Die beste Hausfrau
Als Enkelin polnischer Emigranten kam Martha-Helen Kostyra am 3. August 1941 in New Jersey als eines von sechs Kindern auf die Welt. Ihre Eltern waren Lehrer, vor deren Beruf sie großen Respekt hatte: „Ich habe mich immer als Lehrerin betrachtet und freue mich, wenn andere von mir lernen – und wenn es nur die einfachsten Dinge sind“, erzählt sie in einem Interview. Ihr Motto: Wenn man aufhört, sich zu entwickeln, ist das Leben vorbei. Genau dieser Gedanke schlägt sich in ihrem Karriereweg nieder. Als Teenager modelte sie, war Babysitterin der Kinder von drei Baseballstars und half ihrem Bruder beim Verkauf von Bisamratten-Fell. Die Tiere häutete sie selbst.
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Später studierte sie Geschichte und Architektur sowie Kunst, Wirtschaft und Literatur am Barnard College in New York. Nach der Uni kam die Wallstreet, wo sie als institutionelle Börsenmaklerin tätig war: „Der Job zeigte mir, was man braucht, um einen bedeutungsvollen und nützlichen Betrieb zu starten“, erzählte Stewart. Sie lernte, wie Unternehmen funktionieren, wachsen und fehlschlagen. Wertvolles Wissen, das sie in ihr eigenes Catering-Unternehmen steckte. „Ich liebe es, Dinge zu schaffen, die den Alltag bereichern. Und ich liebe es, dadurch Geld zu verdienen“, so Stewart.
Etwa zehn Jahre nach der Gründung ihrer Firma veröffentlichte sie den Bestseller „Entertaining“ aus dem sich später ihr „Martha Stewart Living“-Imperium entwickelte. Eine ganze Mediengruppe, die Stewarts Marke noch präsenter machte. Damals war sie eine 49-jährige geschiedene Mutter und wurde oft als „Spätzünderin“ bezeichnet. Was sie aber nicht störte: „Ich wusste, dass ich an etwas Großem dran war. Seitdem verfolge ich meine Träume.“
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82 Jahre Geschäftsleben
„Mein Leben ist mein Geschäft, und mein Geschäft ist mein Leben“, sagte sie einmal – und ihr Leben ist lukrativ: Allein ihr jährlicher Einzelhandelsumsatz liegt bei etwa 900 Millionen US-Dollar. Dieser Erfolg sei einfach passiert, sagt sie. Und fügt hinzu: „Es geschah, aber nicht ohne jahrelange harte Arbeit und Hingabe.“
Diese Arbeitsmoral wurde ihr in die Wiege gelegt, denn schon ihr Großvater war bekannt für seinen Fleiß. Mit 99 wurde er als ältestes Mitglied der Stahlbauarbeiter-Gewerkschaft in Buffalo gefeiert: „Niemand wollte ihm die Hand geben, weil er so stark war“, erinnerte sich Stewart in einem Interview mit Fern Mallis. Diese Liebe zum Job färbte auf sie ab. Noch heute steht die 82-Jährige um halb fünf Uhr morgens auf, um zu arbeiten. Sie kontrolliert ihren Blog und liest Nachrichten: „Man darf keine Angst vor harter Arbeit haben. Keine Angst davor, den Tag zu füllen.“
Apropos Angst: Auch das Altern fürchtet sie nicht. Im Gegenteil: In ihrem Podcast verkündete sie stolz, dass sie laut einem Online-Test 110 Jahre alt wird: „Ist das nicht toll?“, lachte sie. Ihrer Meinung nach sei erfolgreiches Altern die beste Rache gegen Altersdiskriminierung: „Ich habe eine Art Furchtlosigkeit entwickelt und ich denke, das ist es, was Frauen brauchen.“ Deswegen stellte sie sich heuer auch im Badeanzug vor die Kamera. Als das älteste Covermodel in der Geschichte der Sports Illustrated: „Als das Angebot kam, dachte ich: Das schaffe ich. Wie oft hat man die Gelegenheit?“ Sie hofft, mit diesem Cover andere zu inspirieren, sich selbst herauszufordern und neue Dinge auszuprobieren, egal in welcher Lebensphase.
Für das kommende Jahr hat Martha Stewart jedenfalls wieder viel geplant. Eine neue Doku über ihr Leben, ihr hundertstes (!) Buch und vielleicht ein weiteres Bademoden-Fotoshooting stehen an.
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