Sorgenkinder: Düstere Bilanz der jungen Generation

Zu viele Hiobsbotschaften auf einmal sorgen für Stress und schlaflose Nächte
Junge Menschen blicken sorgenvoll in die Zukunft, zeigt eine neue Deloitte-Studie. Was ihnen schlaflose Nächte bereitet

Inflation und Teuerung, ein Krieg in Europa und der Klimawandel – jungen Menschen fällt es angesichts der anhaltenden Krisen zusehends schwerer, optimistisch in die Zukunft zu blicken. Das zeigt eine neue Studie des Unternehmensberaters Deloitte, die weltweit erhoben wurde. Dem Großteil der Generation Z und der Millennials (zwischen 1983 und 2004 geboren) würden die hohen Lebenserhaltungskosten schlaflose Nächte bereiten, so das Fazit. Auch von Arbeitgebern fühlen sich nur die Wenigsten ernst genommen.

Global Gen Z & Millennial Survey

Es ist ein düsteres Bild, das junge Menschen von ihrer Zukunft haben. Das erhebt der "Deloitte Global Gen Z & Millennial Survey 2023", für den heuer 22.000 Personen aus 44 Ländern befragt wurden. Vor allem die gestiegenen Lebenshaltungskosten bereiten Kopfzerbrechen. So lebt bereits die Hälfte der weltweit Befragten von der Hand in den Mund und befürchtet, zusätzlich anfallende Kosten nicht decken zu können.

„In Österreich müssen vier von zehn der Befragten ihre gesamten Einkünfte für das tägliche Leben ausgeben", sagt Anna Nowshad, Partnerin bei Deloitte Österreich. "Das ist besorgniserregend, denn das bedeutet, dass sich die Jungen nichts aufbauen können – größere Anschaffungen, die finanzielle Absicherung der Zukunft und beispielsweise ein Eigenheim rücken damit in weite Ferne.“

Mentale Gesundheit kommt zu kurz
Die allgemeine Verunsicherung wirkt sich wesentlich auf die mentale Gesundheit im Arbeitsalltag aus. Nicht nur das Stresslevel ist hoch, auch die Burnout-Quote nimmt zu: In Österreich fühlt sich rund ein Drittel der Befragten aufgrund des hohen Workloads ausgebrannt. Zudem ist das Arbeitsklima vielfach nicht ideal, heißt es in der Studie: 56 Prozent der Gen Zs und 38 Prozent der Millennials berichten von Erlebnissen am Arbeitsplatz, die sich im vergangenen Jahr negativ auf ihre mentale Gesundheit ausgewirkt haben.

Deshalb verortet Deloitte-Partnerin Elisa Aichinger hohen Aufholbedarf bei österreichischen Unternehmen in Sachen mentale Gesundheit. Für mehr als drei Viertel der heimischen Millennials und Gen Zs wären betriebliche Initiativen zur Unterstützung des mentalen Wohlbefindens ein ausschlaggebender Faktor bei der Jobsuche. Aber nur die Hälfte der Jungen würde das Gefühl haben, dass ihre aktuellen Arbeitgeber bereits ein Bewusstsein für das Thema haben.

  • Mit dem Global Gen Z & Millennial Survey erhebt Deloitte jährlich die Stimmungslage der jungen Generationen
  • Heuer wurden 22.000 Personen aus 44 Ländern befragt
  • Darunter auch 300 Gen Zs der Jahrgänge 1995 bis 2004 und 200 Millennials der Jahrgänge 1983 bis 1994 aus Österreich

Österreichs Wirtschaft unter Zugzwang
Auch die Nachhaltigkeitsbestrebungen der heimischen Wirtschaft sind laut Studie ausbaufähig. Nur knapp über zehn Prozent der befragten Österreicherinnen und Österreicher sind derzeit klar der Überzeugung, dass große Konzerne ihren Beitrag zum Umweltschutz leisten.

Für die jungen Generationen ist das Engagement für gesellschaftlich relevante Herausforderungen seitens der Unternehmen jedoch ein ausschlaggebender Faktor für die Wahl des Arbeitgebers. "Über ein Drittel der Befragten hat sich bereits aufgrund moralischer oder ethischer Bedenken gegen einen potenziellen Arbeitgeber entschieden", analysiert Elisa Aichinger.

Auch das proaktive Einbeziehen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zahlt in die Arbeitgeberattraktivität ein. Allerdings haben hierzulande nur 36 Prozent der Millennials und 43 Prozent der Gen Zs das Gefühl, dass ihr Feedback im Unternehmen zählt und sie zu Veränderungen beitragen können. Das sind deutlich weniger als der internationale Altersgruppenschnitt.

Vor allem die Flexibilität hinsichtlich Arbeitszeit und -ort wird eingefordert. Acht von zehn österreichischen Millennials würden einen Jobwechsel ins Auge fassen, wenn man von ihnen 100 Prozent physische Anwesenheit verlangen würde – bei der Gen Z sind es fast zwei Drittel.

„Die jungen Generationen sind mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Neben der Vereinbarkeit von Karriere und Sozialleben ist es ihnen auch ein großes Anliegen, sich bei gesellschaftlichen Themen aktiv einzubringen. Arbeitgeber sollten unbedingt daran anknüpfen.

Denn eine entsprechende Umgestaltung der Arbeit wird sich positiv auf die Produktivität sowie die Bindung von Talenten auswirken – und schafft damit einen nachhaltigen wirtschaftlichen Mehrwert, so Nowshad abschließend.

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