Rene Benkos Signa wird als Interessent für gute Tengelmann-Standorte gehandelt

Die Supermarktkette Kaiser`s Tengelmann steht vor dem Aus
Die Filetierung der deutschen Lebensmittelhandelskette Kaiser’s Tengelmann startet in Kürze - 446 Filialen suchen Käufer. 15.281 Mitarbeiter sind betroffen.

Die mittlerweile geplatzten Verhandlungen zur Rettung der deutschen Lebensmittelhandelskette Kaiser’ s Tengelmann (446 Filialen, 15.281 Mitarbeiter) standen von Anfang an unter keinem guten Stern. Ging man vorige Woche noch davon aus, dass der potenzielle Tengelmann-Käufer Edeka mit den Mitbewerbern Rewe, Norma und Markant über die Aufteilung der Filialen verhandelt, so stand eine solche Variante für Tengelmann-Eigentümer Karl-Erivan Haub offenbar gar nicht zur Diskussion. Dazu muss man wissen, dass Edeka bereits Ende 2014 den Zuschlag für Kaiser’s Tengelmann erhalten hatte. Trotz des Vetos der Kartellbehörde hatte Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel mittels einer Ministererlaubnis (Weisung) den Deal abgesegnet. Rewe, Norma und Markant bekämpften diese Entscheidung mit Klagen vor Gericht.

Aus Sicht Haubs sollten sie die Klagen noch diese Woche zurückziehen. Laut Süddeutscher Zeitung wollte Haub den Mitbewerbern die Klagen "abkaufen". Doch Rewe und Norma wollten für ihr Entgegenkommen kein Geld, sondern Filialen von Tengelmann. Doch für Haub ist eine Aufteilung aus zwei Gründen nicht möglich: Die Ministererlaubnis gilt nur für Käufer Edeka, und bei einer Aufteilung muss die Kartellbehörde ein neues Prüfverfahren einleiten. "Für eine solche Prüfung müssten wir mindestens sechs weitere Monate veranschlagen – Zeit, die Kaiser’s Tengelmann nicht mehr durchstehen kann", teilte Haub mit. 2015 betrug der Verlust angeblich 170 Millionen Euro.

Etwas im Busch?

Rene Benkos Signa wird als Interessent für gute Tengelmann-Standorte gehandelt
ABD0207_20150709 - WIEN - ÖSTERREICH: Immobilien-Investor Rene Benko während der Pressekonferenz zum Thema "Austria Campus" am Donnerstag, 09. Juli 2015, in Wien. - FOTO: APA/HERBERT PFARRHOFER
Geschieht kurzfristig kein Wunder, wird Kaiser’s Tengelmann filetiert, sprich die Standorte werden einzeln verkauft. Nutznießer dieses Übernahme-Debakels könnte die Handelssparte Signa Retail des österreichischen Immobilien-Investors René Benko sein, die gerade dabei ist, die Karstadt-Kette erfolgreich zu sanieren. Zwei Jahre nach der Übernahme schreibt die Kette Karstadt, die vom Sanierer und Lebensmittelhandelsexperten Stephan Fanderl gelenkt wird, wieder schwarze Zahlen. Das EbitDA, sprich das operative Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen für das Geschäftsjahr 2015/16 beträgt 50 Millionen Euro.

"Signa muss sich auf jeden Fall die guten Standorte von Kaiser’s Tengelmann anschauen, weil sie eine Wachstumsstrategie verfolgt", sagt ein Insider zum KURIER. "Signa hat bereits vor eineinhalb Jahren angekündigt, weitere Akquisitionen im deutschen Handel machen zu wollen." Signa wollte keine Stellungnahme abgeben. Das ist für Branchenkenner immer ein Signal, dass etwas im Busch sein könnte.

"Zu Herrn Dr. Fanderl hatten wir vor der Abgabe von Kaiser’s Tengelmann einmal Kontakt", bestätigt Tengelmann-Sprecherin Ann-Katrin Klocke dem KURIER. Mit Abgabe ist wohl der Vertrag mit Edeka vom Oktober 2014 gemeint.

Kaiser`s Tengelmann betreibt 133 Filialen in Berlin, 125 Standorte in Nordrhein-Westfalen und 188 in München und Oberbayern. Die Hälfte davon soll Verluste schreiben. Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub rechnet damit, dass bei einer Zerschlagung viele Arbeitsplätze zum Opfer fallen werden. Neben Kaiser´s Tengelmann sind auch die Tochterfirmen Birkenhof und Ligneus sowie der Bringmeister und Bringmeister Logistik sowie die Tengelmann E-Stores von der Abwicklung betroffen.

Zur Tengelmann-Gruppe gehören - außer Kaiser`s Tengelmann - auch die Baumarktkette OBI, der Textildiskonter kik, babymarkt.de und plus.de sowie die Immobiliengesellschaft Trei Real Estate und die Beteiligungsgesellschaften Emil Capital Partners, USA, und Tengelmann Ventures in Deutschland. Der Konzern ist in 19 Ländern tätig, betreibt insgesamt 4430 Filialen mit 88.000 Mitarbeitern. Der Netto-Jahresumsatz beträgt 8,24 Milliarden Euro.

Kommentare