Mehr Frauen in die Chefetagen

Mehr Frauen in die Chefetagen
Frauenministerin und Konzernbosse wollen mehr Frauen im Management – sie starten eine neue Initiative.

Es war ein Gipfeltreffen der besonderen Art. Frauenministerin Heinisch-Hosek flankiert von zwei der größten Konzernbosse des Landes. Der eine,  Christian Kern,  Chef von 41.000 ÖBB-Mitarbeitern, vorwiegend Männer, viel Stahl und Eisenbahn. Der andere Andreas Treichl, Chef von 50.000 Erste-Bank-Mitarbeitern, hoher Frauenanteil, klassischer Finanzsektor. Und obwohl sich die Konzernstrukturen und die Zusammensetzung der Belegschaft beider Firmen grundlegend voneinander unterscheiden, haben sie das gleiche Problem: zu wenige Frauen in Führungspositionen.

 Warum die drei zusammengekommen waren? Der Vorstandsvorsitzende der Erste Bank Group und der Generaldirektor der ÖBB-Holding assistierten der Ministerin  bei der Präsentation einer 16-seitigen Broschüre zur  betrieblichen Frauenförderung. Ein Leitfaden, den Heinisch-Hosek  an die 600 größten Unternehmen in Österreich versenden wird. Die Frauenministerin habe bei  Betriebsbesuchen erkannt, dass es zu wenig Information zum Thema gebe. Der Leitfaden soll helfen.

Heinisch-Hosek: "Frauenförderung muss Top down passieren. Wenn der Chef nicht sagt, dass er das will, wird es auch nicht passieren." Werden Frauen gefördert,  erhöhe das die Gesamtleistung von Betrieben, sagt die Ministerin unter Berufung auf eine schwedische  Studie: Das Wirtschaftswachstum  könne so um bis zu 30 Prozent gesteigert  werden. Als Werkzeuge werden in der Broschüre Maßnahmen angeboten – von der Weiterbildung bis hin zur Frauenbeauftragten.  

 

Frage des Erfolgs

Andreas Treichl und Christian Kern zeigen sich beim gemeinsamen Termin als Frauenförderer. Beide nannten das Ziel, in ihren Unternehmen den Frauenanteil  steigern zu wollen. Kern: "Das ist nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, das hängt auch stark mit der betriebswirtschaftlichen Logik zusammen." Gemischte Team erzielen bessere Ergebnisse. Der ÖBB-Boss musste aber einräumen, dass das in seinem Betrieb nur langsam  erfolgen kann: "Insgesamt reduzieren wir Personal, aber wo wir können, steigern wir die Frauenquote." Oft brauche es dafür eine persönliche Einladung. "Nur Frauen schlagen Jobangebote aus", so Kern. Da müsse man dann persönlich motivieren.  

Kerns Ziel: Aus den derzeit 7 Prozent Frauenanteil bei Führungskräften 15 Prozent zu machen.

Die Erste Bank, so Andreas Treichl, sei komplett anders aufgestellt. Frauenanteil  im Unternehmen: 71 Prozent.  Bei den Managern: 48 Prozent. Serbien sei top mit 60 Prozent Frauenanteil im Management, Österreich liege bei 32 Prozent. "Bei uns ist das ganz klar ein Thema der Vereinbarkeit  von Beruf und Familie", ist Treichl sicher.

Beide Konzernchefs sprachen sich gegen eine gesetzliche Frauenquote aus – aber das sei ein Thema, das die Politik lösen müsse.

Frauenquote: EU bastelt an Gesetz

Bei  der Wirtschaftskammer beißt Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek mit ihrem Wunsch nach einer Frauenquote auf Granit: Ihr Vorhaben  stößt dort auf breite Ablehnung.

Auf EU-Ebene formiert sich indes eine Kraft: Justizkommissarin Viviane Reding reicht es. Nachdem gescheitert ist, die  Konzerne in der EU per Selbstverpflichtung zu einem höheren Frauenanteil zu bewegen – nur 24 Firmen haben unterzeichnet – droht  Reding nun mit einer gesetzlichen Frauenquote.

Im Oktober will Reding einen Gesetzesvorschlag vorlegen, berichtet die dpa. Reding will die Unternehmen verpflichten, bis zum Jahr 2020 einen Frauenanteil von 40 Prozent in den Aufsichtsräten börsennotierter Unternehmen zu erreichen. Innerhalb der Kommission habe der Vorschlag Rückendeckung, hieß es.

Gelten soll das Gesetz europaweit für die Führungsgremien. Wo zwischen Aufsichtsrat und Vorstand unterschieden wird, soll die Quote für den Aufsichtsrat gelten.  

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