Hemmungslose Selbstverwirklichung steht nicht mehr oben auf der Prioritätenliste, sondern „ein einigermaßen stabiles und solides Leben“. Die großen Träume sind ausgeträumt, stattdessen strebt man pragmatisch und illusionslos nach Sicherheit, berichtet der Jugendforscher: „Man wünscht sich nicht mehr den sozialen Aufstieg, vielmehr liegt die Priorität nun bei der Verhinderung des sozialen Abstiegs.“
Aus der Studie lässt sich auch das hohe Sicherheitsbedürfnis der Jugend herauslesen. Bedeutet: „Ein sicherer Job, sicheres Einkommen, Übernahme nach der Lehre, aber auch Sicherheit vor Kriminalität im öffentlichen Raum, sind der Jugend sehr wichtig.“
Die Unterschiede
Die mit Abstand größte Sorge der Lehrlinge sei die Teuerung. So beschreibt Heinzlmaier ihre Sorge vor der Geldentwertung als „fast panisch“. Je nach Branche konnten auch Unterschiede zwischen den Lehrlingen festgestellt werden. In einigen Lebensbereichen sollen sie sich laut dem Jugendforscher sogar „massiv unterscheiden“. So sind Tourismuslehrlinge sehr sportlich unterwegs, während jene aus der Handelsbranche kaum Sport betreiben. Auch in ernsteren Angelegenheiten gehen die Meinungen auseinander. Den Lehrlingen der Sparte Industrie soll zum Beispiel besonders die Arbeitsplatzsicherheit am Herzen liegen, so der Experte. Tourismuslehrlinge sind wiederum primär durch Geld zu motivieren.
Besonders motivierend ist aber auch ein gutes Betriebsklima und „eine Ausbildungsperson, die nicht nur fachliche, sondern auch menschliche Qualitäten hat“ – was neu ist, wie Heinzlmaier anmerkt. Überraschend sei, dass die Ausbildner für Lehrlinge eine große Rolle spielen, wenn sie sich für einen Betrieb entscheiden. Eine Erkenntnis, die im Lehrlingsmarketing eingesetzt werden könnte, so der Forscher. „Lehrlinge arbeiten dann motiviert, wenn sie als ganzer Mensch und nicht nur als Arbeitskraft gesehen werden. Danach kommen materielle Faktoren wie hohe Löhne.“
Wie Lehrlinge Arbeit und Leistung bewerten? „Lehrlinge sind bereit, ihre Leistung zu erbringen“, stellt der Experte fest. Aber: „Man will sich auch nicht in der Arbeit aufreiben. Mindestens so wichtig wie die Arbeit ist die eigene Familie. Für sie will man genügend Zeit zur Verfügung haben.“
Keine Chefs
Weniger wichtig scheint das Erklimmen der Karriereleiter zu sein, denn die wenigsten wollen „an die Spitze der Hierarchie“, wie Heinzlmaier erklärt. „Man ist lieber eine gute Nummer zwei als eine schlechte Nummer eins.“
Was auch bedeutet, dass die jungen Fachkräfte nicht allzu viel Verantwortung übernehmen wollen. Ganz im Gegenteil: „Verantwortung erscheint der Mehrheit eher unheimlich.“
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