IT und Technik: Die Jagd nach Fachkräften geht weiter
Die Situation auf dem Arbeitsmarkt ist bekannt. Wer Informatik studiert, gut im Programmieren ist oder eine technische Ausbildung vorweisen kann, gehört zu den Gefragtesten. Laut Arbeitsmarktservice finden MINT-Qualifizierte, also jene mit Mathematik-, Informatik-, Naturwissenschaften- und Technik-Kompetenzen, innerhalb von drei Monaten einen Job und haben beste Einkommens- und Karriereentwicklungen.
„Corona habe daran nichts geändert“, sagt Cornelia Samec, SAP-Beraterin bei TietoEvry, einem Digitalisierungsdienstleister für große österreichische Unternehmen wie die Asfinag, A1 oder die Bawag. „Im Gegenteil, der IT-Sektor wird wachsen.“
Gute Jobchancen
Der Jobmarkt hat sich zugunsten von Hochqualifizierten gewandelt, eine Entwicklung, die sich schon seit Jahren abzeichnet – und während des Lockdowns auch in den Arbeitslosenstatistiken.
„Höherqualifizierte waren seltener von Jobverlust betroffen, als Geringqualifizierte“, sagt David Binder vom Institut für Höhere Studien (IHS). Corona habe damit den Bedarf nach qualifizierten Fachkräften, speziell im IT-Bereich, nicht entschärft.
Zwar fiel der Hays-Fachkräfte-Index im zweiten Quartal 2020 auf den tiefsten Stand seit fünf Jahren, aber: „Es ist ein Rückgang auf hohem Niveau“, sagt WIFO-Arbeitsmarktexperte Helmut Mahringer noch im August zum KURIER.
Paradoxe Situation
Auf dem Arbeitsmarkt herrscht damit eine paradoxe Situation – trotz hoher Arbeitslosigkeit sprechen Unternehmen nach wie vor vom Fachkräftemangel und glauben auch einer aktuellen Stepstone-Umfrage zufolge nicht an eine Abmilderung bis Ende 2021.
Studienleiterin Barbara Oberrauter-Zabransky kommentiert: „Im Gegenteil: Sobald der Konjunkturmotor wieder anläuft, sind diese High Potentials ganz schnell wieder weg.“
Demografischer Wandel
Gründe für den Mangel gibt es viele. „Zum einen liegt es am demografischen Wandel und der bevorstehenden Pensionierungswelle“, erklärt Helmut Dornmayr vom Österreichischen Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft (ibw).
Zum anderen könne man ein Hochschulstudium nicht „eins zu eins“ auf die Jobangebote umlegen. „Die Ausbildung entspricht nicht immer den Jobprofilen in Inseraten. Zudem ist für viele Berufe in der Technik oder Informatik ein hoher Spezialisierungsgrad erforderlich.“
Viele Teildisziplinen
Die zunehmende Ausdifferenzierung der Tätigkeiten schafft stetig neue Jobs. Sie entstehen in der Industrie, im Forschungs- und Entwicklungsbereich, in Produktionsbetrieben, aber es kristallisieren sich auch immer mehr hochqualifizierte Tätigkeiten im Dienstleistungsbereich, in der Lehre oder der Verwaltung heraus.
Bis zu fünf Millionen neue Jobs sollen allein im technischen Bereich zwischen 2012 und 2020 in Europa entstanden sein, heißt es im Skills Forecast 2012.
Dynamischer Jobmotor
Die Beschäftigungsprognosen des AMS und des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) gehen bis 2025 ebenfalls von „äußerst dynamischen Wachstumsraten“ in der Produktion und der Industrie aus, hier sollen vor allem das Bauwesen (plus 15.000 Jobs), der Maschinenbau (plus 5.900) und die Metallerzeugung (plus 5.500) zu den größeren Jobmotoren zählen.
Hohe Drop-out-Quoten
Die Nachfrage nach Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt wächst damit stetig. „Die Absolventen von technischen Studiengänge und Informatik, das sind rund 4.400 Bachelor und 3.600 Master-Absolventen, haben damit überwiegend sehr gute Berufsaussichten“, sagt Binder vom IHS.
„Zudem sind die Drop-out-Quoten in MINT-Studiengängen an Unis oder FH relativ hoch.“ Mehr als die Hälfte der Uni-Studierenden würden ihr Studium abbrechen, an FH sind es fast 40 Prozent. Und noch immer ziehe es nur wenig Frauen in den technischen und IT-Bereich. „Sie machen nur 20 Prozent der Studierenden aus.“
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