Österreichs Studierende verabschieden sich bald in den Sommer. Wie sie die Ferien nutzen? Die Möglichkeiten sind grenzenlos, immerhin gilt es drei Monate Freizeit zu füllen. Also: Faulenzen und reisen oder anpacken und Geld verdienen?
Wer auf Arbeiten tippt, könnte richtig liegen, denn laut der Studierendensozialerhebung 2019 (sie wird kommenden Sommer aktualisiert) liegt die Erwerbsquote der Studierenden bei ungefähr 65 Prozent, also bei zwei Drittel. Laut einer IFES-Studie, die heuer veröffentlicht wurde, finanzieren sich 64 Prozent ihr Studium durch Arbeit, 56 Prozent davon sind deswegen unbefristet angestellt und rund 30 Prozent arbeiten bis zu 20 Stunden die Woche. „Besonders viel arbeiten Studierende im Lehramt, im Gesundheits- sowie Sozialbereich und den Rechtswissenschaften“, schreibt die AK auf KURIER-Anfrage. Hauptgrund für die hohe Erwerbstätigkeit unter Studierenden sei dabei „die Notwendigkeit eines eigenen Einkommens zur Bestreitung des Lebensunterhalts“.
Dass man arbeiten muss, um über die Runden zu kommen und sein Studium finanzieren zu können, kann auch Generationsforscher Rüdiger Maas bestätigen. Er sieht diese Tendenz jedoch eher bei den älteren Generationen. Bei den Jüngeren beobachtet er etwas anderes. „Wenn sie sich dafür entscheiden einen Sommerjob aufzunehmen, geht es nicht um Selbsterhaltung, sondern viel mehr darum, den gewohnten Luxus zu halten. Darauf wollen sie nicht verzichten“, so der Forscher. Wobei das natürlich auch vom sozialen Hintergrund abhängt. Bedeutet: Jene, die es sich leisten können, setzen im Sommer auf Urlaub und Entspannung.
Wenig lukrativ
Der KURIER wollte sich ein Bild machen, herausfinden wie Studierende ihren Sommer wirklich verbringen – und fragte etwa die Lehramt-Studentin Laura B.: „Ich arbeite, treffe Freunde, mache Sport, besuche ein Festival und fahre vielleicht auf Urlaub“, fasst sie knapp ihre Pläne zusammen. Ähnlich sollen auch ihre Freunde den Sommer geplant haben. Nur wenige würden über die Ferien Vollzeit arbeiten. Um sich in den kommenden Monaten zumindest etwas dazuzuverdienen, gibt Laura B. zwischendurch als Fitnesstrainerin in ihrem Verein Stunden und fährt als Betreuerin auf Feriencamps. Heuer etwa zum Bauernhofcamp in Niederösterreich: „Dort sammelt man Erfahrungen für den Lebenslauf und es macht viel Spaß.“ Alles schön und gut, jedoch nicht sonderlich lukrativ, gibt Laura B. zu. Aber für eine fixe Anstellung mit mehr Stunden sei sie privat und durch die Uni viel zu ausgebucht.
Den Urlaub will sie sich dennoch nicht nehmen lassen und plant eine Reise nach Italien oder Kroatien. „Gebucht ist noch nichts.“
Genießen statt arbeiten
Mit wenig Geld auf Urlaub fahren? Für Rüdiger Maas geht diese Gleichung auf. Er spricht von einer Veränderung im Urlaubsverhalten der Jungen: „Um Geld zu sparen, reisen sie oft nicht mehr allein, sondern gemeinsam mit ihren Eltern“, erklärt er.
So verlockend ein solches Angebot auch klingen mag, der Mechatronik-Student Johannes F. würde es wohl ablehnen. Er hat andere Pläne: „Sobald ich mit dem Semester fertig bin, fahre ich nach Oberösterreich und baue meinen Bus um“, erzählt er. Aus einem alten Lieferbus will er sich einen Campingwagen basteln und im August damit verreisen. „Vier Wochen lang Richtung Frankreich, Spanien, Portugal und surfen gehen“, schwärmt er. In den Sommermonaten kommt ihm Arbeit somit gar nicht in den Sinn: „Ich muss nicht unbedingt arbeiten gehen.“ Während der Uni-Zeit verdient er sein Geld als Kinderfußballtrainer, bezieht ein Selbsterhalterstipendium, weil er zuvor schon ein paar Jahre gearbeitet hat.
In seinem Umfeld sticht er damit nicht unbedingt hervor. Ferialjobs seien eher eine Seltenheit, sagt er: „Manche machen spontane kleine Jobs. Bei Events oder in der Gastro.“ Erst ab dem kommenden Semester will er sich nach einer 20-Stunden-Woche-Stelle umsehen, „nach einem fachspezifischen Job“.
Laut Maas ist auch das eine immer beliebter werdende Entwicklung am Arbeitsmarkt. Während Boomer Sommerjobs gemacht haben, „die da waren“, sei die Jugend heute wählerischer und arbeite in Bereichen, die als Sprungbrett für die Karriere dienen.
Gut geplant
Während Johannes F. das Arbeiten noch hintanstellt, dominiert es den Sommer von Wirtschaftspädagogik-Studentin Luise L.: „Der Sommer eignet sich fürs Arbeiten, unter dem Jahr muss man sich ja auf das Studium konzentrieren“, sagt sie. Den ganzen Juli und August ist sie deshalb fleißig, um im September auf Urlaub fahren zu können. Die Reiseziele seien dann billiger und weniger überfüllt. Vergangenes Jahr konnte sie sich sogar ihre Traumreise nach Tokyo in Japan leisten.
Passend zu ihrem Studium fällt die Ferialjob-Wahl auf Kinderferiencamps: „Ich will Lehrerin werden und dort kann man das üben.“ Ihr Job sei aber auch sonst ein Glücksgriff, weil es schwierig sei, gute Angebote zu finden. „Oft bleiben die Jobs übrig, die nicht sehr lukrativ sind. Man wird schlecht bezahlt und schlecht behandelt“, so die Studentin. Trotzdem würde sie auch solche Jobs annehmen, „wenn es keine andere Option gibt, um an Geld zu kommen.“ Denn selbst dann würde sie irgendwie Spaß an der Arbeit finden – und wenn es nur für den anstehenden Traumurlaub ist.
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