Uni versus FH: Ähnlich, aber doch ganz anders
„Ich denke gern strukturiert, handwerklich bin ich eher patschert. Ein Studium war für mich also die logische Wahl“, erzählt Eva Wackenreuther, lacht und rückt die Brille zurecht. Die 23-Jährige mit den langen rotblonden Haaren hat einen Bachelor in Politikwissenschaft in der Tasche und gerade erst den Journalismus-Master an der FH Wien begonnen. „Dass ich an eine Uni gehe, war für mich nicht immer klar“, ergreift Johannes Nepita das Wort. Vor seinem Biologiestudium an der Uni Wien habe er eigentlich Pflege an einer Fachhochschule studieren wollen. „Rückblickend bereue ich nicht, mich umentschieden zu haben“, sagt der Wiener.
Fachhochschule oder Uni – viele junge Menschen sind nach der Matura unsicher: Was ist für mich die bessere Wahl? Klar ist: Die Uni fordert Selbstständigkeit. „An der FH wird einem organisatorisch viel abgenommen. Im ersten Semester an der Uni Wien habe ich ,Wie studiere ich’ studiert“, erinnert sich die Politologin. Eine Erfahrung, die später im Leben nützlich sein kann. Auch die wissenschaftliche Denkweise ist prägend: „Nach der Uni sind meine kritische Haltung und analytisches Denken gestärkt. Wenn ich heute etwas lese, hinterfrage ich den Inhalt“, reflektiert Nepita.
"Öffentliche Unis haben meist mehr Budget für Grundlagenforschung."
Doch auch für die FH spricht einiges. Im Unterschied zur Uni sind die Vortragenden meist nicht Professoren, sondern Praktiker. Hier geknüpfte Kontakte können im weiteren Berufsleben nützlich sein, so die Master-Studentin. Begrenzte Studienplätze sorgen zudem für kleinere Seminargruppen, „was andere Formen des Lernens ermöglicht und den Zusammenhalt stärkt.“ Und: „Am Journalismus-Institut können wir uns für Projekte jederzeit professionelle Kameras und anderes teures Equipment ausleihen.“
Unter Naturwissenschafternhätten traditionell öffentliche Unis den besseren Ruf. „Gerade was Grundlagenforschung anlangt. Sie haben meist größere Forschungsbudgets“, kontert Biologe Nepita. Speziell für Studienanfänger, die noch nicht wissen, wo sie langfristig hinwollen, sei ein Bachelor an einer öffentlichen Uni ein guter Startpunkt zur Orientierung: Der Lehrplan ist breiter und die Gestaltung des Stundenplans ist freier. Anders als an der FH gilt kaum Anwesenheitspflicht. Wer an der FH zu einem Prüfungsantritt nicht erscheint, wird negativ beurteilt. Knock-out-Prüfungen mit hoher Durchfallquote sind hingegen ein Phänomen von öffentlichen Unis.
"Ich arbeite Teilzeit. Job und Studium lassen sich an der FH besser vereinbaren. Die Kurse sind im berufsbegleitenden Master geblockt."
Plus der FH: „Job und Studium lassen sich hier besser vereinbaren. Die Kurse im berufsbegleitenden Master sind geblockt“, sagt Wackenreuther, die nebenher 20 Stunden pro Woche für Reporter Ohne Grenzen im Einsatz ist. Auch Nepita jobbt: 20 Stunden im Monat. Im Tierpark betreut er Führungen und Workshops. „Die Zeiteinteilung ist zum Glück flexibel. Mehr Stunden könnte ich neben dem Studium aber nicht übernehmen.“
Eben hat der 23-Jährige seinen Bachelor abgeschlossen. „Jetzt starte ich im Master Wildtierökologie und -management an der Uni für Bodenkultur.“ Eine Uni, die dennoch praxisorientiert ist. „Das bedeutet mehr Exkursionen und Seminare draußen“, freut sich Nepita. Das sei ihm, den es nicht in die Wissenschaft zieht, im Bachelor doch ein wenig abgegangen.
Studium ist auf viele Arten möglich
Seit der Bologna-Reform hat Österreich das klassische Diplomstudium durch den Bachelor (dauert in der Regel sechs Semester) und den darauffolgenden Master (vier Semester) ersetzt. Mit Magister schließen heute nur noch wenige, etwa künstlerische und theologische Studiengängen sowie die Rechtswissenschaften, ab. Fachhochschulen bieten die Möglichkeit, berufsbegleitend zu studieren. Der Hinweis „(FH)“ muss bei an anerkannten Fachhochschulen erlangten BA- und MA-Titeln nicht mehr angefügt werden. Ein duales Studium kombiniert die theoretische Ausbildung einer FH mit einer Anstellung bei einem Partnerunternehmen. Universitäten richten sich traditionell eher an Vollzeitstudierende. Ausnahme: Postgraduate-Studien, die sich – überwiegend aber nicht ausschließlich – an berufstätige Absolventen richten, wie etwa jene an der Executive Academy der WU Wien. Dort können sich einschlägig Berufstätige mit Lehrabschluss beispielsweise zum „Akademischen Tourismus- & Eventmanager“ ausbilden lassen.
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