Lohnt sich ein Praktikum noch? 4 Tipps, wie man davon profitieren kann
In der Rechtsanwaltskanzlei, beim Baukonzern oder im Theater: In den Sommerferien heißt es für viele Schüler und Studierende erste Berufserfahrung sammeln und Geld verdienen. Damit junge Leute davon auch wirklich profitieren können, gibt es bei den Rahmenbedingungen in puncto Bezahlung, Arbeitszeiten und Aufgaben jedoch einiges zu beachten, warnt Charlotte Reiff, Arbeitsrechtsexpertin bei der ÖGB.
Ferienjob oder Praktikum?
1. Schon bei der Suche nach einer Stelle sollte man sich bewusst machen, was im Vordergrund steht: Ausbildung oder Geld verdienen. Denn: „Ein Ferienjob ist aus rechtlicher Sicht ein normales Arbeitsverhältnis mit allen Rechten und Pflichten. Wer in den Ferien also einfach nur Geld verdienen will, sucht sich am besten einen Ferienjob“, rät Reiff. Hingegen steht bei einem Praktikum die Ausbildung im Vordergrund, nicht die Arbeitsleistung: „Hier sollen fachbezogene Kenntnisse vermittelt werden.“ Einen Entgeltanspruch hat man nicht, „vielfach wird von den Unternehmen aber eine Art Taschengeld bezahlt“, weiß die Arbeitsrechtsexpertin.
Keine Bindung an Arbeitszeiten
Außerdem gibt es bei einem Praktikum normalerweise auch keine Bindung an Arbeitszeiten. Grundsätzlich gilt: „Jugendliche dürfen in der Regel nicht länger als acht Stunden am Tag und 40 Stunden die Woche arbeiten, Überstunden sind nicht erlaubt.“ Ab viereinhalb Stunden durchgehender Arbeit steht den Praktikanten eine halbe Stunde Pause zu.
2. Bei einem Ferienjob handelt es sich um ein normales Dienstverhältnis, es gelten also die gleichen arbeitsrechtlichen Spielregeln wie bei einer Dauerbeschäftigung. Die Bezahlung erfolgt nach dem Kollektivvertrag. „Das bedeutet monatlich mindestens 1.500 Euro“, präzisiert die Arbeitsrechtsexpertin. Genau wie dauerhaft Beschäftigten, steht auch Ferialarbeitenden ein Urlaub zu. „Das sind nach einem Monat etwa zwei Tage. Konsumiert man diese nicht, bekommt man das Geld ausbezahlt.“
3. Praktika sind ein wichtiger Bestandteil der beruflichen Orientierung. Daher haben Hilfstätigkeiten wie Kaffeekochen, kopieren oder aufräumen in einem Pflichtpraktikum nichts verloren: „Der Ausbildungszweck sollte im Vordergrund stehen“, stellt Arbeitsrechtsexpertin Reiff klar. Als wesentlich für einen guten Praktikumsplatz sieht Reiff außerdem eine offene Kommunikation über die Rechte und Pflichten, den Tätigkeitsbereich und Ansprechpartner vor Ort an: „Eine Art Mentoring“.
Dafür sollten sich Betriebe sinnvolle Aufgaben für die jungen Leute überlegen, die diese selbstständig erledigen können. Werden Praktikanten nur mit dem Sortieren von dicken Ordnern beauftragt, trägt dies wenig zur Zufriedenheit und zur Berufsfindung bei. In Zeiten des Fachkräftemangels ist ein Praktikum jedoch eine Chance für den Arbeitgeber, um junge Nachwuchstalente bereits für sich zu binden.
Eingehen auf Praktikanten
4. Das sieht auch Charlotte Reiff so: „Ich bin davon überzeugt, dass beide Seiten von einem Ferialjob oder Pflichtpraktikum profitieren können. Schließlich ist es die erste Form der Orientierung am Arbeitsmarkt.“ Neben einem „ordentlichen Programm“ hält die Arbeitsrechtsexpertin die Einbindung der jungen Menschen in die jeweiligen Arbeitsabläufe des Unternehmens und das individuelle Eingehen auf die Praktikanten für besonders wichtig.
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