„Jede Organisation hat Kürzel, die man nur versteht, wenn man Teil der Familie ist“, sagt New-Work-Expertin Elisabeth Sechser. Sie beschäftigt sich insbesondere mit Unternehmenssprachen, denn „wie in Unternehmen über Arbeit gesprochen wird, sagt viel über die dort gelebte Kultur aus.“ Sprache schafft Zugehörigkeit und bildet eine berufliche Identität, was wiederum die Zusammenarbeit stärkt, sagt Sechser. Und: „Sobald man diese internen Kürzel verwendet oder gar mitkreiert, ist man in der Organisation angekommen.“
Ein gutgestalteter Integrationsprozess ist somit auch im Interesse des Unternehmens. Je besser das Onboarding, desto schneller leben sich neue Mitarbeiter ein. Ein Blatt voller Vokabeln mit der Anweisung „Bitte lernen“ reiche da nicht aus, so die Expertin. „Um die Firmensprache wirklich zu verstehen, muss man ein Teil des Teams werden.“ Das beginnt schon im Umgang mit Fragen: „Reagiert das Team genervt, fühlt man sich als neuer Mitarbeiter weniger willkommen.“ Wenn Kollegen den Fragen jedoch offen begegnen und sogar ermutigen, öfter nachzufragen, „weil sie selbst Jahre gebraucht haben, um alles zu verstehen“, fühle man sich automatisch wohler.
Einfach fragen?
Ähnlich sieht es auch Karrierecoachin Sabina Haas. Fragen seien in den ersten Wochen sogar zentral, sagt sie und rät Jobanfängern, selbstbewusster zu werden. „Zu Beginn weiß man natürlich nicht alles – oft noch nicht einmal, welche Fragen man stellen sollte.“ Umso wichtiger sei es, Antworten einzufordern, selbst wenn es unangenehm ist: „Ein jeder muss sich zunächst Kompetenz und Bewusstsein aufbauen“ und das brauche nun mal Zeit.
Das Nachfragen sollte jedoch nicht zu einer Bequemlichkeit werden, warnt Haas. „Sonst weckt man den Eindruck, dass man sich nicht um den eigenen Lernprozess bemüht.“ Es brauche die Bereitschaft aktiv mitzulernen, zu googeln oder zumindest ChatGPT zu fragen. Die gesammelte Information könne man im Nachhinein mit Vorgesetzten absprechen. „Wenn sich kein richtiger Zeitpunkt für Fragen findet, kann man vorab Termine ausmachen, um in Ruhe Unklarheiten zu beseitigen“, erklärt die Coachin.
„So wirkt man bemühter.“ Oft aber reicht es, in den ersten Wochen einfach „die Antennen auszufahren und zu beobachten“, sagt Elisabeth Sechser. So könne man mehr über die Firmenkultur in Erfahrung bringen und überlegen, wie man dazu passt. Sabina Haas: „Wenn man das Pech hat, in einem Team zu arbeiten, das sehr ungeduldig ist und einem das Gefühl gibt, dumm zu sein, sollte man sich fragen, ob das überhaupt ein Ort ist, an dem man arbeiten will.“
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