Hälfte der jungen Österreicher: KI soll für mich shoppen

Jugendliche mit Smartphone auf einem Bett. KI-Apps sollen ihr Leben erleichtern.
Laut neuer Studie setzt sich künstliche Intelligenz im Handel immer stärker durch. Unternehmen müssen sich darauf einstellen.
  • AI Readiness Studie zeigt, dass KI im Handel an Bedeutung gewinnt und junge Österreicher bereit sind, Einkaufstätigkeiten an KI zu delegieren.
  • Unternehmen erkennen zunehmend die Vorteile von KI für Effizienzsteigerung und Automatisierung, haben aber Bedenken wegen des Datenschutzes.
  • Jüngere Generationen vertrauen KI für alltägliche Aufgaben, während ältere auf medizinische Fortschritte hoffen und seltener einen Arbeitsplatzverlust befürchten.

Je größer das Wissen über künstliche Intelligenz ist, desto eher ist die Einstellung dazu positiv - und Österreicher wissen immer besser über KI Bescheid. So lautet der Befund der AI Readiness Studie 2025, die der Handelsverband und Google am Dienstag präsentierten. Ein Drittel der Bevölkerung nutzt KI zwar gar nicht, aber selbst unter den "Golden Agern", den bis zum Jahr 1965 Geborenen, ist die Nutzung auf 53 Prozent gestiegen. Der Handel ist von dieser Entwicklung besonders betroffen.

Einkauf an den Assistenten delegieren

"KI ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Wir täten gut daran, uns darauf einzustellen", sagt Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbands. Besonders für junge Menschen gehöre der Umgang mit KI immer mehr zum Alltag. "Die Hälfte aller jungen Konsumenten würde ihren Einkauf gern weitgehend an einen KI-Assistenten delegieren." Aber auch über Altersklassen hinweg wird der Nutzen von KI erkannt. 67 Prozent wünschen sich Unterstützung bei der Suche nach dem günstigsten Angebot für ein bestimmtes Produkt.

Zehn Prozent der befragten Studienteilnehmer nutzen ChatGPT täglich. Der KI-Chatbot ist mit großem Abstand der bekannteste und beliebteste. Dahinter folgen Meta AI (u.a. in WhatsApp), Google Gemini und Microsoft Copilot. Am häufigsten werden die Programme angewendet, um Texte schreiben zu lassen, Informationen zu suchen, oder sich inspirieren zu lassen. "Wenn ich schon schlecht koche, kann ich zumindest versuchen, etwas Neues auszuprobieren", gibt Will ein Beispiel.

Von Billie Eilishs Empfehlungen zu jenen der KI

Inspirieren lassen sich manche Nutzer auch bei Kaufentscheidungen. In der Vergangenheit habe man sich hierbei eher auf Freunde und Familie verlassen. Später kamen soziale Medien und Influencer hinzu, sagt Will: "Wenn Billie Eilish sagt, dieses T-Shirt macht Sinn, dann wiegt das schwerer als der Rat von Familie und Freunden." Nun käme KI dazu, der Jugendliche der Generation Z (1997 - 2007) so sehr vertrauen, dass sich 17 Prozent davon psychologische Beratung holen.

Die jüngeren Generationen tendieren mehr dazu, sich von KI Hilfe bei alltäglichen Aufgaben zu wünschen. Ältere legen dagegen größere Hoffnungen in medizinische Fortschritte durch KI - etwa bei der Früherkennung von Krankheiten. Jüngere befürchten überdurchschnittlich oft einen Arbeitsplatzverlust durch KI, ältere machen sich hier weniger Sorgen.

Noch viel Luft nach oben bei Unternehmen

Unternehmen realisieren die Chancen von KI zunehmend. 62 Prozent sind ihr gegenüber positiv eingestellt. 40 Prozent diskutieren KI umfassend in ihrer Unternehmensstrategie - Großunternehmen häufiger als KMU. 15 Prozent haben KI bereits in einer zentralen Rolle im Unternehmen verankert. "Hier ist also noch viel Potenzial da", sagt Maimuna Mosser, Country Managerin Google Austria. In den häufigsten Fällen werde KI fim Marketing, im Kundenservice oder in der Administration verwendet. Neben der Textverarbeitung wird KI auch gerne für Übersetzungen oder das Generieren von Präsentationen eingesetzt.

Das Angebot an KI-Lösungen entwickle sich laut Mosser rasant weiter. Für Unternehmen sei es schwierig, am Ball zu bleiben. Von der KI-Nutzung erwarten sich die meisten Unternehmen Effizienzsteigerungen, die Automatisierung von Arbeitsprozessen und eine Kostenreduktion, berichtet Martina Oberrauch vom Institut Reppublika Research, das die Studie im Aufrag von Handelskammer und Google durchgeführt hat. Der Großteil der Unternehmen erwartet nicht, durch KI Arbeitsplätze abzubauen. Nur 17 Prozent erwarten, dass sich die Belegschaft dadurch verkleinern wird.

Größtes Bedenken ist der Datenschutz

Die größten Bedenken von Unternehmen bei der KI-Nutzung betreffen den Datenschutz, etwa die Einhaltung der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Wie sehr sich das verschlechterte Klima zwischen den USA und Europa seit der Präsidentschaft von Donald Trump hier auswirkt, ist unklar. Schließlich ist ein Großteil der bekannten KI-Dienste in US-Hand.

Wo Daten gespeichert sind, sei enorm wichtig, sagt Will. "Wir stehen total auf europäische Cloud-Lösungen." Mosser sagt: "Wir bieten auch als US-Unternehmen ausreichend Möglichkeiten an, Daten in Österreich zu lagern, bis hin zu wirklich komplett abgegrenzten Lösungen." Laut Will sei es auch aus anderen Gründen wichtig, KI-Entwicklungen wachsam zu beobachten und regulatorische Strategien zu entwickeln. Aktuell befänden sich KI-Lösungen nur in einem vergleichsweise niedrigen Entwicklungsstadium.

Entscheidungsfreiheit wächst

In Zukunft könnten sie viel weitreichendere Fähigkeiten und größere Autonomie erhalten. Dass KI selbstständig Einkäufe tätigt, sei Konsumenten derzeit noch relativ suspekt. In Unternehmen steige dagegen die Bereitschaft, auch die Entscheidungsfreigabe abzugeben, etwa was die Organisation von Lagerbeständen und die Beschaffung von Ware anbelangt.

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