Konservative Rollenbilder: Warum Frauen in Führungspositionen Mangelware sind

Konservative Rollenbilder: Warum Frauen in Führungspositionen Mangelware sind
Nur wenige Frauen gelangen in Österreich in Top-Positionen. An Talenten fehlt es nicht. Die Nichtvereinbarkeit von Beruf und Familie und zu unflexible Arbeitsmodelle stellen die größten Probleme dar.

Der Saal ist voll. Es ist so still, dass man eine Stecknadel fallen hören kann. Anna Steiger, Vizerektorin für Personal und Gender der TU Wien, führt dem Publikum mit ihrer Keynote die unbequeme Wahrheit vor Augen: „Wenn wir an einen CEO denken, haben wir sofort das Bild eines Mannes in einem Slim-Fit Anzug vor Augen.“

Unter dem Namen „Female Leadership in CEE – what we can learn from our neighbors“ drehte sich am Dienstagabend im Haus der Industrie im dritten Wiener Bezirk alles um das Thema weibliche Führungskräfte in Europa. Während in Polen und Bulgarien bereits über 40 Prozent der Führungspositionen von Frauen besetzt werden, kommt Österreich gerade einmal auf 32 Prozent. Steiger sieht darin ein großes Problem: „Wer wird unsere Zukunft gestalten, wenn keine Frauen in Führungspositionen sitzen?“

Männer müssen Frauen unterstützen

Darüber diskutierten anschließend fünf Frauen, die genau das bereits geschafft haben. Mit dabei: OMV Vorständin Elena Skvortsova, Susanne Goldammer, Managerin bei Linde, Therese Niss von der Stiftung MINTality, Henkel-CEE-Chefin Birgit Rechberger-Krammer und Oleksandra Tuzhylina , ebenfalls Linde AG. Als einziger Mann in der Runde machte sich Andreas Gerstenmayer, CEO von AT & S, für das Thema stark. Das kommt gut an: „Es ist unglaublich wichtig, dass Männer Frauen unterstützen. Schließlich entscheiden sie, wer es bis nach oben schafft“, so die Linde Managerin für Polen und Ukraine, Oleksandra Tuzhylina.

Konservative Rollenbilder: Warum Frauen in Führungspositionen Mangelware sind

Doch auch wenn sich Firmen mit Diversity-Programmen brüsten – in den Zahlen schlägt sich das nicht nieder. Wie kann es sein, dass es nur so wenige Frauen an die Spitze schaffen? Eine Begründung für das Ungleichgewicht, darin sind sich alle Diskutanten einig, liegt in der Schwierigkeit, Beruf und Familie zu vereinbaren: „Wir verlieren vor allem Frauen im Alter von 32-39 Jahren. Frauen, die bereits ein bisschen Karriere gemacht haben, dann aber einen Familienwunsch haben und sich für eines von beiden entscheiden müssen“, erklärt die Henkel-CEE-Chefin Birgit Rechberger-Krammer.

Kinderbetreuung ist Frauensache

Denn Kinderbetreuung ist in Österreich nach wie vor Frauensache. Konservative Rollenbilder und mangelnde Kinderbetreuung erschweren Frauen in Österreich die Rückkehr in den Job. Am Land sperren bereits viele Kindergärten mittags zu. Das führt dazu, dass Frauen, wenn sie wieder an den Arbeitsplatz zurückkehren, erst einmal nur in Teilzeit arbeiten und sich meist weniger fordernde Projekte suchen. Sprich: Sie vertagen ihre Karrierepläne. Genau hier brauche es spezielle Programme von Unternehmen für einen erfolgreichen Wiedereinstieg. Denn: „Wir können uns als Gesellschaft nicht leisten, top ausgebildete Talente auf ihrem Karriereweg zu verlieren“, ist OMV Vorständin Elena Skvortsova überzeugt.

Mädchen von klein auf fördern

Außerdem müsse man Frauen ihrer Eignung und Kenntnisse entsprechend fördern. Und zwar früh genug: „Der Frauenanteil dünnt sich in Richtung Führungsebene sehr schnell aus. Wir müssen Frauen also stärker motivieren und gezielt von unten nach oben fördern“, so Susanne Goldammer von Linde. Therese Niss von der Stiftung MINTality geht sogar noch einen Schritt weiter: „Man muss Mädchen bereits von klein auf fördern und ihnen Selbstbewusstsein beibringen. “

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