CO2-arm um die Welt: Austro-Start-up Traivelling macht das möglich

CO2-arm um die Welt: Austro-Start-up Traivelling macht das möglich
CO2-arm um die Welt – das ist die Geschäftsidee des jungen Wieners Elias Bohun. Anfang 2020 hat er gemeinsam mit seinem Vater das Reisebüro Traivelling gegründet, das individuelle Fernreisen mit dem Zug anbietet.

Um die bei der Klimakonferenz in Paris beschlossenen Ziele zu erreichen, sollte jeder Mensch pro Jahr durchschnittlich nicht mehr als rund 2.300 Kilogramm  ausstoßen. Schwierig, wenn man bedenkt, dass etwa der Flug von Wien nach Hanoi, der Hauptstadt Vietnams, pro Person bereits rund 4.380 Kilogramm  ausmachen. 

Mit dem Zug nach Vietnam

Dass Flugverkehr  maßgeblich das Klima belastet, dürfte spätestens nach Greta Thunbergs Überquerung des Atlantiks allseits bekannt sein. Auch für Elias Bohun kommt Fliegen schon seit Längerem nicht mehr in Frage. Darauf verzichten, die Welt zu sehen, wollte er trotzdem nicht.  Kurz nach seiner Matura hat sich der heute 21-Jährige deshalb auf die Reise nach Vietnam gemacht, nicht wie man vielleicht denken mag, mit dem Flugzeug. Bohun hat den Zug genommen, hin und retour, rund vier Monate war er unterwegs. „Aber das, was ich auf der Reise erlebt habe, war unbeschreiblich. Das Coolste, was ich bisher gemacht habe.“ 

Anfragen aus ganz Europa

Zurück in Wien wollten Freunde und Bekannte mehr über diese unkonventionelle Art des Reisens erfahren. „Was mir dabei auffiel: Keiner war davon abgeneigt, aber viele wussten einfach nicht, dass das überhaupt möglich ist.“ Und genau das brachte den Weltenbummler auf die Idee, ein Reisebüro nur für Fernreisen mit dem Zug zu gründen. Aus „Train“ und „Travel“ wurde Traivelling, der Name der Agentur, die Elias gemeinsam mit seinem Vater Matthias Bohun Anfang 2020 gründete. „Und unser Konzept traf ins Schwarze, innerhalb weniger Monate hatten wir tausende Anfragen aus ganz Europa“, erzählt Elias Bohun. 

Corona und der Stillstand der Reisebranche

Es waren vielversprechende Aussichten, die die beiden mit ihrer Idee hatten. Doch dann kam die Pandemie und mit ihr auch der Stillstand der Reisebranche. Nach wie vor seien einige internationale Zugverbindungen eingestellt. „Für Fernreisen ist das natürlich ein großes Problem. Aber wir nutzen diese Zeit nun, um unsere Plattform auf ein neues Level zu heben.“ Konkret bedeutet das, dass Organisation und Buchung der Trips derzeit automatisiert werden. Kunden  sollen künftig nicht nur individuelle Bedürfnisse stärker einbringen können, auch Schnittstellen zu Bahnunternehmen wie der Deutschen Bahn, der ÖBB sowie zu Busfirmen und Fährreedereien werden geschaffen. Anfang nächsten Jahres soll die neue, kundenfreundlichere Website online gehen. 

Denn bisher war es nur möglich, eine Buchungsanfrage über die Homepage zu stellen, die Traivelling dann per Mail beantwortet. „Gerade bei kurzen Reisen ist dies bei einer 15-prozentigen Vermittlungsgebühr wenig Geld für sehr viel Aufwand, das lohnt sich auf Dauer nicht“, sagt Bohun.

"Menschen brauchen eine Alternative"

Doch grundsätzlich gehe es für ihn nicht nur um das Wirtschaftliche. „Mir ist es auch wichtig, den Menschen eine Alternative aufzuzeigen, ihnen zu kommunizieren, das Reisen auch klimaschonend möglich ist und eine Fernreise mit dem Zug wirklich eine Bereicherung sein kann.“ Dann nämlich, wenn man seinen Weg zum Ziel macht, auf seiner Reise einige Stopps einlegt, Städte und Länder am Weg erkundet. 

„Außerdem ist man im Zug mit den Menschen, mit den Einheimischen auf einer Ebene, kommt ins Gespräch, weil die Menschengerade während einer Zugfahrt oft Lust und Zeit haben, sich zu unterhalten. Ich bin auf meinem Weg nach Vietnam alle Klimazonen der nördlichen Hemisphäre durchfahren. Das sind Erlebnisse, die man in einem Flugzeug wohl kaum hat.“

Zugfahren braucht Zeit

Nichtsdestotrotz – dass  für den Umstieg vom Flugzeug auf die Bahn Zeit ein wichtiger Faktor ist, kann auch Bohun nicht bestreiten. „Das stimmt. Aber es muss ja nicht immer gleich Asien sein. Destinationen wie London oder Barcelona sind mit nur einem einzigen Umstieg in relativ kurzer Zeit erreichbar. Im Sinne des Klimas glaube ich, dass das eine gute Alternative ist.“  

Über Elias Bohun

Eine Zugreise nach Vietnam hat den heute 21-jährigen Wiener Elias Bohun vor einigen Jahren auf den Geschmack gebracht. Heute reist er nicht mehr nur ausschließlich mit dem Zug, sondern bietet solche Fernreisen mit seinem Anfang 2020 gegründeten Reisebüro Traivelling auch für seine Mitmenschen an. Aktuell arbeitet man mit einem fünfköpfigen Team an der Automatisierung des Angebots. Die neue Website wird voraussichtlich im Februar 2022 online gehen.  

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