Wachsender Sektor
Generell ist der österreichische Start-up-Sektor ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Seit 2010 wurden laut Austrian Start-up Monitor 2.800 Start-ups gegründet. Im Schnitt beschäftigen Start-ups rund 12,3 Mitarbeiter, der gesamte Sektor umfasst damit aktuell mehr als 25.000 Beschäftigte.
Viel Jobsicherheit bietet er nicht: 20 Prozent aller Start-ups weltweit scheitern schon nach dem ersten Jahr. Zu kleine Käufergruppe, Liquiditätsprobleme, Bürokratie, Unstimmigkeiten im Team gelten als die Haupt-Hindernisse. Und: Wer wirklich erfolgreich sein will, muss lernen, die vielen Hindernisse auch als anspornende Herausforderung zu sehen.
„Der Mindset ist das Um und Auf. Lösungsorientiertes statt problemorientiertes Denken und Freude an Herausforderungen ist absolute Grundvoraussetzung. Stößt man auf große Widerstände, ist eine Jetzt-erst-Recht-Mentalität ein erfolgversprechender Wegbegleiter,“ sagt auch Sonnenschmiede-Geschäftsführer Auer.
Scheitern als Kult
Allerdings sollte man diese Strategie des Scheiterns auch nicht glorifizieren. „Man hat im Moment den Eindruck, dass Scheitern fast ein wenig zum Kult wird. Das lasse ich nur zum Teil gelten“, meint Karepova.
Lieber ist ihr folgende Devise: „Du kannst scheitern, aber Du musst es nicht – zumindest nicht an grundlegenden Dingen, die man auch ohne Katastrophen berücksichtigen kann. Dazu gehört etwa, rechtzeitig über den Schutz seiner Innovationen und Kreationen nachzudenken, über Patente, Marken- und Design-Schutz, Geheimhaltung und Lizenzierung.“
Das kleine, hilfreiche Scheitern, kennt aber auch sie. Karepova: „Beispielsweise gab es da ein Start-up, das mit seiner Erfindung – einer faltbaren Scheibtruhe – bereits den Red Dot Design Award gewonnen hat.
Wir waren ehrlich zu dem jungen Gründer, sagten ihm, dass er noch etwas Hirnschmalz reinstecken muss, um ein Patent dafür zu bekommen. Mithilfe der Dienstleistung Patent Scheck meldete er seine Nachbesserung erneut zum Patent an – und es wurde auch erteilt. So ein Scheitern lasse ich mir gerne gefallen.“
„Mit Sicherheit ist es wichtig, dass man als Gründer mit einem gewissen Rüstzeug wie Widerstandsfähigkeit und Hartnäckigkeit ausgestattet ist. Gleichzeitig ist noch kein fertiger Unternehmer vom Himmel gefallen und man lernt vieles entlang des Weges – auch, oder vor allem durch Zuhören und das Annehmen von kritischem Feedback“, meint Auer, dass Rückschläge dazu gehören.
Entscheidend ist, dass man konstruktive von destruktiver Kritik unterscheiden kann und inhaltliche Kritik hört, ohne sie persönlich zu nehmen. Und wenn kleinere und größere unternehmerische Rückschläge demotivieren, hilft ihm vor allem eines.
Auer: „Das Wichtigste ist ein klares Ziel vor Augen. In unserem Fall: eine Photovoltaikanlage auf jedes Mehrparteienhaus. Erfolge wie der Greenstar sind dann eine Bestätigung dafür, dass es sich auszahlt, Mühen auf sich zu nehmen und hartnäckig sowie mit Ausdauer und Freude seine Ziele zu verfolgen.“
Gründerin Melanie Perkins: Jedes „Nein“ ist nur ein Schritt am Weg zum „Ja“
Den Glauben an ihre Idee – die Australierin Melanie Perkins (35) hat ihn nie verloren. Zum Glück: Denn ihre Unternehmensvision eines Online-Design-Tools, die von 100 Investoren abgelehnt wurde, ist heute laut Forbes rund 40 Milliarden Dollar wert.
Denn allen Zweifeln zum Trotz hat der Design-Softwarehersteller Canva nun 60 Millionen monatliche Nutzer für seine Freemium-Software, 500.000 Teams von Unternehmen wie Intel und Zoom zahlen dafür.
Unternehmergeist und Durchhaltevermögen zeigte die heutige CEO schon früh: Als Schülerin wollte sie Eiskunstläuferin werden und stand täglich um halb fünf für das Training auf. Mit 14 gründete sie ihr erstes Unternehmen – sie verkaufte Schals – und genoss „die Freiheit und die Aufregung“ beim Aufbau eines Unternehmens.
Mit 19 ließ sie gegen alle Ratschläge die Uni sausen um mit ihrem Freund Cliff Obrecht ein Start-up zu gründen – vom Wohnzimmertisch der Mutter aus. Heute ist Perkins eine der erfolgreichsten Tech-Unternehmerinnen. Ihr Erfolgsrezept: Jedes „Nein“ ist nicht das Ende der Idee, sondern nur ein Schritt auf dem Weg zum nächsten „Ja“.
Kommentare