Patente: Immer wieder neu erfinden

Patente: Immer wieder neu erfinden
Einstein prägt wie kein anderer das Bild des Erfinders. Die heutigen Erfinder sind aber anders. Jünger, in ländlichen Gebieten daheim, oft weiblich.

Ein älterer Mann mit Schnurrbart, hinterm Ohr ein Bleistift, um sich jederzeit den Geistesblitz notieren zu können: So oder so ähnlich hat sich in unseren Köpfen das Bild eines Erfinders verfestigt. Die großen unter ihnen – Albert Einstein, Nikola Tesla oder Thomas Alva Edison – hatten optisch ja auch wirklich einiges gemeinsam.

Die Erfinder unserer Zeit sind aber anders: blutjung als auch steinalt, haben Uni-Forschungshintergrund oder sind Start-upper, in China wird schon die Hälfte aller Patente von Frauen angemeldet. Ihre Erfindungen reichen vom simplen Logo bis zu komplexen biotechnologischen Vorgängen. Vor allem aber sind Erfinder heute: viele. Auch in Österreich. Der Jahresbericht des österreichischen Patentamtes zeigt, dass im vergangenen Jahr 2900 neue Patente angemeldet wurden. Mit dieser Leistung steht Österreich auf Platz sechs in der EU – und auf Platz elf weltweit. In den vergangenen zwölf Jahren sind die österreichischen Patent-Anmeldungen allein in China um 260 Prozent gestiegen. Die Österreicher sind also Erfinder, Österreich ein Erfinderland. Was man darüber wissen muss.

Wer steckt hinter dem Patente-Boom: Unis, Firmen oder Genies?

Überwiegend – 71,8 Prozent – Unternehmen. Führende Firmen sind in Österreich AVL List (entwickeln Antriebssysteme, halten 155 Patent-Anmeldungen), Tridonic (LED-Entwickler, 84) und Julius Blum (auf Möbelbeschläge spezialisiert, 81).

Wer sind die Erfinder in den Firmen?

Hauptsächlich Menschen im Alter zwischen 46 und 55 Jahren. Nur sechs Prozent von ihnen sind Frauen. Die meisten Erfinderinnen finden sich in der Erfinder-Gruppe der bis 25-Jährigen zu finden: Ihr Anteil sind 29 Prozent.

Was wird am häufigsten erfunden?

Die meisten neuen Gedanken macht man sich in Österreich zu Arbeitsverfahren und Transport – hier wird an Technologien rund um Lokomotiven, Flugzeugen und Metallbearbeitung getüftelt. Sportgeräte und chirurgische Instrumente stehen an Platz zwei im Ranking – in diesem Segment melden auch die meisten Frauen ihre Patente an.

Wozu braucht es Patente überhaupt?

Um das geistige Eigentum vor Plagiaten zu schützen. Jährlich soll im Wert von 590 Milliarden Euro gefälscht werden – Geld, das den Vordenkern durch die Lappen geht. Europaweit nutzen große Unternehmen Patente öfter (40 Prozent), als kleine (neun Prozent). „Vor allem in der Start-up-Szene gibt es noch zu wenig Bewusstsein“, sagt Patentamt-Österreich-Chefin Mariana Karepova. „Bevor ich pitche, meine Ideen auf Konferenzen präsentiere, sollte ich erst zum Patentamt.“

Wird vor allem in Städten erfunden?

Bis Mitte der 90er Jahre war Wien zwar das Patentzentrum, heute werden die meisten Anmeldungen allerdings in Oberösterreich (610) angemeldet. Auch die Steiermark ist top, (450 Patentanmeldungen), gefolgt von Wien. Auch in entlegenen Dörfern tüftelt man.

Welche Bedeutung haben Patente für die heimische Wirtschaft?

Jährlich werden zwölf Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung investiert: „Patente besichern diese Investitionen“, sagt die Patentamt-Chefin.

Melden Österreicher auch Patente im Ausland an?

Ja. Im Vorjahr waren es 12.000 Anmeldungen, vorwiegend in Deutschland, den USA und Frankreich. Erst im April unterzeichnete Österreich ein Patent-Abkommen mit China. Heimische Firmen, die rasch am chinesischen Markt durchstarten wollen, sollen so schnelleren Schutz für ihre Erfindungen bekommen. China ist der drittgrößte Markt für österreichische Patente.

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