Schlechte Trennung: Was tun, wenn man beim Ex-Arbeitgeber anheuern muss?
Der letzte Arbeitstag ist von Streitigkeiten und schlechter Stimmung gezeichnet. Kein Problem - man will den Kontakt zur Firma ohnehin gänzlich abbrechen. Außerdem ist eine Kündigung in den seltensten Fällen eine angenehme Erfahrung. Doch dann passiert es: ein ungeahntes Wiedersehen mit dem Ex-Arbeitgeber. Inklusive Aussicht auf eine bevorstehende Zusammenarbeit. Sehr unangenehm.
Wie man mit solchen Situationen am besten umgeht, cool und neutral bleibt, weiß Unternehmensberaterin und Executive Coach bei der 5P Consulting GmbH Anja Lasofsky-Blahut.
Nicht neutral bleiben?
Neutral muss man nicht sein, sagt Lasofsky-Blahut gleich zu Beginn. Denn so würde man gewisse Gefühle verleugnen: „Wenn es eine Vorgeschichte gibt, werden Emotionen ausgelöst, das ist ganz normal“, sagt sie. Statt sie zu verdrängen, sollte man lernen, sie gut zu integrieren. Bedeutet: Emotionen gut bearbeiten, verarbeiten und Schlüsse daraus ziehen.
Wie man das macht? „Gedanklich die Perspektive wechseln, in dem man versucht, die Situation mit den Augen der anderen Person zu betrachten“, sagt die Expertin. So könne man neue Erkenntnisse ziehen, Missverständnisse aufdecken und schlussendlich besser mit vergangenen Ärgernissen umgehen. "Im Nachhinein kann man die Vergangenheit vielleicht sogar positiv sehen“, meint Lasofsky-Blahut. „Und, auch wenn es esoterisch klingt, positive Energie daraus gewinnen. Dankbar für die Erfahrung sein", fügt sie hinzu. Denn an schwierigen Situationen, würde man wachsen.
Was dabei hilft, ist sich daran zu erinnern, dass man damals die richtigen Entscheidungen getroffen hat: „Man hat nach bestem Wissen und Gewissen agiert. Wenn man sich das in Erinnerung ruft, fällt es leichter, die Vergangenheit gut sein zu lassen und im Hier und Jetzt zu bleiben.“ Dann könne man sich auf die wichtigeren Dinge konzentrieren. Etwa, wie man wirksam werden kann, um eine neue Zusammenarbeit professionell zu gestalten, so die Coachin.
Nur bei Bedarf Vergangenes ansprechen
Wenn der vergangene Konflikt die jetzige Arbeitssituation stark beeinflusst, spürt man es, meint Anja Lasofsky-Blahut. Sobald es die Zusammenarbeit erschwert, solle man das Gespräch zu suchen. „Wenn man aber das Gefühl hat, dass die Zusammenarbeit im professionellen Rahmen auch ohne Gespräch auskommt, muss man es nicht adressieren“, sagt sie. „Nicht jeder Konflikt muss restlos geklärt werden.“
Ist eine Aussprache jedoch notwendig, sollte man zunächst überlegen, was die eigene Rolle im Konflikt war und welche Themen Klärung brauchen, damit man gut kooperieren kann: „Bei Streitigkeiten geht es immer um unerfüllte Bedürfnisse“, erinnert Lasofsky-Blahut. Für eine gute Gesprächsbasis braucht es deshalb einen gewissen Reifegrad auf beiden Seiten: „Zwei, die total eskaliert sind, werden es schwer haben die Wogen zu glätten.“
Was tun, wenn eine Partei die Mitarbeit verweigert? „Man kann fragen, was diese Person braucht, damit eine Kooperation möglich ist und sie aus der ablehnenden Haltung rauskommen kann“, so die Expertin. Sie fügt aber hinzu, dass „wenn gar kein Gespräch möglich ist, sich die Frage stellt, wie erfolgreich eine Zusammenarbeit überhaupt gewesen wäre.“ Je nach Situation könne man der Person mehr Zeit geben und vielleicht mit anderen Menschen aus dem Team eine Zusammenarbeit zu starten. „Es gibt meist noch andere Optionen, bevor man ein Projekt aufgrund des Konflikts gänzlich aufgeben muss.“
Gar nicht erst in die Lage kommen
Deutlich leichter fällt eine Zusammenarbeit mit ehemaligen Arbeitgebern, wenn die Trennung gar nicht erst zu einem Desaster wird. Dafür sollte man „möglichst transparent kommunizieren und fair bleiben“, rät Lasofsky-Blahut. Also keine falschen Spielchen spielen - und das gilt für beide Seiten. "In Trennungsphasen wird jedes Signal noch intensiver gedeutet und überinterpretiert", umso wichtiger sei eine klare Kommunikation.
Und wenn es trotz aller Mühen dennoch negativ endet? „Wenn der Austritt tatsächlich schwierig bleibt, dann bin ich wieder bei Punkt 1", sagt die Expertin. Man sollte sich überlegen, wie man aus der Erfahrung zu wachsen kann. "Vielleicht verhalte ich mich in einer nächsten, ähnlichen Situation anders. Ich kann jedenfalls nur an mir arbeiten, das Verhalten anderer zu verändern funktioniert nicht.“
Sie haben auch ein Dilemma und möchten den Rat von Expertinnen und Experten? Schreiben Sie an: jobbusiness@kurier.at
Kommentare