Die besten Arbeitsplätze: Dort will man arbeiten, aber warum?
Ob ein Arbeitgeber als gut oder schlecht eingestuft wird, ist auch eine subjektive Sache. Die Benefits, die Tätigkeit, die Atmosphäre bei einem Unternehmen – kann man mögen, muss aber nicht für alle passen. Doch um als ausgezeichneter Arbeitgeber zu gelten, braucht es mehr, weiß „Great Place To Work“-Geschäftsführer Jörg Spreitzer, der erst diesen Donnerstag die besten Arbeitgeber Österreichs auszeichnete.
Magnetische Anziehung
Laut Spreitzer gibt es sechs Faktoren, die auf Arbeitnehmer wie ein Magnet wirken sollen: eine glaubwürdige Führung, Interesse an der Einzelperson, Work-Life-Balance, ein guter Teamgeist, Spaß bei der Arbeit, gerechte Behandlung und faire Beförderung. Spannend dabei ist der Faktor „Stolz“. Ein Unternehmen sei nämlich erst dann ein „Great Place To Work“ (also ein guter Arbeitsplatz), wenn Mitarbeitende stolz darauf sind, dort arbeiten zu können.
Ein Punkt, der aktuell stärker denn je hervorsticht, sei auch der Respekt. Laut einer Studie zur Vertrauenskultur bei Österreichs besten Arbeitgebern von 2003 bis 2022 erlebt dieser Faktor sogar „historische Höchstwerte“. Gemeint sei dabei der Respekt gegenüber einer Einzelperson, betont Spreitzer: „Es reicht nicht mehr nur, das Team als ein Ganzes ernst zu nehmen. Die jungen Arbeitnehmer wollen auch als Individuum respektiert werden. GenZ und Y beschäftigen sich viel mit sich selbst, deswegen kommt der Individualismus nun stärker hervor.“
Sie wollen mitgestalten. Das Einbinden und Mitnehmen der Mitarbeiter werde für Arbeitgeber generell immer wichtiger, berichtet Insa Meier, Equity Partnerin bei der Unternehmensberatung Neuwaldegg. „New Work stellt die Arbeitswelt und auch den Arbeitsplatz auf den Kopf. Um attraktiv für potenzielle Mitarbeiter zu sein, werden viele Hebel in Bewegung gesetzt, Strukturen verändert und neue Ideen realisiert. Dabei darf man nicht auf die bestehenden Mitarbeiter vergessen“, erklärt die Beraterin.
Um so viele wie möglich im Wandel mitzunehmen, braucht es eine entsprechend gute Führung. Meier berichtet, dass Unternehmen deswegen ihren Fokus auf Führungsqualitäten richten. Im Sinne von: „Wenn wir gut führen, finden und halten wir mehr Mitarbeiter“.
Ehrlich bleiben
Bei all den Zielen und Strategien verliert man schnell eines aus den Augen: die Authentizität. Bei den riesigen Employer-Branding-Kampagnen, die gerne gefahren werden, sollte man daran denken, Gesagtes auch tatsächlich zu leben. Sonst geht es, wie Spreitzer ausdrückt, nach hinten los. „Wenn man mit einem guten Onboarding wirbt und dann am ersten Arbeitstag nicht einmal der Arbeitsplatz vorbereitet ist, verliert man Mitarbeiter schnell wieder“, überspitzt der „Great Place To Work“-Geschäftsführer: „Arbeitnehmer sitzen aktuell auf dem längeren Ast und verlangen entsprechend mehr.“
Attraktivität lohnt sich
Durch den Arbeitskräftemangel kommen die Bedürfnisse und Werte der Mitarbeiter stärker ins Spiel, sagt Meier. Kultur und Gehalt müssen passen und der Sinn der Arbeit dürfe auch nicht fehlen. Für Arbeitgeber eine Herausforderung. Vor allem bei der Frage „Was macht uns attraktiv? Warum sollte man sich für uns entscheiden?“.
Mit der Mühe kommt jedoch auch eine nicht unbeachtliche Belohnung. Spreitzer spricht von einer Studie, die zeigt, dass eine gute Führung und das Erfüllen der Forderungen einen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens haben: „Sie performen drei bis sechsmal besser.“
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