Start-ups in Österreich: Nur 18 Prozent von Frauen gegründet
Apple, Microsoft, Google oder Facebook: Sie alle sind Beispiele dafür, dass die Innovation zumindest in der jüngeren Vergangenheit männlich war. Die genannten Konzerne sind durchweg von Männern gegründet und großgezogen worden. Jung und männlich steht nach wie vor für den Prototyp des dynamischen Start-up-Gründers.
Was heute längst nicht mehr stimmt, auch wenn der Wandel zäh vor sich geht. Im Vorjahr wurden immerhin schon 18 Prozent der typischen Start-ups (aus technologischen Zukunftsbereichen) von Frauen gegründet. Und bei einem Drittel war mindestens eine Frau im Gründungsteam dabei.
Mit Rückschlägen zurechtkommen
Ein Beispiel dafür ist Denise Mandt. Sie zählte 2018 zu jenem Kleeblatt, das UpNano gründete, ein Spin-off (Ausgründung) der Technischen Universität Wien. Ziel ist 3-D-Druck im Miniaturformat. Das bedeutet: UpNano kann ein ganzes Schloss drucken, das auf eine Bleistiftspitze passt. Die Technologie ist in vielen Bereichen anwendbar. UpNano konnte im Vorjahr die „glaub an dich - Challenge“ der Erste Bank für sich entscheiden.
Ein persönlicher Tipp von Denise Mandt für künftige Gründerinnen: „Durchhalten! Es geht nicht immer alles beim ersten Versuch glatt und man muss auch mal mit kleineren Rückschlägen zurechtkommen. Aber all die Mühe und Arbeit ist vergessen, wenn die erste Bestellung hereinflattert oder ein Kunde anruft, dass er zufrieden ist.“
Abseits der Start-up-Szene, wo Gründerinnen noch rar sind, gibt es aber mittlerweile ein fast ausgeglichenes Geschlechterverhältnis. Bei den fast 32.000 Neugründungen, die es im Vorjahr in Österreich gab, lag der Frauenanteil bei 45 Prozent. Herausgerechnet wurden die Pflegeberufe, also die vielen Personenbetreuerinnen, die als Ein-Personen-Unternehmen unterwegs sind.
Verschiedene Motive
Das Durchschnittsalter der Gründerinnen lag bei 41 Jahren und war damit um fünf Jahre höher als bei den Männern. Auch dieses Puzzleteil zeigt, dass sich Frauen teilweise von anderen Motiven leiten lassen.
Eines dieser Motive ist die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. „Männer sind mehr davon angetrieben, sich selbst zu bestimmen und mehr zu verdienen“, sagt Karin Kiedler, Leiterin der Marktforschung der Erste Bank und verweist dabei auf eine IMAS-Umfrage im Auftrag der Bank.
Stabiler, länger, rentabler
Was unterscheidet Gründerinnen und Gründer außerdem? Frauen „bereiten sich akribischer vor und setzen sich auch extrem mit dem Risiko auseinander“, so Kiedler. Das macht sich auch bezahlt: „Die Unternehmen von Frauen sind stabiler, leben länger und sind rentabler“, fasst Thomas Schaufler, Privatkundenvorstand der Erste Bank, zusammen.
Das habe allerdings auch teilweise mit den Branchen zu tun, in denen gegründet wird – bei Frauen etwa in der Dienstleistung, bei Männer öfter in technischeren Bereichen.
Community soll binden
Von der ersten Idee über das Erstellen eines Konzepts, die Finanzierung, Förderungen und die ersten Gehversuche am Markt – die Erste Bank und die Sparkassen mit ihren Gründerzentren sehen sich als Plattform für die Begleitung von jungen Unternehmen. „Wir wollen eine Community schaffen, damit die Unternehmen nicht nach Berlin abwandern“, sagt Vorstand Schaufler.
Und: „Wir finanzieren täglich rund sechs Neugründungen in Österreich, und täglich werden es mehr Frauen, die unsere Unterstützung suchen.“ Das steigende Interesse von Frauen zeigte sich im Vorjahr auch bei der „i2b“, der größten Businessplan-Initiative. Von den 1.261 eingereichten Plänen stammten 47 Prozent von Frauen. Im Finale stellten Frauen sogar die deutliche Mehrheit.
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