Man spricht in diesem Zusammenhang auch von der Great Resignation – dass Mitarbeiter die Firmen schnell verlassen, wenn es ihnen nicht passt.
Ich glaube, da hat die Pandemie vielen den Rest gegeben, viele sind an die Belastungsgrenze gestoßen. Es hat aber auch mit einer Erbengeneration zu tun, die nicht mehr voll auf Arbeit und Einkommen angewiesen ist, weil die Eigentumswohnung oder das Geld ja da sind.
Aber wir diskutieren all das in einer Welt, in der wir gleichzeitig viele Menschen haben, die Vollzeit arbeiten, jeden Tag, in der härtesten Jobs, und die mit ihrem Geld nicht gut auskommen. Es ist also eine etwas elitäre Debatte, die wir hier führen. Die einen, die nicht mehr auf ihren Vollzeitjob angewiesen sind, die anderen, die mit dem Geld nicht auskommen.
Der Trend in Richtung Teilzeitgesellschaft ist aber vielerorts ablesbar.
Grundsätzlich darf jeder für sich entscheiden, was ihm oder ihr passt. Aber alles kommt mit Konsequenzen. Wie ist das dann in zehn, zwanzig Jahren? Wir reden über die Finanzierung des Pensionssystems, darüber, was man sich später noch leisten kann. Wenn man im Leben gewisse Ambitionen oder größere Ziele hat, vielleicht Karriere machen will oder einen Aufstieg, dann wird das mit dem gebremsten Engagement schwierig. Es gibt ja auch keine Halbtags-Skifahrer, die Weltspitze werden.
Wie ist das überhaupt mit Leistung heute?
Es wird sich am Ende sehr zuspitzen. Ich glaube nach wie vor, dass es viele Menschen gibt, die einen Anspruch haben, die etwas beitragen wollen, die mit Ambition dabei sind und die auch gerne Leistungsträger sind. Für die wird es sehr gute Zukunftsaussichten und Chancen geben. Ich sehe es als riskantes Unterfangen, sich jetzt zurückfallen zu lassen und nur wenig Einsatz zu zeigen.
Es gibt einen akuten Arbeitskräftemangel in vielen Branchen. Heute müssen Firmen viel bieten, um Mitarbeiter anzuziehen. Wo ist da aus Ihrer Sicht die Grenze?
Spannende Frage. Heute muss man als Unternehmen noch nicht einmal was falsch gemacht haben, um schon ein Problem zu haben. Was ist damit meine: der Geburtsjahrgang, der heuer in Pension geht, umfasst 125.000 Leute, der Geburtsjahrgang, der in den Arbeitsmarkt kommt, umfasst 75.000 Leute – und die wollen eigentlich nur 32 Stunden arbeiten. Das heißt, wir laufen auf ein Minus von 60 Prozent der Work Force zu. Bis 2030 werden knapp 400.000 Arbeitskräfte fehlen.
Man muss sich um Mitarbeiter also sehr bemühen.
Ja, aber wichtig ist auch, in die Klarheit zu kommen, was als Unternehmen möglich ist. Darüber sollte man genau jetzt diskutieren. Wo liegen die Grenzen? Ich bin selbst Unternehmer: Man kann da nicht über die eigenen Möglichkeiten gehen, sonst gefährdet man die Firma. Ich glaube nicht, dass am Ende das Schlaraffenland wartet. Am Ende ist Wirtschaft immer nur das, was man einnimmt und was man, daraus abgeleitet, geben kann.
Ihr Büro ist besonders schön gestaltet, was bieten Sie den Mitarbeitern noch?
Tatsächlich bin ich da vermutlich sehr eigen. Wir sind als „Great place to work“ ausgezeichnet, aber nicht die Weltmeister im Essensbonverteilen. Wir haben einen Arbeitsplatz geschaffen, an den jeder gerne kommt. Und dann geht es um die Kultur im Unternehmen. Wir sind ein Team, wo sich die Menschen schätzen, wo man Führungspersönlichkeiten hat, die einen voranbringen.
... es gibt keinen Tischtennistisch.
Und auch kein Bällebad und keine Rutsche.
Wie viel Freiheit geben Sie den Mitarbeitern? Homeoffice ist ja ein riesengroßes Thema.
Ich setze da auf das Einzige, was ich tun kann, nämlich Anziehungskraft schaffen, sodass Menschen Lust haben, ins Büro zu kommen. Es gibt bei uns keine starre Quote fürs Homeoffice. Aber eines gibt es sehr wohl: Mitarbeiter müssen dafür sorgen, dass alle anderen ihre Arbeit gut machen können. Man muss also selbst dazu schauen, dass es für alle anderen rundherum passt.
Sie hatten in der Vergangenheit viel Erfolg mit politischen Kampagnen – allen voran für Sebastian Kurz? Wie sehr wirkt das immer noch nach?
Es wird tatsächlich immer weniger. Das Kapitel Politik ist für mich beendet. Aber das, was wir da gemacht haben, zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben. Es geht bei mir immer darum, die Menschen für etwas zu begeistern.
Keine politische Arbeit mehr?
Das ist erledigt. Das werden auch die Anfragen immer weniger, nachdem ich so gnadenlos jedem abgesagt habe. Aber mittlerweile glaube ich, ist die Botschaft durch. Ich habe einfach viel mehr Spaß im unternehmerischen Umfeld.
Kommentare