
Wieso so veränderungswillig?
Ich gehe offensiv auf Herausforderungen zu. Das hält mich fit,so kann ich mich entwickeln.
Sie scheinen völlig angstfrei.
Ich habe zumindest keine Angst vor Fehlern und plage mich nicht mit Selbstzweifeln.
Was ist Ihre größte Stärke?
Menschen zu motivieren, einen gemeinsamen Weg zu gehen. Ich habe einen starken Willen und bin gut organisiert.
Ihre Schwäche?
Darüber redet man doch nicht gern.
Was bringt Sie in die Chefetage?
Ich hatte eine gute Portion Glück und die richtigen Eltern, die mir das ermöglichten. Sie sind heute noch große Stütze.
Ist das Business zu Hause Thema?
Ach, wir reden über das Geschäft, wir finden aber viele andere Themen.
Sie haben nicht zurückgesteckt bei der Geburt Ihrer Tochter.
Diesen Gefallen habe ich den Menschen nicht gemacht, auch wenn das sozial erwünscht gewesen wäre. Wir sind im Familienverband gut organisiert, machen das partnerschaftlich.
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